Isabell Dobisch-Döhmer, Leiterin des Friedrich-Wolf-Theaters und Organisatorin der Theaterwoche, muss sich ein bisschen fühlen wie Henri Michel, Trainer des Nationalteams der Elfenbeinküste: man wirft sich ordentlich ins Zeug und bringt dank jeweilig eines Stars (Potsdamer Poetenpack bzw. Didier Drogba) wunderbare Spielzüge über die Bühne und scheitert doch an einem übermächtigen Gegner. Der Unterschied liegt darin, dass die Ivoren vor vollem und feierendem Haus untergingen und demnächst zurück in Abidjan traurig in einem Teller Foutou-Bällchen stochernd das Restprogramm der WM betrachtend, sich immerhin sagen können, sie hatten trotz allem ein schöne Zeit mit dem Publikum. Das Potsdamer Poetenpack und all die anderen Teilnehmer der Theaterwoche können, wenn sie in Nudel- oder Obstsalat das Restprogramm der WM verfolgen, dies leider nicht sagen.
Die Woche der Schauspielkunst, durchaus nicht ohne Tradition, musste sich was den Zuspruch von Besuchern angeht leider zwei übermächtigen Gegner geschlagen geben: dem Sommer und dem FIFA-World Cup. Und obwohl der etwas fallsüchtige Udineser Stürmer Vincenzo Iaquinta durchaus in puncto Schauspieltalent (so manchen Schiedsrichter) überzeugt - an einen Andreas Hueck dürfte er nicht heranreichen. Allerdings wird dies zu beurteilen nur sehr wenigen Eisenhüttenstädtern vergönnt sein, denn im Gegensatz zu Iaqunitas Kniehalten-und-Heul-Aktionen wurden Andreas Hueck und Joanna Castelli in ihrer Mozertiade anscheinend fast gar nicht wahrgenommen. 600 Besucher auf acht Veranstaltungen verteilt: das ist schon nah an einer kleinen Demütigung für das engagierte Theater-Team. So bleibt für Isabell Dobisch-Döhmer nur die Hoffnung auf das nächste Jahr, dann in der Aula der Grundschule 2. Und es bleibt ein Jahr Zeit, um der gemeinhin mehr fußball- und kleingartenfanatischen als schauspielbegeisterten Stadtbevölkerung ein bisschen Sensibilität für die Bühnenwerktätigkeit zu vermitteln. Wie man das konkret anstellt, kann ich leider auch nicht sagen. Vielleicht, indem man in den Bühnenhintergrund Fußballvideos projiziert und im Vorraum zur Aula eine Caipi-Bar mit Zimmergrill aufstellt... Oder ein bisschen Juniregen herbeizaubert.
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