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Foto: e.i.h.ü.stiques bei Flickr
"Toleranz impliziert, daß die tolerierte Sache moralisch tadelnswert ist. Weiterhin, daß sie veränderbar ist. Von Toleranz gegenüber einem anderen reden, impliziert, daß es gegen ihn spricht, daß er jene Eigenschaft nicht ändert, die Gegenstand der Toleranz ist."Immerhin liegt diesem Begriff im Wortursprunge das lat. tolus, der Last, zur Wurzel. Ist man tolerant, erträgt man also etwas und dennoch bleibt es unangenehm. Toleranz erweist sich dabei, will man dem Soziologen Zygmunt Baumann glauben, nicht etwa als "Akzeptanz des Wertes des andern", sondern umgedreht als "eine weitere, vielleicht etwas subtilere und schlauere Methode, die Unterlegenheit des anderen noch einmal zu bekräftigen."
"Langweilig", sagte beispielsweise der 13-jährige Christopher Marcinowskes. "So viele Fragen."Dass "viele Fragen" ganz und gar nicht langweilig, nur leider manchmal mit einer gewissen Anstrengung verbunden sind, wird Christopher sicher irgendwann noch einmal lernen, wenn ihn erst einmal die Begeisterung für die Art von Leben, welche nach Karl Popper im Kern "Problemlösen" ist, gepackt hat.
Klassenkameradin Jennifer Elies hingegen fand den Projekttag gut. Sie habe viel gelernt, sagte sie, zum Beispiel über Mobbing.Die Offenheit des Satzes deutet andererseits schon wieder an, dass dies eine durchaus zweischneidige Sache sein kann und ist in der Auslegung davon abhängig, ob man das Gute (z.B. Gray Wheeler) oder das Schlechte (z.B. Poison Ivy) als Leitstern im Herzen der jungen Menschen vermutet.
"Im Fernsehen ist überall Gewalt zu sehen", sagte er den Schülern der 9b. "Da wird jemand getreten, geschlagen oder vergewaltigt." Aber es werde nie gezeigt, wie das Opfer nach der Tat im Rollstuhl sitze oder auf andere Art mit der Tat zurechtkommen müsse.Nun ist gerade die deutsche Filmlandschaft nicht gerade arm an Filmen, in denen gezeigt wird, wie Opfer (und Täter) von Gewalttaten leiden und allein aus der Nachbarschaft Frankfurt/Oder gibt es eine erschreckende Zahl von entsprechenden Aufarbeitungen. Die pauschale und etwas naive Abqualifizierung des Fernsehen mag vielleicht auf die von ihm angenommenen Sehgewohnheiten von Neuntklässlern zugeschnitten sein, ist andererseits aber mächtig undifferenziert und vom moralischen Stammtisch hinunter gepredigt. Pro7 ist nicht das Fernsehen und wenn man die Schüler schon für derart bildschirmfixiert hält, hätte man ihnen vielleicht lieber "Kombat Sechzehn" oder "Zur falschen Zeit am falschen Ort" zeigen und danach besprechen sollen, als den warnenden Zeigefingern des ehemaligen Amtsrichters kreisen zu lassen:
"Und er mahnte die Jugendlichen, dass geschädigte Opfer gegenüber dem Täter in der Regel Anspruch auf Rentenzahlungen hätten, lebenslang."Solch eine Warnung vor perspektivisch persönlichen Nachteilen mag vielleicht die eine oder andere Faust in der Tasche belassen, von einer Toleranzförderung ist bei dieser Eigennutzperspektive aber nicht viel zu merken. Die Argumentation zeugt natürlich von einem guten Täterverständnis: "Klar willst du dem Kerl jetzt die Nase brechen, aber bedenke, dass du dem Typen dann dafür auch noch Geld zahlen muss (falls du denn welches verdienst)." Zweckdienlich? Vielleicht. Moralisch gerechtfertigt? Sicher nicht.
