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„Die Planstadt ist eine Allmachtsgeste.“ Vor nunmehr fünfeinhalb schnellen Jahren schrieb ich in diesem Blog eine kurze Betrachtung zu dieser These, die sich in der Besprechung zu einer Ausstellung in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fand:
„Die Planstadt ist eine Allmachtsgeste. Sie zeugt von Eroberungsdrang, einer normativen Kraft, die Widerspruch nicht duldet - militärische, männliche, martialische Assoziationen drängen sich auf. Planstädte sind ideologisch, gebauten Ideen kann kein Bewohner ausweichen. Jeden Tag stößt er an die Grenzen der Lebenskulisse, die auch seinen Denkhorizont abstecken soll, Planstädte wollen mehr als überzeugen: Sie wollen bezwingen.“Es war eine bittere Betrachtung und vermutlich in mancher Überspitzung auch an der Stelle manövrierend, an der man, gehörig Frustration im Blick, das eigentliche Ziel aus den Augen verliert.
„Die Planstadt ist eine Allmachtsgeste.“ Sie ist eine Weisung an ihre Bewohner. Sie ist die steingewordene Typisierung. Sie bestimmt damit zugleich – und das war typisch für die gesamte DDR – wie ein ihr eventuell begegnender Widerspruch aussieht. „Die Planstadt ist eine Allmachtsgeste“ – und jeder Umgang damit wird sich daran ausrichten müssen. Die vorgegebene Ordnung dominiert so oder so die Spielräume.
Irgenwie ist der Rückbau vor dem Sonnenschirm, also die Widersprüchlichkeit von Leben und Gehen lassen, ein zentrales Kennzeichen dieser von ihrer baulichen und gesellschaftlichen Vergangenheit in der Gegenwart heraus- und zum Teil auch überforderten Planstadt.
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