Die Bahn selbst erklärt, ihre Gebäude seien oft Schmuckstücke in den Kommunen gewesen.
Diese Zeit ist bei den meisten Stationen allerdings vorbei. Seit Jahren lässt die Bahn ihre einstigen Bahnhöfe verfallen; in die Unterhaltung wird nur noch so viel Geld gesteckt, dass die Sicherheit gewährleistet bleibt. Aus den einstigen Schmuckstücken sind Schandflecke geworden.
Der ehemals Fürstenberger und spätere Eisenhüttenstädter Bahnhof ist ein erstklassiges Beispiel für die Beschreibung aus der heutigen Ausgabe des Tagesspiegel (Kommunen erhalten Vorkaufsrecht bei Bahnhofsgebäuden). Im Land Brandenburg reagiert man nun ein wenig auf die Proteste des Deutschen Bahnkunden-Verbands und so lässt sich im Tagesspiegel lesen:
Der Bahnkunden-Verband hat vorgeschlagen, das Infrastrukturministerium solle die Gebäude zu einem symbolischen Preis übernehmen, anschließend sanieren und dann an interessierte Kommunen abgeben. Für eine Sanierung fehlt aber auch dem Ministerium das Geld. Es will den Kauf durch die Kommunen aber finanziell fördern, wenn sich die Gemeinden zu einem Kauf durchringen können.
Für den Eisenhüttenstädter Bahnhof kommt das Förderangebot aber leider zu spät, befindet er sich doch schon in den Händen eines Investors (vgl.
hier). So hat die Kommune hier nicht mehr viel zu melden, was ihr vermutlich auch nicht ganz ungelegen kommt. Der Bahn, deren doppelkopfschienenharter Vorstand die Kunden aufgrund deren weitgehender Abhängigkeit von dem Verkehrsunternehmen gemeinhin in einer Art und Weise schikaniert, wie es sich vermutlich höchstens noch die Stromversorger leisten können, tanzt gerade wieder mit
hardrock'n'rolligen Nachtreten gegenüber den Gewerkschaften um das goldene Kalb der Ertragsprognosen und hat sich bekanntlich längst von der Vorstellung, sie könnte eine andere gesellschaftliche Rolle haben, als der Mikrokosmos eines Otto Normal-
Short Seller absteckt. Niederer geht es wohl kaum:
Um die Kosten aufzufangen, müssten sich die Kunden auf höhere Ticketpreise einstellen, sagte Mehdorn. Zudem müsse der Konzern "alle Möglichkeiten zur Rationalisierung einschließlich der Verlagerung von Arbeit in Billiglohngebiete nutzen"
Ostbrandenburg hat der Bahnchef aber nicht im Auge, auch wenn hier in zahlreichen Branchen durchaus knapp am Existenzminimum verdient wird. Immerhin:
Für den Bahnbetrieb braucht die Bahn nur noch Bahnsteige, an denen die Züge halten. Der Zugang erfolgt neben den Bahnhofsgebäuden. Und vielleicht gibt es noch einen Unterstand auf dem Bahnsteig dazu.
Allerdings sollte sich das in Hinblick auf wirtschaftliche Risiken fast unverantwortlich leicht gefederte Verkehrsunternehmen nicht nur fragen, was es selbst braucht, sondern was seine Kunden benötigen (womöglich wünschen). Andererseits könnte es sein, dass als Bahnkunden gar nicht diejenigen betrachtet werden, die auf dem freizugigen Holzbahnsteig in Erkner im Dezember ohne klare Durchsage 40 Minuten Verpätung abwarten, sondern die, die irgendwann einmal die zur Privatisierung freigegebenen Anteile erwerben sollen. Dann geht das Konzept natürlich völlig auf und ich möchte zu diesem Bravourstück gar nichts gesagt (bzw. geschrieben) haben. Außer natürlich, dass ein Verschwinden des Bahnhofsgebäudes für Eisenhüttenstadt einen weiteren Verlust markieren würde, den manche bedauern und andere begrüßen.
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