"Gerade wenn sozialer Status und Perspektive, Bildung und andere Ressourcen fehlen, hat Gewalt Sinn und macht Spaß." (wie es Jochen Kersten in seiner Analyse Jugendgewalt und Gesellschaft anmerkt)Außerdem wird vernachlässigt, dass Gewalt nun mal auch einen "Kick" enthält, der als auslösender Selbstzweck zulangt, wie man unschwer in Gesprächen mit "Hooligans" ermitteln kann. Es ist vermutlich ein stammesgeschichtliches Relikt, welches im (männlichen)
Ruppert, der 43 Jahre Richter gewesen ist, betonte aber auch, dass Gewalt, zum Beispiel bei Notwehr gerechtfertigt sein kann. "Hört auf eure innere Stimme", sagte er. Sie wisse, wann und welche Art von Gewalt richtig sei.Das Gegenteil von gut ist gut gemeint und wenn es tatsächlich so gesagt wurde, wie die Zeitung es druckt, hat es Richter Ruppert hier eindeutig etwas zu gut gemeint.
"Eine Oberschule existiert in Stalinstadt noch nicht. Vorgesehen ist eine Oberschule für 600 Schüler; von ihnen können 200 im Internat Aufnahme finden. Der Standort wird im Wohnkomplex IV sein. Der Einzugsbereich erstreckt sich über den Kreis Fürstenberg."So lauten die Planungen nach dem ersten Fünfjahrplan und den ersten fünf Jahren der Stadt. Nachlesen kann man das Zitat in einem so umfänglichen wie detaillierten Bericht Kurt W. Leuchts, seines Zeichens Chefarchitekt der jungen Stadt und entsprechend, was die Planerfüllung anging, nachweispflichtig. Die Lektüre des Bandes Die erste neue Stadt in der Deutschen Demokratischen Republik (Berlin: VEB Verlag der Technik, 1957) ist heute ein Lesevergnügen mehr denn je, zeigt sich doch erst in der Rückschau, welch hochtrabende oder auch nur ganz normalen Entwicklungsziele nicht erreicht wurden. Unfertig ist sie immer geblieben, die Stalinstadt, fragmentiert und besonders gen Fürstenberg dank Wohnungsbauprogramm unangenehm und unsensibel verwuchert.
Wie der manchmal leichtfüßige Bruder Zufall es heute wollte, stieß ich in der Februar-Ausgabe der von der brandenburgischen SPD herausgegebenen Zeitschrift Perspektive 21, die sich im Untertitel "Brandenburgische Hefte für Wissenschaft und Hochschule" nennt, und nach dem Februar-Heft zu urteilen allerdings eher eine Art Sammelbox für die Ergebnisse der Brainstorming-Sitzungen in der SPD-Landeszentrale darstellt und sich jedenfalls mit meinem zu großen Stücken auf Karl Popper zurückgehenden Wissenschaftsverständnis nicht unbedingt deckt, am Ende also in etwa so wissenschaftlich ist, wie eine ZEIT-Kolumne, auf einen Beitrag des brandenburgischen SPD-Geschäftsführers, Perspektive 21-Chefredakteurs und regelmäßigen Berliner Republik-Autors Thomas Kralinski, der dieses Thema recht frontal berührt.
Der junge SPD-Politiker ist jüngst kurzzeitig in die Schlagzeilen gehuscht, nachdem er sich für die „kontrollierte Verwilderung“ von einigen brandenburgischen Landstrichen aussprach, was immerhin besser ist, als die unkontrollierte Verwilderung, die man manchmal im Sozialverhalten auch von Teilen der Eisenhüttenstädter Bevölkerung und in anderen Teilen zu erkennen glaubt und vor der Kralinski auch im vorliegenden Text "Ostdeutschland gibt es nicht" mit Vehemenz warnt ("Die Gefahr, dass Verzweiflung und Entkräftung um sich greifen, ist real.", S. 27). Im allgemein kritisierten Text geht es jedoch mehr um die Natur jenseits des Menschen und sobald mir der betreffende Artikel vorliegt, werde ich diesen natürlich in Hinblick auf seine Eisenhüttenstadt-Relevanz sichten.
Im konkret von mir kritisierten Text, also dem Beitrag, der auszog, mit dem (vermeintlichen) Vorurteil aufzuräumen, dass es nur ein Ostdeutschland gibt (Ostdeutschland gibt es nicht. perspektive 21, Heft 33, S. 19-28, Download als PDF), geht es dagegen sehr wohl um den Menschen, und zwar um den Ostdeutschen und am Ende um die Frage, was er für sein Land tun kann. Dies geschieht anhand der Gegenüberstellung von ostdeutschen Erfolgsregionen und perspektivarmen Landstrichen.
