Mitunter ruft man als gebranntes Kind der Eisenhüttenstadtwahrnehmung zu kassandraisch in die Lande, denn der Münchner Krankenkassendienstleister Medent, dem die Stadt das Gebäude der ehemaligen V. POS "Juri Gagarin" für einen Euro überließ, scheint den Umbau nun doch recht zeitnah und weiterhin sehr sorgfältig anzugehen. (Mehr dazu hier.) So präsentiert sich das Objekt dieser Tage gut eingerüstet und neu befenstert. Was drinnen geschieht, wenn man draußen das Hämmern hört, sieht man natürlich nicht. Da aber das neben dem ehemaligen Lehrerzimmer befindliche Frescosecco "Aufbau" von Sepp Womser (hier ein Detail) erkennbar und umfassend mit Schutzfolie eingepackt ist, darf man vielleicht einmal das Beste hoffen.
Und darüberhinaus hofft man, dass die Neufassung des Schulhauses derart auf die Nachbarschaft ausstrahlt, dass irgendein Rettungsanker auch das gegenüberliegende und mächtig zugerichtete Nahversorgungszentrum erreicht. Aktuell ist die Scheibe des verlassenen Blumenlädchens ("Floristik für Freud und Leid") ein Meer von Splittern. Irgendwann einmal konnte man an der selben Stelle seine Briefe aufgeben und ein paar Zahlen für das Zahlenlotto ankreuzen oder sich ein Ferngespräch vermitteln lassen. Denn es befand sich dort am Platz der Jugend die Post des V. Wohnkomplexes. Den Briefkasten hielt es deutlich länger als die Filiale, zuletzt neben der Fleischerei. Nun hält es dort nicht mal mehr die Schaufenster im Rahmen. Wenn auch die Ladenflächen derart verwüstet sind, dass nur vermutlich nur eine vorhergehende Notsanierung des Eigentümers überhaupt einen Mietreiz zurückbringen könnten, so bewirkt die Wiederbelebung des Schulgebäudes immerhin etwas mehr soziale Kontrolle über den Platz und nimmt ihm den Status einer freien Steinwurfanlage. Das ist in jedem Fall erfreulich.
Und auch die Kachelarbeit von der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft ist nach wie vor am angestammten Platz. Insofern scheint die Umnutzung der POS V doch halbwegs ihre Vergangenheit zu berücksichtigen.
Wenn der hiesige Tourismusverein seine Arbeit gut macht, dann einigt er sich zusätzlich mit der nachnutzenden Firma auf die Anbringung einer kleinen Informationstafel, die auch zukünftig den Stadtwanderern erschließbar macht, was sich einst in dem Objekt befand. Damit gäbe es einen ersten Baustein für den längst fälligen illustrierten Rundgang durch den Stadtraum. Dessen Fehlen wird jedenfalls regelmäßig von Touristen im Dokumentationszentrum bedauert, die dort nach der Ausstellung vor der Weltkugel stehen und nicht recht wissen, wohin.
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