Wenn man sich als jemand, der nicht völlig anspruchsfrei an seine Frühstückslektüre herangeht, mit der Märkischen Oderzeitung, speziell mit dem Regionalteil für Eisenhüttenstadt plus Region, zu beschäftigen versucht, muss man nicht selten relativ hart im Nehmen sein und bedauert zumeist zutiefst und zerknirscht ins Kaiserbrötchen verbissen, dass es für die Oder-Spree-Region kein ernstzunehmendes Parallelmedium gibt. Denn dann, so könnte man hoffen, würde endlich auch in der lokalen Presselandschaft der für die viel gepriesene Marktwirtschaft typische Wettbewerb wenigstens ein Quentchen Chance auf die Durchsetzung von journalistischen Mindeststandards, wenn nicht sogar ein bisschen Qualität und Originalität, aussäen. Dies ist natürlich reine Utopie und passt damit natürlich zum Gründungsanspruch der Stadt, jedoch sicher nicht in die Brunchbox eines mündigen Bürgers.
Nun gut, man hat sich abgefunden und beisst in den sauren Presseapfel, gegen den die Berliner Zeitung fast wie Sinn und Form wirkt.
Was uns da aber das quasi verschriftlichte Ortsfernsehen am Freitag zumutete, lässt selbst dem tapfersten Pelikan den Haferschleim im Halse stecken. Was bitteschön, liebe MOZ Lokalredaktion Eisenhüttenstadt, soll folgende Meldung: Mehr Auswahl nach Kaufland-Umbau. Natürlich gehe ich davon aus, dass hier nicht ein einziger roter Heller, denn einen solchen ist dieser Beitrag wahrlich nicht wert, aus dem Kaufland in die Lindenallee rollte, denn ansonsten fehlte doch wahrnehmenswert die Kennzeichnung "Anzeige", ohne die der dortige "Artikel" ein Musterbeispiel für einen Verstoß gegen das Brandenburgische Landespressegesetz § 11 darstellen würde. Allerdings könnte man als böswilliger und MOZ-Eisenhüttenstadt-feindlichgesonnener Leser Sätze wie:
Die Kaufland-Tankstelle bietet Kraftstoffe zu günstigen Preisen an.
durchaus als etwas "interessengeleitet" auslegen, zumal der Hinweis auf ein nahezu identisches Spritangebot beim Konkurrenten Marktkauf nirgends aufzutauchen scheint. Falls hier ein ganz neutraler Standpunkt vorliegt, bleibt natürlich die Frage, auf welchem Niveau man sich bewegt, wenn man eine Pressemeldung eines Einzelhandelsunternehmens in einer Form abdruckt, die bestenfalls in den Werbebroschüren des Unternehmens selbst eine Berechtigung besäße. Hier wird der Leser verkauft, und zwar für saudumm.
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