Der rattenscharfen Presselandschaft möchte man heute die Hamel(n)-Beine lang ziehen, so prominent ist das Rattenthema. Ausnahmsweise verlassen die Ratten nicht das sinkende Schiff und auch nicht die schrumpfende Stadt, sondern die "sanierte Platte" (Tagesspiegel). Nager- statt Magerkost heißt die Devise für die Ostdeutschlandratte und warnend folgt der Hinweis, dass die in der ewigen Rangliste der Evolution noch vor dem Menschen anpassungsfähigsten Säugetiere als Abwasserratten sogar entgegen der (auch wörtlichen) Bedeutung das Fallrohr erklimmen und die nicht selten als Müllschluckern mitgenutzten Toilettenschüsseln als Fleischtöpfe ansehen. Ist der Deckel dann gehoben, ist das possierliche Tierchen auch schnell im Raum wo Milch und Honig fließen und die Panik der liederlichen Hausfrau entsprechend groß. Die Gefahr ist selbstverständlich immer latent gegeben, wird jetzt aber akut, da der Stadtumbau auch unsere pelzigen Mitbewohner betrifft: Aufgeschreckt von Bohrhämmern und schweren Gas-Wasser-Installateur-Stiefeln wird die quasi mitsanierte Ratte mobiler, als es sogar ihr persönlich lieb sein dürfte. Sie verlässt ihr Rattenloch und so werden bislang unbetroffene Haushalte in gewisser Weise geadelt, greift man auf die Namenstradition deren von Rattenzuhausbeiuns - die Gritta müsste eigentlich jeder aus den Geburtsjahrgängen bis ca. 1980 kennen - zurück.
Und wer weiß, vielleicht bekommen die Mall Rats des City Centers bald knopfäugige Konkurrenz. Oder steckt dahinter eine Warnung im Sinne der "Rättin" von Günther Grass' "über die Sache wachsen lassen"? Grete Rike wurde zwar noch nicht gesehen, aber alle U2 Fans freuen sich über Rattle and Ham auch in der Stahlstadt, jedenfalls bis bis zur letzten Rattion alles rattzekahl gefressen ist und man bestenfalls noch Rattatouille auftreiben kann. Und auch die Botschaft des Rapgroßmeisters Paris erscheint in einem neuen Licht: Sleeping with the enemy, d.h. ist die Katze im Flur, freut sich die Ratte unterm Bett. Merkt der Mensch das, heißt es "rattatat-tat from my gat, swing swing swing with my baseball bat"... Den Kalauer mit dem Ratthaus schenke ich mir aber, auch den Witz mit der vietnamesischen Grillküche: "Gute Ratt ist teuer..." Aber zu erwähnen ist, dass Fachleute gerade in Eisenhüttenstadt von einer besonders großen Arbeitslosenratte ausgehen, die nicht zu ignorieren sei. Zudem käme da noch ein ganzer langer Rattenschwanz nach. Andere meinen, Angst sei in diesem Fall(rohr) ein schlechter Beratter und die von Presse geschürte Panik irrattional...
Und dann ist auch noch zu klären, warum ich - und nur ich - mich kompetent an dieser Stelle zu diesem Thema äußern darf. Warum? Dreimal darfst du Ratten.
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