Man merkt es ein wenig an dem seichten Dahingeplätschere hier im Weblog, dass sich mit einer unterdurchschnittlichen Beitragshäufigkeit der aktuellen Dürrestimmung auf Waldbrandstelle und staubtrockenem Flurstück anpasst: Ich befinden mich momentan mit dem Daseinsschwerpunkt auf zu Eisenhüttenstadt jenseitigen Seite des Lebensalltags.
Der Raps blüht zu hell im Saheldeutschland, das Getreide halmt sehr sparsam und im Oktober wird man dieses Jahr statt der Kartoffelkönigin wohl die MissErnte krönen. Auch was den Zufluss an Eisenhüttenstadt-Nachrichten angeht, herrscht Trockenzeit und mein Informationskanäle scheinen im Märkischen Sand versickert. So sitze ich vor dem Wadi (وادي ) meines RSS-Feedreaders und entdecke einzig, dass The BossHoss zum Stadtfest am 24. August auf ihrem Country Road Trip Eisenhüttenstadtstation machen. Ob die Jungs mit Nina Hoss verwandt sind, kann ich nicht sagen. Ich denke aber, dass der Name eher auf den weltberühmten Boss Hogg anspielt. Die aktuelle Single der BerlinMississippi-Sippe trägt als Depeche Mode Coverversion den Titel Everything Counts, was eine erstklassige Überleitung zu einem Artikel von Andreas Wendt in der heutigen Ausgabe der Märkischen Oderzeitung darstellt. In Ermangelung ausgbiebiger Zeitpotentiale auf dieser Seite des Blogs werde ich auf diesen leider nicht so eingehen können, wie ich gern möchte. Erwähnung finden soll er aber in jedem Fall, denn es geht in ihm um nichts Geringeres als die Zukunft der Stadtentwicklungsprozesse in Eisenhüttenstadt.
Diese hängt - wie beinahe überall im schönen und häufig schön leeren Osten der Bundersrepublik - am Europäischen Fördertropf. Entsprechend titelt der Text auch - "Its a competitive world/Everything Counts..."!! - Wettlauf um die EU-Fördermittel. Die Brandenburgischen Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH (B.B.S.M.) hat den Stadtplanern und -managern im Rathaus kräftig unter die Arme gegriffen und ihnen bei den Förderanträgen geholfen, die von einem Gutachterteam in Potsdam demnächst hinsichtlich Förderungstauglichkeit der dort dargestellten Entwicklungspläne bewertet werden. Von dem Resultat, das in Langform "Integriertes Stadtentwicklungskonzept" und in Akronymform INSEK heißt, zeigte sich allerdings nicht jeder begeistert:
"Muss sich die Stadt dafür einen Dienstleister besorgen?", fragte Wilfried Steinberg (Republikaner) verständnislos.Wenn es die Sache befördert vielleicht schon. Ohne exakte Kenntnisse der In-House-Möglichkeiten und vor allem des Stadterneuerungsplans lässt sich dies vom externen Stadtpunkt kaum abschätzen. Die eisenhüttenstädtische Stadtplanerin Christiane Nowak meint jedenfalls,
"dass sich die Kommune fachliche Beratung von außen holen muss, wenn es darum geht, bei nationalen und europaweiten Fördermaßnahmen als Teil des regionalen Wachstumskerns berücksichtigt zu werden."So ist das in einer differenzierten Expertengesellschaft und wer jemals einen Förderantrag ausfertigen musste, kann sich durchaus vorstellen, wie dankbar man für die B.B.S.M (zum Glück nicht BDSM)-Unterstützung war.
"Das schaffen wir nicht aus eigener Kraft", reagierte Christiane Nowak.Und tatsächlich scheint es weniger um eine fachliche Expertise zu gehen, als darum, die Anträge auch derart lupenrein zu verfassen, dass das Planziel, welches da lautet: selbe Förderkraft bei reduziertem Eigenanteil, erfüllt wird. Alle möglichen Kommunen suchen in diesem Förderpoker ein möglichst gutes Blatt auf die Hand und damit den Förderjackpot in die Stadtkasse zu bekommen.
