Lass scheppern Kumpel.
Unlängst erzählt mir eine Bekannte, die aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet stammt, dass ihr Vater, der einen noch halbwegs funktionstüchtigen Herd gegen einen neuen austauschte, diesen, bevor er ihn zur Entsorgung an den Straßenrand stellte, sorgfältig endgültig unbrauchbar machen, damit er möglichen polnischen Hausratsammlern, die wohl ab und zu mit klapprigen Autos und riesigen Anhängern auf der Suche nach Verwertbarem vorbei fahren, ja nichts schenkte.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie musste ich an diese Schilderung denken, als ich heute in der Glasbläserstraße zufällig in die Lage geriert, die dortigen Abrissvorbereitungen zu betrachten. Schwitzende Männer an den Fenstern im fünften Stockwerk wuchteten Herde und Badewannen über das Fensterbrett, um diese mit sichtlichen Vergnügen dem freien Fall und der harten Landung auf dem betonierten Fußweg zu übergeben.
Und gleich darauf kam mir eine Szene in den Sinn, die ich einmal auf einem Friedhof der Stadt beobachten konnte: Nach einem für die Angehörigen emotional sichtlich aufreibenden Hinablassen des Sarges in die offene Grube, dem Hineinwerfen der Blumen und schließlich dem Abzug der verzweifelten Hinterbliebenen dieses - wie sich später am Grabkreuz ablesen lies - ungewöhnlich jung Gestorbenen, rief der am Ort verbliebene Bestatter zwei grobschlächtige Männer zu sich, die, bevor sie die Schaufel schwangen, erst einmal grinsend ihre Zigarettenstummel dem Sarg hinterher schnippten, um im Anschluss dummdreist witzelnd Staub zu noch nicht Staub zu fügen.
Schlagartig überfiel mich heftige Abscheu vor dem, was ich da sah, und später, beim Verlassen des Friedhofs, eine Art Neid denjenigen gegenüber, denen es - wie immer sie es auch schaffen - gelingt, solche Inszenierungen der rohen Stumpfheit des alltäglichen Menschseins zeitlebens zu verpassen (bzw. die es immer wieder zu vergessen vermögen) und die bis zuletzt glauben, dass an einem bestimmten Punkt alle Menschen eine Form natürlichen Gefühls für Würde besitzen.
Meine Empfindung beim Verlassen des Schlachtefestes im Innenhof mit all den zerschlagenen Wannen und Herden war der damaligen nicht unähnlich.
P.S.
Für alle, die die aktuelle Stadtumbau-Show verpassen, hat Ludwig Burkhardt, Vorstandsmitglied des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) gute Nachrichten:
Unlängst erzählt mir eine Bekannte, die aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet stammt, dass ihr Vater, der einen noch halbwegs funktionstüchtigen Herd gegen einen neuen austauschte, diesen, bevor er ihn zur Entsorgung an den Straßenrand stellte, sorgfältig endgültig unbrauchbar machen, damit er möglichen polnischen Hausratsammlern, die wohl ab und zu mit klapprigen Autos und riesigen Anhängern auf der Suche nach Verwertbarem vorbei fahren, ja nichts schenkte.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie musste ich an diese Schilderung denken, als ich heute in der Glasbläserstraße zufällig in die Lage geriert, die dortigen Abrissvorbereitungen zu betrachten. Schwitzende Männer an den Fenstern im fünften Stockwerk wuchteten Herde und Badewannen über das Fensterbrett, um diese mit sichtlichen Vergnügen dem freien Fall und der harten Landung auf dem betonierten Fußweg zu übergeben.
Und gleich darauf kam mir eine Szene in den Sinn, die ich einmal auf einem Friedhof der Stadt beobachten konnte: Nach einem für die Angehörigen emotional sichtlich aufreibenden Hinablassen des Sarges in die offene Grube, dem Hineinwerfen der Blumen und schließlich dem Abzug der verzweifelten Hinterbliebenen dieses - wie sich später am Grabkreuz ablesen lies - ungewöhnlich jung Gestorbenen, rief der am Ort verbliebene Bestatter zwei grobschlächtige Männer zu sich, die, bevor sie die Schaufel schwangen, erst einmal grinsend ihre Zigarettenstummel dem Sarg hinterher schnippten, um im Anschluss dummdreist witzelnd Staub zu noch nicht Staub zu fügen.
Schlagartig überfiel mich heftige Abscheu vor dem, was ich da sah, und später, beim Verlassen des Friedhofs, eine Art Neid denjenigen gegenüber, denen es - wie immer sie es auch schaffen - gelingt, solche Inszenierungen der rohen Stumpfheit des alltäglichen Menschseins zeitlebens zu verpassen (bzw. die es immer wieder zu vergessen vermögen) und die bis zuletzt glauben, dass an einem bestimmten Punkt alle Menschen eine Form natürlichen Gefühls für Würde besitzen.
Meine Empfindung beim Verlassen des Schlachtefestes im Innenhof mit all den zerschlagenen Wannen und Herden war der damaligen nicht unähnlich.
P.S.
Für alle, die die aktuelle Stadtumbau-Show verpassen, hat Ludwig Burkhardt, Vorstandsmitglied des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) gute Nachrichten:
Bereits ab 2010 müsse mit einer „zweiten Leerstandswelle“ gerechnet werden [...] Deshalb gebe es „zu einer Fortsetzung des Stadtumbau-Ost-Programms mit seinen Komponenten Abriss und Aufwertung keine Alternative“. (Tagesspiegel)Das verspricht auch für Eisenhüttenstadt perspektivisch ein langanhaltendes krachblechernes Donnerwetter der Wohnungsmarktanpassung.
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