Erst dieses:
"Es war der 18. August des Jahres 1950. Vor einem weitgestrecktem, niedrigen Kiefernwald der kleinen Oderstadt Fürstenberg hatte sich am Morgen eine größere Menge Menschenmenge versammelt. Die meisten der Männer, ihrem Aussehen nach Arbeiter, waren dem Ruf ihrer Gewerkschaften und der Sozialistischen Einheitspartei gefolgt; andere - Kleinbürger, Bauern und Schifferleute aus der Umgebung - hatten sich wohl nur aus Neugierde oder irgendwelchen Spekulationen, vielleicht auch nur unter dem Zwange des Ungewöhnlichen dazu gestellt, denn ihren Mienen war Argwohn, verschiedenen Blicken sogar unverhüllte Abneigung anzumerken."
später jenes:
"Sand Sand Sand. Der langweilige Himmel. Die langweiligen Kiefern. Ich wünsche mir einen blauen Strauch, oder einen rosa Baum, oder den Himmel grün ... irgend etwas außer der Ordnung, eine Kokospalme, Nordlicht, Sonne mitten in der Nacht. Warum passiert hier nichts? Es passiert nichts, wir werden noch in hundert Jahren jeden Morgen um fünf aufstehen, gähnen, in den Waschraum rennen, Milchkaffee runtergießen, Berge von Sand bewegen, essen, schlafen, aufstehen, Sand in der Suppe, Sand in den Schuhen - Barackenmenschen, Ochsen im Göpel und mit verbundenen Augen, immer im Kreis, immer im Kreis..."
Zwei Passagen DDR-Literatur, das Thema beider: Aufbau und die eine wirkt auf ganz erstaunliche Art und Weise wie eine Antwort auf die andere.
Dabei sind beide gegensätzlich bis ins Mark, sowohl von der Perspektive wie auch von Wirkung, Aussage und literarischer Anerkennung: Während das eine als lokalkolorierende Illustration der sozialistischen Gründerjahre, "jenen gewaltigen Umschmelzungsprozeß...der freie schöpferische Arbeit heißt, und als dessen Ergebnis nicht nur neue Fabriken und Werke sondern auch neue Menschen entstehen" - wie es das Neue Deutschland damals proklamierte - bald nach Erscheinen in seiner literarischen Wertschätzung derart abgesunken war, dass es als typisches Geschenkbuch für fleißiges Werktätigsein den Weg zwar massenhaft in den Bücherschrank aber nur selten in die Nachttischschublade fand, ging es dem anderen ziemlich gegensätzlich: Es avancierte zu einem der Titel, die das Leseland DDR zum Leseland DDR machten und zählt zu Recht zu denjenigen Werken, die auch heute zur deutschsprachigen Literatur ersten Ranges gehören.
Die Frage zur Nacht lautet nun, um welche Klassiker der DDR-Belletristik es sich handelt?
(Blogkollege Andi Leser wird aufgrund seiner beinahe rezitatorischen Kenntnis, wenigstens des ersten gesuchten Titels, um eine gewisse Ratekarenzzeit von zwei bis drei Tagen gebeten!)