Wer die Verantwortlichen im Infrastrukturministerium mit der inhaltlichen Darstellung seines Konzeptes überzeugt, hat gute Karten auf Förderung.
Grab all they can/Everything counts in large amounts"
Die einprägsame Zeile aus der berühmten Kapitalismus- und allgemeinen Menschheitshymne Depeche Modes gilt für die Weltwirtschaftspolitik wie für EU-Fördergelder. Dabei ist niemandem ein Vorwurf zu machen, denn - wie das schöne Sprichwort lautet - wer nicht sieht, wo er bleibt, der bleibt nicht. Wie wollen natürlich, dass die Sonne (gemäßigt) über der Stadt am scheinen bleibt und da dies ohne Förderung nicht gehen wird, unterstützen wir die Stadt bei ihrem Wettlauf ums nicht ganz so große, aber notwendige Geld, mit aller Strahlkraft, die uns zur Verfügung steht.
Wie bei der im Vergleich mit wahrer wissenschaftlicher Exzellenz auf internationalem Niveau eher etwas peinlich wirkenden Exzellenzinitiative der deutschen Hochschulpolitik, gilt es auch hier, den Gutachtern die richtigen Schlagwörter um die Ohren zu hauen:
Stadtumbau, regionaler Wachstumskern und Mittelzentrum mit Umlandfunktion.
Alleinstellungsmerkmale sind das allerdings noch nicht. Und Erfolgsgarantien ebensowenig. Aber nennen muss man sie schon und zwar im Zusammenhang mit den vier Szenarien, die übrigens vom Potsdamer Experten- und Beratungsteam in Anschluss an das Stadt 2030 Projekt entwickelt wurden:
- "Urbanität des Zentrums stärken"
- "lokale Wirtschaft ausbauen"
- "Zwei-Wasserstadt erlebbar machen"
- "generationengerecht und lebenswert gestalten"
Wirklich stadtspezifisch erscheint jedoch nur Entwicklungssäule Nummer Drei, über die sich der 'Planverfasser' Michael Reh sicher sehr freut. Auf die drei anderen Säulen setzen vermutlich alle anderen Mittelstädte Ostdeutschlands in gleicher Form.
Als konkrete Beschreibung bietet uns die Märkische Oderzeitung folgende Aspekte:
1. Urbanität des Zentrums stärken: Einrichtung eines Bürgerbüros, Nutzungskonzept Zentraler Platz, Aufbau eines Besucherzentrums "Faszination Stahl-Stadt", Verlegung des Städtischen Museums
2. Ausbau der Potenziale lokaler Wirtschaft: Oder-Grenzübergang, Aufwertung Rathaus mit Vorplatz, Bahnhof mit Umfeld, ehemaliges Hotel "Lunik" sowie "Aktivist", Aufbau eines Stadtmarketing, Ausbau der Infrastruktur für Radwanderer, Ausbau der wassertouristischen Infrastruktur
3. "Zwei-Wasserstadt" erlebbar machen: Gestaltung des Bollwerks im Ortsteil Fürstenberg, Erneuerung der Brücke Mielenzhafen, Ausbau bzw. Aufwertung der Uferbereiche zwischen Mielenzhafen und Straße der Republik, Ausbau des Areals Trockendock als Wasserfreizeit- und sportzentrum, Erschließung attraktiver Wohnlagen beidseitig des Oder-Spree-Kanals
4. Eisenhüttenstadt generationengerecht und lebenswert gestalten: Aufbau einer Agentur für Bürgerengagement, Ausbau und Qualifizierung eines Sozialzentrums in der Innenstadt, Netzoptimierung des öffentlichen Personennahverkehrs, Weiterführung Eltern-Kind-Zentrum, Errichtung von Spiel- und Freizeitflächen im Zentrum, barrierefreie StadtDa es jetzt aber an der Haustür klingelt und ich ins Sankt Oberholz gerade ohne den Apple gehe, um mich durch die Freitagnacht zu provozieren, hebe ich mir eine Beschäftigung mit den einzelnen Maßnahmen für ein späteres Posting auf und wünsche erstmal eine schöne Nacht aus dem Eisenhüttenstadt Blog-Hauptstadtstudio..
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