Kralinski differenziert in seinem sozialwissenschaftlich inspirierten Aufsatz - je nach Ist-Zustand und Perspektive - vier Regionaltypen aus: "Die Aufsteiger", "Die versteckten Champions", "Die Kämpfer" und "Die Hoffnungslosen".
Die Aufsteiger kennen wir alle: Elbflorenz, Leipzig - wo es allerdings "verlassene Stadtteile [gibt], in denen man nachts lieber nicht zu Fuß unterwegs ist"[!] - die leuchtende "Lichtstadt" Jena und natürlich Brandenburgs Landeshauptstadt Potsdam. Solche Vorzeigeorte, die es geschafft haben, sind leicht an ihren äußeren Merkmalen zu erkennen: "Perfekte Infrastruktur, große Einkaufspaläste, geräumige Messehallen, restaurierte Innenstädte, neue Universitäten und Forschungseinrichtungen, moderne Krankenhäuser." (S. 19)
Also erstmal zum Aufwärmen der Gegencheck Eisenhüttenstadt:
- Infrastruktur: mit Bahntrasse, Schnellstraße und Wasserweg (und Verkehrslandeplatz) ganz gut, aber nicht perfekt - es fehlen ICE-Halt und Autobahnkreuz.
- große Einkaufspaläste: Paläste sind's vielleicht nicht, wenn man an die Mädler-Passage denkt, aber im Verhältnis groß, fast zu üppig. Und von der Discounter-Dichte kann sich wenigstens Dresden-Prohlis eine dicke Scheibe abschneiden.
- geräumige Messehallen: Im Juli ist die Kreisjungtierschau der Kaninchenzüchter in der Turnhalle Kastanienallee (Eisenhüttenstadt, nicht Prenzlberg - für alle die uns über Google erreichen). Außerdem gibt es manchmal was in der Inselhalle zu sehen. Das sind zwar keine richtigen Messehallen, aber immerhin.
- restaurierte Innenstädte: Wenn man davon absieht, dass es so eine wirkliche Innenstadt im alten Stil der klassischen europäischen Stadt nicht gibt, dafür aber eine Magistrale, die zum Teil neu verputzt, zum Teil etwas verschmuddelt daherkommt und stattdessen besonders auf die denkmalschutzgerechte Sanierung des II. Wohnkomplex blickt, steht dieses Kriterium vor der erfolgreichen Umsetzung.
- neue Universitäten und Forschungseinrichtungen: Denkste. Die Europa-Universität Viadrina liegt zwar im Einzugsgebiet, aber deren Haupteffekt ist bekanntlich, dass die Eisenhüttenstädter, die dort ein Studium beginnen, sich meist schnell davon überzeugen, dass man am Besten nach Berlin-Friedrichshain zieht und dies auch tun. Die Stahlstadt hat davon nichts. Die Pläne direkt im Städtele - beispielsweise auf dem Zentralen Platz - eine Stahlhochschule zu errichten, sind bislang immer (seifenblasen)gleich zentral zerplatzt. Da wird wohl auch in absehbarer Zeit kein Grundstein vergraben..
- moderne Krankenhäuser: Himmelfahrt steht vor der Tür und bekanntlich ist das und auch der taggleich stattfindende Bibulibus-Tag traditionell ein willkommener Anlass für viele männliche Eisenhüttenstädter, sich vom neuesten Stand der Notaufnahme des Städtischen Krankenhauses zu überzeugen. Soweit man hört, gibt es wenig zu bemängeln, abgesehen vielleicht von den mitunter recht langen Aufenthaltszeiten im Wartebereich am Tag der vollen Rettungsstelle.
Wie man sieht, bewegt sich Eisenhüttenstadt bei den äußeren Aufstiegsmerkmalen im oberen Mittelfeld. Ein richtiger "Aufsteiger" wird man so nicht, aber vielleicht ein "versteckter Champion"?
