Während ich auf meinen "Ruf-Bus" - eines der Elemente, mit denen Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee den Exodus der ostdeutschen Frauen
stoppen will, z.B. in dem sie einfach eine Möglichkeit haben, abends wieder heim zu
den Jungs zu fahren - warte, blättere ich noch einmal durch den virtuellen Presseblätterwald zu Eisenhüttenstadt der letzten zwei Tage, der sich unbearbeitet in meinem
Feedreader stapelt und demnächst verfällt. Die
balkonbaufreudige Gebäudewirtschaft wurde schon
kommentiert, nicht erwähnt wurden jedoch Beate Lanzky und Christian Prütz. Die beiden wird man sich in diesem Sommer einfach merken müssen, denn sie
sind die Gewinner des Fotocastings für das Stadtfestpostermotiv und werden bald auf den realen und den virtuellen Plakatwände der Stadt zu sehen sein. Noch schmückt sich die Webseite
www.dasstadtfest.de das selbstreferentielle Fotomotiv des letzten Jahres, wobei ich die Namen der Protagonisten mittlerweile vergessen habe. Stadtfestpaar ist man nur einen Sommer und die kollektive Erinnerung währt bekanntlich nur sehr kurz. Bald sind die Beiden gänzlich weg vom Browserfenster und durch Beate und Christian ersetzt. Was bleibt ist ein Archivbild in der
virtuellen Ablage und die persönliche Erinnerung. Damit man heute weiß, wenn man ab bald bis August um sich hat, liefert uns die Märkische Oderzeitung ein paar persönliche Zusatzinformationen:
Beate ist 19 Jahre alt und geht auf das Albert-Schweizer-Gymnasium in die 12. Klasse. Nach dem Abi möchte sie entweder in den gehobenen Dienst der Polizei oder zur Lufthansa als Stewardess. Christian ist 21 Jahre alt und überbrückte seine Zeit als Ausbildungssuchender als
Rettungssanitäter und -schwimmer. Ab September beginnt er eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann bei der Eisenhüttenstädter Wohnungsbaugenossenschaft (EWG).
Dort wird er vielleicht auch mit dem aktuellen Skandalthema der
Wohnungsbaugenossenschaft konfroniert: der Wohnungserfassung.
"Die iwb Entwicklungsgesellschaft erfasst im Auftrag der EWG Eisenhüttenstadt technische Merkmale, Ausstattung und Zustand Ihrer Wohnung mit Informationen zum Keller bzw. Dachbodenraum."
zitiert die MOZ aus dem Informationsfaltblatt der EWG. Die wiederum beteuert, dass die Braunschweiger Immobilienwirtschaftliche Beratung (iwb) hier nicht so umspringt, wie es die Frankfurter Allgemeine Zeitung für den Umgang von Miro Klose-Berater Alexander Schütt mit seinem Schützling
annimmt. Die Entwicklungsgesellschaft wird entsprechend nach getaner Erfassungsarbeit die EWG - was übrigens auch nicht in der Zweitbedeutung für
Entwicklungsgesellschaft steht - bald auf ihrer
Kundenliste nachtragen und Udo Ramisch aus der Weinbergsstraße kann beruhigt aber erfasst weiterwohnen. Mit Azubi Christian könnte sich übrigens einiges für die iwb ändern. Denn bislang erhielt sie den Zuschlag aus folgendem Grund:
"Wir haben kein überschüssiges Personal, dass sich alle Wohnungen ansehen und die Eingabe in den Computer zusätzlich leisten kann."
So die die EWG-Vorstandsvorsitzende Verena Rühr-Bach. Aber vielleicht hat man mit dem Auszubildenden auch etwas anderes vor...
Etwas ganz anderes steht bei der Konkurrenz Gebäudewirtschaft auf der Agenda: der Fall
Werner M. Dieser vermutet Schimmel in seinem Schlafzimmer. Der sei auch da, aber nicht aktiv, meint die GeWi, weswegen sie keinen Handlungsbedarf und schon gar keine Recht auf Mietminderung sieht. Nun sind die Fronten hart, die Schotten dicht und die Situation verfahren bis zum Räumungsverfahren. Was ich von Raumklimaexperte Jörg Göhler aus dem Artikel mitnehme, ist die Differenzierung von "Stockfleck" und "Schimmel", die ich beim Party-
Small Talk bislang immer synonym eingesetzt habe:
""Nein, das ist kein lebendiger Schimmel. Das ist ein alter Stockfleck", sagt er. Wäre es Schimmel, würde der auch durch die Tapete kriechen. n. Doch die Wand des sanierten Hauses sei nicht feucht und auch die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer findet er nicht zu hoch. Baumängel liegen keine vor."
