Für alle, denen der letzte Beitrag wieder zu lang und ausufernd geschrieben ist, gibt es hier nur eine kurze Erfahrung, die sich für eine ungewöhnliche Stadtwahrnehmung toll anbietet. Man muss einfach die beliebte Freizeitbeschäftigung der Eisenhüttenstädter Führerscheinneulinge, die so genannte OKF (Ortskontrollfahrt), als Idee aufgreifen und Sonntagabend mit einer möglichst laut aufgedrehten Aufnahme von Aaron Coplands Quiet City eine Runde durch die leeren Planstadtstraßen zu fahren.
Es hilft natürlich, vorher Lewis Mumfords klassischen Planstadt-Dokumentarfilm "The City" (Teil 2) aus dem Jahr 1939 gesehen zu haben, um dabei ein Gefühl "wie im Kino" aufzubauen, aber vielleicht gelingt es auch so. Denn anders als in der Umsetzung des Buchs Mumfords durch Ralph Steiner und Willard van Dyke, kann man nun und hier sehen, wie eine - zugegeben unter anderen Bedingungen aber dennoch mit einer nicht unähnlichen Intention entstandene - Planstadt aussieht, nachdem der Plan nicht aufging. Vom "neuen Menschen" weit und breit nichts zu sehen und dennoch führt dieses Kippen einer Utopie in eine (kleine) Dystopie in eine (große) andere Wüste als den bei The City herausgestellten Gegenpol. Surreal ist's allemal.
Aber ein Obelisk ist fester Bestandteil dieses Städtchens. Will man den Copland-Effekt aber richtig ausschöpfen, empfiehlt es sich, langsamer als die 50 km/h, die dieses relativ sinnarm positionierte Verkehrsschild gestattet, durch die Planstadtstrassen zu fahren. Das geht ohne Probleme, denn im Sonntagabendrot behindert man so gut wie nie andere Verkehrsteilnehmer, da es schlicht keine gibt.
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