Zum Abend (bzw. zur Nacht) noch schnell die MOZ-Schau des Tages.
Erstens gibt es einen Rapport zum Mitternachts-Shopping-Spektakel im City-Center (Eingekauft bis Mitternacht). Freudig nimmt man zur Kenntnis, dass hier ein Nachtasyl mit hohem Erlebnisfaktor erschaffen wurde:
Für die Teenager war das auch eine feine Sache. "Endlich mal was los bei uns", meinten Lukas und Tobias, die mit ihren Freunden durchs City Center zogen. "Sowas könnten die hier öfter machen."
Und Helmut Scholz sieht gar eine Zeitenwende aufziehen:
"Früher waren wir Sonnabendabend tanzen, heute gehen wir um diese Zeit einkaufen."
Das verwundert natürlich nicht, wenn man die Gruselstories über das vermutlich einzig verbliebene prominente Tanzlokal "Magnet" hört. Dass Familie Scholz da lieber durch den Baumarkt walzert und foxtrottet, kann man in diesem Fall gut nachvollziehen.
Der zweite interessante Bericht gibt ein paar Eindrücke eines Forums zu Jugendgewalt und Jugendkriminalität der Friedrich-Ebert-Stiftung wieder, welches am Samstag im Rathaus stattfand. Obwohl man angesichts der Alterstruktur und den Unkenrufen bezüglich der demografischen Entwicklung kaum glauben möchte, dass Jugendkriminalität überhaupt noch stattfinden kann, gibt es laut Aussage von Oberstaatsanwalt Carlo Weber (Staatsanwaltschaft Frankfurt/O.) in der "Region" Eisenhüttenstadt immerhin 45 junge Menschen, die zehn oder mehr Straftaten verübt haben, was den Rekord im Landkreis darstellt, darunter ein "17jähriges Mädchen aus dem Kreis, dass 140 Straftaten begangen hatte".
Wichtig ist es für den Oberstaatsanwalt, die Anwendung des Rechtsmittels Bestrafung zu intensivieren und auch "versagende Eltern härter anzufassen", wobei - was meine bittere Prognose ist - das letztere die Jugendlichen nicht selten schon selbst in die Hand nehmen.
Insgesamt offenbart sich in der schillernden Argumentationslinie des Oberstaatsanwaltes ("Disziplinierung statt Fantasien") reichlich Fantasie- und Hilflosigkeit, was sicher nicht unbedingt ihn persönlich auszeichnet, sondern ein grundgesellschaftliches Dilemma offenbart: das Fehlen von Sinn, das man zwar prima mit Konsum (z.B. am Samstagabend, sh. oben) kompensieren kann, was aber einerseits - wie die meisten Drogen - keine nachhaltige Wirkung mit sich bringt und andererseits ersteinmal ein bisschen Geld als Zugangstoken voraussetzt. Jugendkriminalität ist entsprechend entweder Beschaffungskriminalität oder Kompensationshandeln und eine Lösung wird es hier nicht geben, solange man das goldene Kalb "Zerstreuung durch Kaufkraft" anbetet.
"Disziplinierung" ist immerhin ein schönes Sedativum, was letztlich allerdings nur ein kleinwenig Symptome abfängt. Als Therapie ist es, jedenfalls mit diesem Bestrafung-Über-Alles-Ansatz, nicht geeignet.
Für die eigene Verhaltenslandkarte in der Stadt sollte man sich vielleicht die Angaben von Amtsrichter Peter Wolff vermerken, der als Schwerpunkte der Jugendkriminalität in Eisenhüttenstadt "Fürstenberg" und die Gegend "rechts und links vom Zentralen Platz" nennt.
Der dritte nennenswerte Bericht in der heutigen MOZ-Ausgabe bezieht sich auf das Anbaden in einer der Kiesgruben nördlich von Eisenhüttenstadt, zu dem die unermüdliche Mechthild Tschierschky ebenfalls am Samstag einlud, mit Erfolg, wie das Bild in der MOZ zeigt:
In dem kleinen Text wird die wahrhaft - ein anderes passendes Wort fällt mir gar nicht ein - krasse Gegebenheit noch einmal kurz geschildert, die sich beim Abbaden am 30. Dezember ereignete:
Damals hatte sich auch Renate Kobelke unter die Eisbader gemischt. Plötzlich und unerwartet wurde sie von ihrem Mann mit einem Messer angegriffen.
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