Sowohl auf wie zwischen den 33 Zeilen, die Thomas Kralinski dieser Gattung ostdeutscher Kommunen widmet, findet sich Eisenhüttenstadt wider Erwarten leider nicht, wohl aber die große nördliche Konkurrenz: Schwedt an der Oder. Vielleicht liegt dies an dem dort bereits existierenden Pipeline-Anschluss und den Biogas- und Bioethanol-Anlagen auf Europaniveau, während hier die industrielle Zukunft überwiegend aus gelegten, aber noch nicht zureichend bebrüteten Eiern besteht. Lobende Erwähnung finden stattdessen Wernigerode (Fachhochschule, Automobilzulieferindustrie), Sömmerda (dank Fujitsu-Siemens quasi PC-Europameisterl), Rostock mit seinem Hafen und besonders Chemnitz (erfolgreicher Maschinenbau, gute Universität, renommierte Kultur- und Kunstszene).
Kennzeichen dieser "Champions" ist, dass sie zwar tüchtig demografischen Druck auf dem Stadtentwicklungskessel haben, hier aber das Bremsventil erfolgreich betätigen konnten:
"Die Menschen dieser Orte hatten es schwer nach der Wende, den ganz großen Sprung haben sie vielleicht nicht geschafft - aber sie sind angekommen im neuen System." (S. 21) Dann mal herzlich willkommen.
"Typisch für sie ist der Sozialtypus des gut ausgebildeten Ingenieurs, der im DDR-System unabkömmlich war - und sich langsam aber sicher im neuen Deutschland eingefunden hat." (S. 21f.) Vom Neuen zum neuen Deutschland in nur 17 Jahren. So sieht wirklich kein großer Sprung aus. Aber langsam und sicher ein munteres Sprießen von Worthülsenfrüchten, die die Lesefreude an dieser Analyse der ostdeutschen Parallelgesellschaft im frühen 21. Jahrhundert schön umranken...
Ingenieure gab es zwar auch in der - übrigens für das DDR-System mächtig unabkömmlichen - Stahlarbeiterstadt am Oder-Spree-Kanal und dies sogar in Gestalt von Sozialingenieuren, aber inwieweit sie schon im neuen Deutschland angekommen sind, bleibt wenigstens an dieser Stelle offen. Dass man von einem "großen Sprung" bisher kaum sprechen kann, sondern eher von solider und stetiger Stahlwerkerei dürfte den meisten Beobachtern der Materie jedoch bewusst sein. Auf die Kommune hat dies zugegeben bislang nur bedingt ausgestrahlt, aber vielleicht folgt der Riesensatz der kleinen Stadt jetzt, da die Gazprom-Katze aus dem Sack ist.
Coubertin statt Versehrtensport ist das olympische Motto der neuen förderpolitischen Leitlinie für die brandenburgische Regionalentwicklung. Eisenhüttenstadt kann sich glücklich schätzen, als Wachstumskern zu gelten, denn dadurch ändert sich vermutlich wenig und die Stadt kommt um den pädagogischen Effekt herum, den Thomas Kralinski mit der Förderumschichtung und der "Macht trotzdem weiter, Jungs!"-Ermutigungspolitik verbindet.
Also auch keine "versteckten Champions" - dann vielleicht "Kämpfer"? Für die Entfaltung der Kämpfermentalität in den Brandenburger Kommunen scheinen sich nun jedenfalls reichlich Möglichkeiten aufzutun, nachdem die weise Landesregierung 2005 die Gießkanne in den Schrank stellte und sich auf die Kerne, statt auf die Blätter konzentriert. "Stärken stärken" heißt das neue Credo, wobei Credo übersetzt "Ich glaube" heißt und sich manch ein verbitterter und sicher ungerechter Zeitgenosse am Nordostrand Brandenburgs darauf hofft, dass die Landesregierung tatsächlich daran glauben wird. Wir denken dagegen, dass der Slogan aus der Kategorie "Hilfe zur Selbsthilfe" ein nettes Wortspiel und eine sinnvolle Umstellung der Förderpolitik darstellt. Denn so hat - und so schreibt es Thomas Kralinski - auch die Streichung von Fördermitteln einen positiven, weil heilsamen Effekt: "Trotz widriger Umstände wollen die Verantwortlichen einer Region ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Man lässt sich nicht von außen unterkriegen, sondern vertraut in eigene Stärken." (S. 22)
Wie im Kleinen so im Großen und eine solch enthusiastische Umschichtung wird sich vielleicht auch einmal auf Bundesebene durchsetzen. Es wäre ganz spannend zu sehen, wie man in Potsdam zu rudern begänne, wenn man Brandenburg einfach abschriebe und seinen Anteil von knapp zwei Milliarden Euro an Bundesergänzungszuweisungen (BEZ) an die ostdeutschen Wachstumsländer Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und für den Schloßbau in der Bundeshauptstadt umverteilte...
