"The windows were broken from neglect, the interior wall (which might have been beautiful) was coming loose and crumbling, the outside was covered with graffiti. An old couple who had heard "Aktivist" was going to be reopened came to see it. They recalled those halcyon days when they had danced there."Es ist zwar nur eine Marginalie in der Eisenhüttenstadt-Bibliografie, aber eine sehr interessante, nämlich ostasiatische. Und zwar gibt es in Fukagawa, Tokio, östlich des Sumida-gawa, an dessen Ufer einst niemand geringeres als Bashō seine Haikus schrieb, auf dem halben Wege zwischen Flußufer und Kiyosumi-Parks einen Ort namens Taka Ishii Gallery.
Von dieser herausgegeben erschien im November 2007 die erste Ausgabe einer kleinen, sehr schönen Zeitschrift namens "Fun Palace", wobei der Name auf den ambitionierten Architekten und Architekturtheoretiker Cedric Price und seinen wohl bekanntesten Entwurf hinweist. Die Idee des Fun Palace wurde 2004 ausgerechnet im mittlerweile fast völlig verschwundenen und für alle Freunde der Architektur der DDR-Moderne zum Antifun-Palace-Symbol gewordenen Palast der Republik immerhin noch einmal für einen Kongress mit Hoffnung auf entsprechende Nutzungsperspektiven wiederbelebt. Und jetzt eben von Takayuki Ishii im Magazin seiner Galerie.
Das Heft ist freundlicherweise zweisprachig, so dass man sich als nicht mit dem Japanischen vertraut auf die sichere Seite des Englischen zurückfinden kann. In dieser Erstausgabe der Zeitschrift taucht Eisenhüttenstadt immerhin neben dem Espacio Goya von Herzog & de Meuron und Ausführungen zur Farbe der Musik im Anschluss an Adorno (von Minoru Shimizu) auf. Zu verdanken ist dieses sonderbare Ereignis dem Kongress der Futurologen (vgl. auch hier), der sich im letzten September anschickte, aus dem Aktivisten wenn nicht einen Fun Palace so doch wenigstens eine Kunsthalle als Zwischennutzung einzurichten. Mit dabei war am "Tag des Aktivisten", dem wirklichen Fun-Palace-Tag am 30. September 2007, die japanische Künstlerin Kei Takemura, die u.a. den Urklang-Musiker Steffen Rymarczyk in dessen Eisenhüttenstädter Wohnung besuchte, um diese kurz darauf in einem Raum des Aktivisten an die Wand zu malen.
Das Ganze wurde nun Bestandteil ihres Beitrags Relay diary "An art of diary with memories about my dearest" in dem Magazin der Galerie. (dort: S. 45-48) Auf der Website der Galerie ist eine Seite aus ihrem Beitrag verlinkt, allerdings Tagebucheinträge aus Berlin und leider nicht die Seite zum Aktivisten. Steffen wird sich freuen, zum Keis "dearest" zu zählen, selbst wenn sein Name nicht ganz exakt aus dem Japanischen zurücktranskribiert wurde, und wir freuen uns einfach über die Erwähnung des schönen Ereignisses.
Über aktuell in Eisenhüttenstadt ausgestellte Kunst, nämlich Gemälden des Berliner Malers Michael Bartsch, die bis Mitte Mai im Städtischen Museum gezeigt werden, berichtet heute die Märkische Oderzeitung und entdeckt ein Zeitloses Sehvergnügen. Wir selbst hatten noch keine Gelegenheit nachzusehen, ob dieser hohe Einspruch eingelöst wird und vertrauen daher einfach mal auf das Urteil von Janet Neiser.
Steffen Rymarczyk staunte nicht schlecht, als er am 30. September 2007 im Obergeschoss des Aktivisten auf einmal sein Wohnzimmer entdeckte und sich mittendrin. Die war kurz zuvor sehr feingliedrig und feinfühlig von Kei Takemura mittels eines überlangen Zeichenstiftes aus guter Armlänge auf das an der Wand aufgespannte Papier ausgezeichnet aufgezeichnet worden. Und wie Keis kleiner Text im Fun Palace zeigt, sind Steffen und wir nicht die einzigen, die sich sehr gern an diesen Tag und dieses Ereignis erinnern.
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