Aber die leeren Regale, die Wühltische mit dem Ramsch, den niemand braucht – sie stehen nicht in Eisenhüttenstadt oder Wladiwostok, sondern sind so etwas wie die kaufmännische Ultima ratio mitten in Solingen.
Nicht dass es in Eisenhüttenstadt keine
Geschäfte voll mit Ramsch gibt, den keiner braucht. Aber dass sie so schön als Klischee für realsozialistische Tristesse verwurstelbar ist, wie dies heute Martin Oberpriller für RP online tut, ist auch nichts, worüber man sich allzu sehr freut. In dem
Text selbst geht es um die Schließung des Globus-Kaufhauses im Solinger Stadtteil Wald, den die meisten vermutlich mit der dortigen Sternwarte verbinden und den sporthistorisch Interessierten ist vielleicht auch noch das dortige Stadion, die "Jahnkampfbahn" ein Begriff, deren Baugeschichte zeigt, dass ABM-Maßnahmen bereits in den 1920er Jahren Früchte trugen.
Übrigens heißt
Globus jetzt Toom -
manches ändert sich schoom, möchte man da gleich nachkalauern, was aber nicht für diese
Globus-Häuser gilt - und gehört dem Revisionsverband der Westkaufgenossenschaften, also zu ReWE, der aber namensgetreu relativ wenig im Osten präsent ist. Insofern wird es wohl auch keine hiesige Schließung eines SB-Marktes aus der Rewe-Palette geben können, die man mit einem Revanche-Artikel wie folgt beschreiben könnte:
Wo früher die Stadtprominenz eimerweise Tobikorogen und Creme Brulée schlürfte, herrscht jetzt eine gähnende-provinizielle Ödnis in den Regalen, dass sich der Besucher in Solingen bzw. Harare wähnt, dass früher Salisbury hieß, aber nicht nach dem Lied Salisbury Hill von Peter Gabriel benannt war.
Bevor die Lage eskaladiert, wie's früher bei den Wehrspartakiaden der GST hieß, lenken wir lieber auf eine erfreulichere Nachricht. Mit dem jungen Künstler
Michael Krenz, gibt es ein "Kind der Stadt", dass es hervorzuheben gilt, denn der Absolvent der Burg Giebichenstein
erhielt den Kunstpreis der Stiftung der Stadt- und Saalkreissparkasse Halle für seine Diplomarbeit "Sag ja zu yes", was schon ein wenig nach postmodernem Schaffensverständnis riecht. Vom ästhetischen Ansatz passt er in jedem Fall zu seiner Heimatstadt, wenn man
die Arbeit "we will win" (bzw.
hier) als Maßstab nimmt. Ob der Titel eine Anspielung auf den Stadtumbau Ost und die diesen umsetzenden Wohnungsverwaltungsunternehmen darstellt, soll an dieser Stell mal offen bleiben.
Weniger spektakulär, aber dennoch für uns als generell an Verbleibstudien zu Eisenhüttenstädtern in aller Welt Interessierte schön zu lesen, ist die
Geschichte, die uns der Zeitzer "Wochenspiegel" bietet:
Sandy Preuß aus Eisenhüttenstadt kam vor drei Jahren in die Elsterregion. Ihre Liebe zu einem alten Haus in Waldau hatte sie hierher gezogen - und “weil die Gegend so schön ist”, wie sie sagt. Leider gelang es der ausgebildeten Sozialpädagogin nicht, hier eine Arbeit zu finden. Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme löste die andere ab, schließlich folgte Hartz IV. Ein Zustand, den sie nicht länger hinnehmen wollte. “Als ich im Winter zu Hause saß, habe ich überlegt, was ich machen könnte” erinnert sie sich. Da kam sie auf die Idee mit dem Barfußlabyrinth.
Das Bild des Tages ist diesmal ein typisches Postkartenmotiv und stammt aus der Coolpix S4 von x*, einer Kamera, der manche solche entzerrten Aufnahmen gar nicht zutrauen. Aber man sieht: Es muss nicht immer High-End-Fototechnik sein, sondern nur ein geschickter Finger am Auslöser, um die Welt fast schöner abzubilden, als sie eigentlich ist:
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