"Hier ist eine Politik der Ermutigung gefragt, denn zu viele Regionen, zu viele Menschen in Ostdeutschland stehen genau an diesem Scheideweg: Scheitern oder Mut fassen - gerade wenn es schwierig ist." (S. 23) Es sind also zu viele, nicht etwa zu wenige und auch nicht das Optimum an Menschen, die "sich mit aller Macht gegen eine trostlose Zukunft" stemmen, die nicht wollen, "dass ihre Heimat deprimierenden und unglücklichen Zeiten entgegen dümpelt."
"Zu oft wurden staatliche Gelder zu einer Droge, die abhängig gemacht hat. Zu oft hat man sich mit Fördermitteln eingerichtet. Inzwischen haben die 'Kämpfer' verstanden, dass sie mit weniger Geld bessere Qualität erreichen müssen - und können. Den Zirkel der Abhängigkeit zu durchbrechen, Menschen und ganze Regionen mitzunehmen und aufzurütteln, das ist die eigentliche Leistung." (S.23)Vorher gibt es erstmal kalten Entzug. Und für den gepflegten Turkey kommt im August immerhin Marianne Rosenberg (mit Band) zum Stadtfest. ...
Ähnlich geht es Toni, der das "Niveau" seines Lokals beschwört und dann mit den polnischen "Popedancers" und der Bedienung Angela kaum die Kurve zu seinem Traum zu bekommen scheint. Am Ende ist er, der (sympathische) Glücksritter auf der Suche nach dem großen Geld, aber doch der, der von allen am Besten dasteht - wenn auch durch mindestens zur Hälfte durch den glücklichen Umstand eines unkritischen Publikums.
Babette, die mit ihrem Bruder Franz konsumfeindliche Überfälle unternimmt und beispielsweise mit vorgehaltener Waffe und "Tanken heute Gratis"-Plakat eine Tankstelle zur freien Selbstbedienung öffnet, beginnt ausgerechnet mit dem auf diesen Fall angesetzten Max eine Affäre, die nie ganz glücklich ist ("Du lässt alles offen!") und dabei nie ganz endet.
Franz, der in dem etwas schrulligen Concierge Tom (Jörg Brütt) eine Art harlekineskes Spiegelbild findet, bricht dagegen sein fragiles Mikroversum, das sich verglichen mit der Realität tatsächlich wie vom Mond darstellt, in den gleich Mondsonden (=Lunik) nach und nach diverse Störelemente einfliegen, konsequent unter den Händen weg:
Die zunächst mauerblümige Köchin Nora, zu der sich Tom derart hingezogen fühlt, dass er ihr gegen alle Grundprinzipien der Kommune "Lunik" Geld gegen Nähe bietet ("Du brauchst doch Geld"), was Nora erst brüsk zurückweist und später brüsk an sich nimmt, lässt sich von Toni als Sängerin anstellen und erlebt zunächst mit einer erotisierten Version der Internationalen beim Vorsingen und später vor dem Publikum mit einer thematisch passenden Nummernrevue einen kleinen Erfolg, der ihr beim Kartoffelnschälen in der Lunik-Küche versagt blieb. (Die Idee zur "Internationale" kam übrigens dem Postsozialisten Frank, der diese Wahl mit der bezeichnenden Formulierung "Hier gab's mal Arbeiter" begründet...) Dass sie von Toni mit dem absurd anmutenden, aber für ostbrandenburgische Verhältnisse nicht unüblichen Stundensatz von drei Euro fix angeworben wird, lässt sich ebenfalls als kleiner Seitenhieb auf die Rahmenstadt, mit ihren Abwanderungs- und Abrissmondlandschaften, lesen.
