Etwas überraschend für die dort mehr oder weniger regelmäßig Malenden wurde die vielleicht einzige wirklich nutzbare Hall of Fame der Stadt aus Stahl, Werk und Beton Opfer des Rückbaus. Nun bleibt eigentlich nur noch die früher freie, mittlerweile eher duldungslegale Rückwand unter der Eisenbahnbrücke Richtung Fürstenberg, die aber in ihren Kapazitäten die weggefallenen Flächen wohl nicht ersetzen können wird. Ich bin ein bisschen wehmütig angesichts der eingefallenen Betonleinwand, auf der in den Jahren dutzende ausgezeichnete Erinnerungen Platz fanden. Entsprechend hier ein kleiner Nachruf.
Wer hätte sich ausgemalt, dass es sich für uns eines Tages in dieser Form ausgemalt hat. Seit dem Jahr 2000, massiv aktiv ab 2002, hatten wir als junge bzw. reifende Künstler das Vergnügen, an einer fast privat verfügbaren Wand etwas Farbe ins Spiel des (Wochenend)lebens zu bringen bis sich nun schließlich die Balken unter der Rohheit der Abrissbagger bogen bis zum Brechen. Es war die Gallery of modern hearts, die Galeria de corações modernos, die "Galerie der modernen Herzen" und – obwohl klar war, dass es unvermeidlich so kommen würde, wir es dann auch kam, sind uns letztere gebrochen. Jetzt ist der Lack ab, das Ende der sprühenden Eisenhüttenstädter Moderne besiegelt und der Freibrief nutzlos. Es waren schöne Nachmittage, meist sommerlich, meist misstrauisch und unverständig beäugt von den Anwohnern, die nun nicht mehr auf „jumping like Tania Cagnotto“ mit freier Bahn auf die Bahnanlagen blicken können. Vermutlich haben wir in den Jahren, die mit Streichen und Malen verstrichen, den Gegenwert des die Farbeimer zum Ort karrenden Kleinwagens verrollert, vergossen und versprüht. Letztlich ist all das ganz dick aufgetragen gewesen: die automotive (Feb. 03), die violaine (mit der schönsten espoiranto) im Juli 2002, die Diademe und viel Texd, estetick, KetoStrophen und was sonst die untrained hands an Hinterlassnem schafften.
Letztes Jahr noch mit Tiki aus Finnland etwas „gebirgend“. 2006 gab es fast nichts mehr. Und nachdem man nun sehr konsequent mit dem Bohrkopf durch die Wand ist, wird es auch 2007 till infinity keine Bilder in dieser Form an diesem Ort mehr geben. Und damit gibt es auch einen – ganz persönlichen – Grund weniger, anzureisen. So dünnen sich die Fäden aus, die noch zurückspannen zu der Lebensspanne, die biografisch mit der, nun ja, Heimat verbunden ist. Daher also bleibt ein kleiner melancholischer Schatten, der so typisch ist für die Stadt, so charakteristisch für das Bewusstwerden“ eines „Nichtmehr“, eines „Niewieder" und der sich angesichts der Trümmerung der 6-Jänner-Galerie auf die schwungvolle Frühlingshaftigkeit der zweiten Maienhälfte legt.
Zum Glück, auch für das Pflegen einer aufgeklärten Traurigkeit im Stile des karussellschen „Nichts ist unendlich, so sieh das doch ein..." findet sich ein großer Teil dessen, was wir (un)verantwortlich zeichneten, mal grau in grau, mal in leuchtenden Farben an die Wand malten, dokumentiert in dieser kleinen Bildersammlung: 2002 : 2003 : 2004-Ende
Bonne nuit ma chère galerie des coeurs modernes.