Da in den letzten Tagen häufiger im Internet Suchende mit der Frage nach der Adresse der noch nicht gebauten Papierfabrik, die sich im Osten Eisenhüttenstadts demnächst erstrecken (und so manchen lang nicht in der Heimat Gewesenen bei der Einfahrt mit der Bahn mit ihrer plötzlichen Präsenz vielleicht sogar erschrecken) wird, über die bekannten Suchmaschinen dieser Erde (z.B. so) zu uns stoßen, wir aber keine Anschrift parat haben und doch gern weiter helfen möchten, hier der knappe Hinweis, dass das Gewerbegebiet am Standort durch die dort wohl noch so heißende Oderlandstraße erschlossen wird und - für alle Militärhistoriker unter den Anfragenden - nahe dem Gebiet des verwilderten, überwucherten und so gut wie verschwundenen Kriegsgefangenenlagers Stalag IIIb neben dem Oder-Spree-Kanal liegt. Dies jedoch nur am Rande.
Ins Zentrum ist dagegen eine aktuelle Ausschreibung in der Jobbörse der FAZ zu rücken: Für die Papierproduktion am Standort Eisenhüttenstadt sucht die fabrikbauende Progroup über eine Vermittlungsfirma "eine/n versierte/n Leiter/in technische Dienste Mechanik". Alle interessierten Maschinenbauer/innen senden ihre Bewerbungsmappen entsprechend ersteinmal nach Dresden und befolgen die Aufforderung in der Kopfzeile der Ausschreibung: Freuen Sie sich auf Ihre Zukunft. Die Produktionslinie wird vermutlich die Metso Corporation liefern und die wiederum stammt - olala - ausgerechnet aus Finnland. Die omnipräsenten bösen Zungen tropfen wohl demnächst wieder ihren Wermut ins Sektglas und behaupten, dass sie irgendetwas wie Nokia trapsen hören. Aber hier ist nicht das Ruhrgebiet, der Hauptinvestor (neben dem Land Brandenburg und auch das) deutsch, Bochum weit weg und Papier geduldig, hoffentlich auch was Renditeerwartungen angeht. Sollte es dennoch zum Äußersten kommen, sind die Bilder auf den Titelseiten schon jetzt deutlich vorstellbar: Aufgebrachte Wirtschaftspolitiker und andere empörte Vertreter der Öffentlichkeit verbrennen aus Protest öffentlich Papier und drohen damit in Zukunft keines mehr - jedenfalls der entsprechenden Marken - zu benutzen. Welch gruseliges Szenario, das hoffentlich niemals - mein Trendwort des Tages - realit wird.
Noch ist die Propapierfabrik weitgehend ein Modellprojekt, dass sich samt Miniaturfuhrpark und -baumbestand in der Eisenhüttenstadt-Lounge des Rathauses neben dem Stadtmodell erstreckt und zu allerlei Presseterminen prominent präsentiert wird. Bald jedoch geht es ans Eingemachte (bzw. Eingestampfte) und wer sich mal ein Bild von den Prozessen in der Papierproduktion gemacht hat, hofft vor allem, dass die Chemie stimmt und im betriebsinternen Reinigungszyklus bleibt. Alle anderen hoffen vor allem auf den wie auch immer sich zeigenden Aufschwung durch frische Industriearbeitsplätze.
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