Die schöne Josephine, die mit der Videokamera und durchaus gut gemeinten wirtschaftlichen Interessen, zunächst mit dem Ziel in die kleine Welt Lunik tritt, um Franz einen Mittelweg zwischen seinen Idealen und dem Überleben in der Marktwirtschaft aufzuzeigen, und in die er sich zwangsläufig verliebt, wartet mit einer Scheinlösung in Gestalt des Filmproduzenten Viktors auf, der - was eine nette Selbstreferenz hergibt - das Lunik als perfekten Drehort für einen Film entdeckt, wobei allerdings die bisherigen Bewohner eher stören. Als das Unterfangen dann abgebrochen wird und er und Josephine abreisen, wobei letztere auch noch ihre Erinnerungen in Form der bespielten Videokassetten im Lunik zurücklässt und sozusagen in ihre Welt und vom Mond des Franz' zurückkehrt, kehrt sich das Gutgemeinte endgültig in das Gegenteil und Franz in einen Zustand größerer Verzweifelung. Als schließlich eine Konsumbefreiungstat der Geschwister Franz und Babette schiefgeht, bricht das Kartenhaus Lunik für Franz irreparabel zusammen...
Lunik ist eine grundständige Low-Budget-Produktion, was man dem Film durchaus anmerkt. Die technische Qualität ist weit entfernt vom Perfekten, die Bilder wackeln, die Schnitte sind grob, die Ausstattung einfach und mit diversen Elementen, die die Ästhetik vergangener Zeiten darstellen und wie für den Film zusammengeborgt ausschauen, durchsetzt. Die zum Teil sehr überzogene Dramaturgie sowie die eigenwilligen und nicht selten absurden Bausteine der Handlung und auch der mitunter nicht zwingend eingängige Soundtrack sorgen ganz gut dafür, dass man sich permanent zwei Schritte jenseits des Gefälligen und einen halben jenseits des Bestimmbaren bewegt. Dafür ist die Interpretationstiefe gewaltig und wird durch zufällige Einflüsse - man hört überraschend oft die Sirenen von Einsatzfahrzeugen - noch zusätzlich verstärkt. Einer objektiven Betrachtung nach gut oder schlecht, ge- oder misslungen entzieht sich der Film - wie auch so mancher anderen Einordnung. Wenn es nicht so abgedroschen klänge, würde ich schreiben, er sei Geschmackssache. Und - während meine Platznachbarin meinte, dass er ihr keine Minute zu kurz war - meinen Geschmack ganz gut traf.
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Erstens hat es mich erschreckt, dass die Schule 5 offensichtlich nicht mehr betrieben wird, obwohl doch noch zur Integration Behinderter ein Fahrstuhl eingebaut wurde... Hatte nun damit ...
Die Antwort ist natürlich richtig. Die Arbeit findet sich als Teil einer Wandgestaltung an der ehemaligen Kindertagesstätte im VI. Wohnkomplex am Lilienthalring.Kommentar (1)
Ich bin jüngst auf einen schönen Aufsatz zum Thema "Graffiti" mit dem auffordernden Titel "Stoppt Graffiti - Der Verunstaltung endlich Einhalt gebieten." (Prof. Dr. jur. Gerd Schmidt-Eichstaedt. ...
Thematisch passend erfreut sich Kollege Andi Leser in unserem Partnerblog an der Adventszeit im VI. WohnkomplexKommentar (1)
Kann es sein, dass Hildegard Knef einst wehmütig ein Lied über diesen Wohnkomplex sang: "Im 80. Stockwerk,in dem Haus, das es nicht gibt,in der Stadt, die es nicht gibt, ..." Im Jahr nach der ...
Gerade und zufällig durfte ich entdecken, dass das Kulturland Brandenburg 2006-Programm für Eisenhüttenstadt inklusive der Stadtrundführungstermine doch online verfügbar ist. Den Termin in der ...
Wie mein Führungsabschnittspartner Alf bereits in seinem untenstehenden Kommentar zwischen den Zeilen hervorblitzen ließ, waren wir tatsächlich Teilzeitteilnehmer an der schönen Führung durch den ...
Um es bis zum 12. Wohnkomplex zu bringen, hätte man wohl noch einmal 40 Jahre DDR drauflegen müssen...vielleicht schreibt ja irgendwann jemand einen dys- bis utopischen Roman in der Tradition ...
Wobei Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters zu verorten ist und wer die Stadt kennt, weiß ganz sicher um ihre Qualitäten. It's not your typical industrial place - würde ich mal dreist ...