Die Musikgeschichte der Stadt muss neu geschrieben werden, neue Hör-Geräte sind aufgetaucht! Doch immer schön der Reihe nach.
Jüngst weilte ich in der Stadt, die wir alle gut kennen, um dort den Obelisken auf dem Platz des Himmlischen Friedens (manche nennen ihn auch Platz des Gedenkens) zu fotografieren. Allerdings neigte sich die liebe Herbstsonne bereits dem Horizont zu, als ich erst am Bahnhof Eisenhüttenstadt ankam. Um ins Stadtzentrum zu gelangen, musste ich also noch den Bus des EPNV benutzen, der zuvor noch eine kleine Stadtrundfahrt durch die schon abgerissen oder noch abzureißenden Wohnkomplexe vollführte. Der Busfahrer schien gerade Sten Nadolnys "Entdeckung der Langsamkeit" gelesen zu haben und während der Fahrt darüber zu sinnieren, denn der Bus rollte in gemütlicher Schrittgeschwindigkeit über das Straßenpflaster. Je langsamer der Bus fuhr, desto schneller ging die Sonne unter.
Als ich dann endlich am Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft ankam, war mir ganz und gar nicht nach Freundschaft zumute und ans Fotografieren war auch nicht mehr zu denken. Da vernahm ich plötzlich von irgend woher Geräusche in dieser ansonsten so leisen Stadt. Das kommt doch aus der Lindenallee? dachte ich verwundert. Randalierer? Demonstranten? Ich fuhr meine Ohren aus und bewegte mich auf die Quelle des von den Häuserwänden reflektierten und gebrochenen Geräuschs zu. Langsam konnte ich es identifizieren, es handelte sich um ein altbekanntes Arbeiter- und Kampflied, welches seinerseits von der Solidarität handelt:
"Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht. Beim Hungern und auch beim Essen, vorwärts und nicht vergessen: die Solidarität!"
Eine kleine Gruppe von Menschen stand vor der Treppe vom Friedrich-Wolf-Theater, fünf oben, zehn unten, und sang begleitet von einem fähigen Gitarrero zusammen das Solidaritätslied von Bertolt Brecht, welches ich zuletzt gehört habe, da lebte Erich Honecker noch. Die Montagsdemo!!! Und alles live! Ein paar Jugendliche saßen etwas abseits und betrachteten die ganze Verantstaltung wie eine Fernsehsendung - als kleine Ablenkung vom tristen grauen Alltag.
Nun habe ich entdeckt, dass es weitere dieser live eingespielten Stücke bereits im Netz gibt, und zwar hier: www.aktion-montagsdemo-eh.de/downloads.htm.
- Montagsdemolied (mit etwas demolierter Stimmung): lädst du hier!
- Ihr Leute: lädst du hier!
- Du hast ja ein Ziel vor den Augen (und kein Brett vor dem Kopf): lädst du hier!
Das Solilied ist nicht mit dabei, wie man und frau sieht, aber das wird hoffentlich bald nachgereicht. Wenn wir ganz lieb bitten. Oder?
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