"Wahrscheinlich denkt ihr jetzt: Was ist das schon, zwei Ingenieure. Die Sowjetunion hat uns viel mehr geschickt. So denkt ihr doch, und ihr habt recht. Aber ihr wißt nicht, daß zur Geschichte über Michailowitsch und Schulgin noch eine zweite Geschichte gehört. ..."(Werner Bauer (1963): Ulla. S. 120)Und nun geht diese unendliche Geschichte der Verbindung zwischen dem großen Bruder und der kleinen Eisenhüttenstadt in die nächste Runde.
"Ich fühle mich früh genug mit einbezogen", sagt Werner und betont: "Wir haben natürlich sofort unsere volle Unterstützung zugesichert, was dieses Projekt angeht."Na ein Glück!, will man da laut ausrufen. Der Bürgermeister weiß, was er zu tun hat und breitet die Arme weit aus, wie immer und bei allem, was den Stempel "Investition" und vielleicht auch "Arbeitsplatz" trägt. Tatsächlich ist der Kreml als Hauptaktionär von Gazprom und in gewisser Weise - auch was den jüngsten Umgang mit ehemaligen Schachweltmeistern und anderen Ruhestörern angeht - als lupenreiner Förderer der lokalen Wirtschaft herzlichst und unkritischst zu begrüßen. Damit hat man in Eisenhüttenstatd schon aus DSF-Tradition lange Erfahrungen und so richtig dagegen spricht ja auch nichts. Die Märkische Oderzeitung berichtet in ihrer heutigen Ausgabe, erwähnt auch die Sorge, die die EU angesichts des Gazprom-Engagements umtreibt sowie den Aspekt des Umweltschutzes: "Eine Riesennummer"
"Aber was später daraus werde, müsse man abwarten, sagt Werner. Negativ werde das bestimmt nicht sein."Da spricht der Nostradamus bzw. Schröderianer der Stadt in einer gewohnt langfristig reflektierenden Art. Entsprechend steht einer rosigen lokalpolitischen Zukunft nichts im Weg. Nur das OSF sollte sich Gedanken machen:
Mit wirtschaftlichen Entscheidungen mischt sich Gazprom in die Politik ein - außen wie innen. So übernahm das Unternehmen im Jahr 2001 den wichtigsten unabhängigen Fernsehsender NTW mit der Begründung, er habe seine Schulden bei Gazprom nicht zurückgezahlt. NTW hatte bis dahin stets kritisch über die russische Politik in der abtrünnigen Kaukasus-Republik Tschetschenien berichtet. Nach der Übernahme blieb diese Kritik aus. (ARD, 06.05.2006)
Obwohl - so richtig bissige Kritik an globalen Ereignissen und das OSF, von dieser Mesalliance ist bisher nichts bekannt. Und auch sonst ist die Stadt nicht unbedingt als Hochburg globalethischen Denkens bekannt und mehr als Kleingartenanlage.
Betrachtet man also dies und die alten Deutsch-Sowjetischen/Russischen-Traditionslinien und die Lingua Franca "Geld" (und, so munkelt man, "Machtpolitik"), die im Zweifelsfall alles mögliche übersetzt, liegt unsere kleine Heimat mehr im Trend denn je.
Kraftwerksbau kann an der Oder ist - denkt man z.B. an das Wetten Dass..?-Kraftwerk in Brieskow-Finkenheerd - auf eine lange Tradition zurück blicken. Und hier in Vogelsang stehen - im Gegensatz zum Heizkraftwerk Eisenhüttenstadts - die Grundmauern noch. Mal sehen, wie das Gazprom-Werk ausschauen wird. Persönlich kann ich mir architektonisch etwas im Stile des Heizkraftwerk Salzburg Mitte gut vorstellen...
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