Mein Lieblingsradiosender Deutschlandfunk ist berühmt für ruhige, sachliche Reportagen die den ARD-Weltspiegel gemeinhin wie effektheischendes Boulevard-Fernsehen aussehen lassen. Der Vorteil bei der Radioreportage liegt nämlich darin, dass hier nicht mit Bildern emotionalisiert werden kann, sondern allein die Macht des gesprochenen Wortes bzw. gerauschten Geräusches bestimmt, was der Hörer vor seinem inneren Auge sieht. Es ist also ein höchst fantasieförderndes Unterfangen, muss man sich das Bild zum Ton doch selber herbeidenken.
Für alle Freunde des Stahls gibt es morgen abend eine hervorragende Möglichkeit zum Fantasiebildnern, denn ab 20:10 Uhr läuft im Deutschlandfunk in der Reihe "Studiozeit" eine Reportage über das indische Hüttenwerk Rourkela: Stahl um jeden Preis.
Es gibt für uns mindestens zwei Gründe, sich die Sendung anzuhören: Erstens ist Rourkela ebenfalls eine Quasineugründung der 1950er, die erst durch das mit deutscher Hilfe gebaute Stahlwerk zu einer richtigen Stadt wurde und zweitens - à la "Steel is coming home" - ist unseres EKOs geliebter Mutterkonzern mittalweile auch ein indischer. So kann man vielleicht ein bisschen über das indische Stahlverständnis lernen und demnächst derart weitergebildet bei Werksführungen als wahrer Kenner smalltalken. Im Gegensatz zu unserer märkischen Oderstadt hat man es im indischen Dschungelstädtchen allerdings geschafft, eine Technische Hochschule anzusiedeln, die mittlerweile zu den besten des Milliardenstaates zählt.
Gasometer und Zubehör in Eisenhüttenstadt.
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