Jede Zeit hat i(h)(r)re Lampen. Und diese hier gehört ganz offensichtlich in die Zukunft. Zu sehen ist sie noch immer im Foyer des "City Hotel Lunik" und vielleicht auch in Gilbert Beronneaus Film.
Jürgen Böttcher hat sich sicher mit seinen Filmen einen bedeutenden Platz in der Filmgeschichte Eisenhüttenstadts erobert. Aber er ist nicht der einzige. Und seine Werke sind vorallem eines: historisch. Sie zeigen eine Eisenhüttenstadt-Welt, wie es sie einmal gab. Heute stellen sich die Dinge jedoch ganz vollkommen anders dar, als in den frühen 1960er Jahren. Wer einen aktuellen Einblick in das Mikroversum zwischen den Diehloer Höhenzügen und den Oderniederungen sucht, kann sich durchaus den Film "Lunik" von Gilbert Beronneau ansehen, der am Mittwoch um 17 Uhr(!!) im Berliner Kino Babylon Premiere hat. Allerdings sollte er nicht erwarten, hier diesen Einblick zu finden. Denn dieser Film ist kein Dokumentar- sondern Spielfilm und zwar einer mit folgender Handlung:
Im Lunik, einem alten und heruntergekommenen Hotel, versuchen die Cousins Franz und Toni ihre divergierenden Lebenskonzepte zu verwirklichen. Franz verweigert rigoros das Leben in einer produkt- und konsumorientierten Welt, wo die Gesetze des Marktes und des Geldes herrschen und nimmt in dem leergeräumten Hotel eine Schar vermeintlich Gleichgesinnter auf. im Gegensatz dazu versucht Toni mit seinem Mitarbeiter genau diese marktgerechten Dynamiken für die Realisierung seines Traums einer eigenen Eventbar zu nutzen. Dass es zum Zusammenstoss der beiden Welten kommt, ist unvermeidbar, und dass keine unverändert weiterexistieren kann, auch.Man darf gespannt sein, ob die aktuellen Eigentümer des Objekts, die DL Immobilienverwaltung "Altmark Ansgar", diese Handlung als Inspiration für ihre Pläne mit dem Haus nutzen. Immerhin gibt es schon einmal aktuelle "Betreten untersagt!"-Schilder am Gebäude. Im Film, der im Rahmen des Achtung Berlin!-Festivals läuft, sind diese sympathischen Tafeln, die vielleicht auch entsprechenden Ausschilderungshandlungen der Stadtverwaltung vorbeugen sollen, vermutlich nicht zu sehen. Dafür gibt es aber neben einer interessanten Geschichte Einblicke in ein Objekt, in das man leider nicht mehr so einfach hineinspazieren kann.
Nach der Premiere wird übrigens kurz gegessen und lang gefeiert, letzteres im Roadrunnersclub in der Saarbrücker Straße 24. Obwohl dieser Club hier vielleicht noch einen Tick passender gewesen wäre:
Wer also in Eisenhüttenstadt und das Lunik mag, in Berlin ist oder hinfahren kann, kann also am Mittwoch ab 17 Uhr im Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz einem sehr seltenen Ereignis beiwohnen. Denn Filme, die in Eisenhüttenstadt spielen, gibt es nur sehr wenige und die Premierenfeiern zu diesen sind entsprechend absolute Raritäten.
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