Christopher Tracy vom gestern schon erwähnten, aber noch nicht ausreichend gewürdigten Weblog "
Die Liebe und die Sowjetmacht", füllt seine Tage und den Speicherchip seines Fotoapparates ganz offensichtlich mit etwas, was ich auch liebend gern tun würde, wenn nur die Zeit dafür bliebe: Er reist durch die ostdeutschen (und osteuropäischen) Lande und dokumentiert das, was von der Alltags-, architekturbezogenen und sonstigen Kunst der DDR (und der Bruderländer) übrig ist. Und das ist einiges, denn glücklicherweise hat sich das wiedervereinigte Deutschland am Ende nicht als so ikonoklastisch erwiesen, wie es am Anfang zuweilen zu befürchten schien. Gerettet sind die Spuren sozialistischen Kunstschaffens allerdings nicht unbedingt, vielmehr fristen sie vielerorts ihr Dasein, bis der Stadtumbau Ost oder eine andere Gebietsaufwertungsmaßnahme (Schloßrekonstruktion etc.) greifen. In Eisenhüttenstadt allerdings geht man vergleichsweise sorgsam mit diesem stadtgeschichtlichen Erbe um und versetzt auch ab und an Plastiken aus akuten Gefährdungsbereichen - denn manch ein junger Bürger stürmt Bilder, dass es eine wahre Schande ist, allerdings meist unabhängig von ideologischen Leitgedanken - in sichere Reservate.
Unklar ist andererseits, was mit den nicht direkt als künstlerische Arbeiten erkennbaren Spieltieren aus Beton, die seit - so glaube ich - den 1980er Jahren zahlreiche Spielplätze in Eisenhüttenstadt und vielen anderen Städten der DDR bevölkerten und manchmal noch bevölkern, geschehen wird. "Die Liebe und die Sowjetmacht" widmet sich in
lobenswerter Weise dieser häufig übersehenen Spezies und wir wollen da in nichts nachstehen, nicht zuletzt, da das gezeigte Tier eine direkte Reaktion auf
unsere Reaktion ist. So funktioniert die Vernetzung in der Blogosphäre wunderbar und so entsteht eine Art kollaborative Dokumentation und später daraus vielleicht sogar ein virtuelles kollektives Gedächtnis. Schön wäre es jedenfalls, denn ohne solche Spuren vergisst man nur zu leicht die Hintergründe bzw., einfach gesagt,
wo man herkommt.
Tiere dieser Art fürchten sich vor jeder Spielplatzumgestaltung, die - wie man nahe der Fröbelringpassage sehen kann, trotz Überalterung und Kinderschwund wenigstens punktuell erfolgt. Das einzigartige Betonkamel hat man von diesem Standort in das Tiergehege umgesetzt und wir wünschen dieses Tierschicksal auch den anderen Betonkreaturen, so sie denn irgendwann an der Reihe sein sollten.
P.S.
Der Titel dieses Beitrags ist übrigens eine nur halbwegs gelungene Anspielung auf diesen
durch und durch gelungenen Gedichtband, der irgendwie vom Ansatz her zum Thema passt:
"Unter den Hecken vergraben
sich die Tiere
hocken still..."
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