Der Laie staunt und wundert sich, wie in einem "sanierten" Haus ein "alter" Stockfleck überleben kann, weiß aber, dass "saniert" und "alt" zum Teil recht (stock)schwammige Begriffe sind. Und das nicht jeder so argwöhnisch das Einzelwort auf die Goldwaage legt, wie es hier manchmal geschieht.
Einen Kampf ganz anderer Art
gibt es am Samstag in der Inselhalle. Dort wird der "Cruiser"
René Hübner, Boxer und Kind des V. Wohnkomplexes, seinen GBC-Weltmeisterschafts-Gürtel gegen
Artem Solomko aus der weissrussichen Zementmetropole
Kastiukovichy verteidigen. Das ist insofern auch ein außergewöhnliches Ereignis, weil es meines Wissens der erste Profikampf des Eisenhüttenstädters in seiner Heimatstadt ist.
Andere Eigengewächse der Stadt haben es unter dem lobenden Zusatztitel "Raffiniert" in den Berliner Kurier geschafft:
Marihuana-Plantage hinterm Geheimtresor.
Nicht ganz so raffiniert ist der Vergleich, mit dem Andreas Wendt
seinen Beitrag zur Wiedereröffnung der Freilichtbühne einleitet:
Ein Abend auf der Freilichtbühne ist ein Risiko wie Urlaub machen an der Ostsee: Du kannst Dich wunderbar unterhalten lassen in einer lauen Sommernacht, es kann aber auch wie aus Eimern schütten und das Konzert zum Überlebenstraining werden lassen.
Am 15. Juni wird die Bühne mit allerdings nicht mit einem Konzert sondern mit Carlo Goldonis Muster Comedia de'll arte "Der Diener zweier Herren" eröffnet. Ein wenig schade ist, dass die Leiterin der Freilichtbühne (und des Friedrich-Wolf-Theaters) die Aufführung gleich ein wenig - wenn auch sicher ungewollt - als "Probe" abwertet:
Los geht es aber erst einmal mit einer Art Generalprobe am Freitag nächster Woche: Das Theater Frankfurt führt am 15. Juni ab 21 Uhr die Sommerkomödie "Der Diener zweier Herren" auf. "Für uns ist das auch eine Art Testlauf. Wir schauen, wie Not- und Wegebeleuchtung nach Einbruch der Dunkelheit wirken", freut sich Dobisch-Döhmer schon jetzt.
Allerdings könnte es durchaus passieren, dass die Lichter ins Tal nur den Heimchen heimleuchten:
Die Aufführung der "Russischen Märchenkutsche" am 23. Mai ist mangels Nachfrage ausgefallen.
Zum Schluss, kurz vor dem Bus, soll schließlich das Füllhorn des Konjunktur-Optimismus erwähnt werden, welches Eisenhüttenstadts Bürgermeister Rainer Werner jüngst in der Stadtverordnetenversammlung den Verordneten vorschüttelte:
"Die konjunkturelle Belebung hält Einzug in Eisenhüttenstadt", behauptete Werner.."
schreibt Andreas Wendt korrekterweise in der Märkischen Oderzeitung, denn die
Behauptung lässt sich vorerst noch nicht vollends belegen. Vermutlich aber bald, denn jetzt wird auch noch eine Bioethanol-Fabrik für den neuen Chemie-Standort Eisenhüttenstadt geplant. Und Rainer Werner möchte noch mehr:
"Ausruhen geht nicht. Der Wettbewerb in anderen Regionen und Städten schläft nicht."
So ist's recht gedroschen. Augen auf und drauf! Stadt gegen Stadt. Wer rastet der rostet. Müßiggang ist aller Laster Anfang. Ohne Fleiß kein Preis. Vor dem Erfolg liegt die Arbeit. Per aspera ad astra. Nichts fällt einem in den Schoß. Und da der
Hercules Furens Rainer Werner dies alles weiß und achtet, brummt der Investitions- und damit der Gewerbesteuermotor wieder ganz gut und in Zukunft wahrscheinlich sogar noch besser:
Vor allem Arcelor Eisenhüttenstadt sei es zu verdanken, dass sich das Gewerbesteueraufkommen in Eisenhüttenstadt seit 2006 deutlich gesteigert hat und jetzt sogar dazu führt, dass Eisenhüttenstadt nach Jahren das Haushaltsjahr mit einem positiven Ergebnis von 660 000 Euro abschließen wird.
Endlich kann Eisenhüttenstadt nach
Jahren sein
Haushaltsjahr abschließen und dies sogar mit einer 2/3 Million im Plus. Die könnte man z.B. mal in ein paar Spieler investieren, die dem
EFC Stahl unter die Arme greifen. Der lässt sich nämlich von Blau-Gelb Laubsdorf noch mehr Tore
einschießen als San Marino vom deutschen Sommermärchen-Sturm und verlässt damit so unglücklich wie - leider - vorhersehbar die Verbandsliga...
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