Braun wie Pferdeschnauze. Der Zwischenstand zum Bildwettbewerb.
Es sind nur noch wenige Tage bis die Monatsfrist herum und ein neuer Fotokönig des aktuellen Bildwettbewerbs zu krönen ist. So wie es aussieht, wird aber ein alter König der neue sein, denn er beeindruckt mit dem bisher - nach meinem Geschmacksurteil - überzeugensten Beitrag:
Da legt sich aber jemand mächtig ins Zaunzeug! Dieser Fotograf lässt sich nicht abschütteln, nimmt die Motive hart an die Kandare und ist damit ein heißer Kandidat für den Hauptgewinn.
Auch der Tagesspiegel ist manchmal (unter Mithilfe des Deutschen Depeschendienstes) Quelle Aufsehen erregender Nachrichten aus der fernen Heimat. Heute zum Beispiel kann man nachlesen, warum es besser ist, dass Deutschland andere Waffengesetze zu haben pflegt, als zum Beispiel the Land of the free. Denn dann hätte der 18jährige Freistilschütze, über den berichtet wird, seinen 20jährigen Nachbarn mit einem strammen Schuß erlegt und wäre im Nachhinein noch unglücklicher, als er es jetzt hoffentlich ohnehin ist:
Das 20-jährige Opfer sei im Bereich des Brustkorbs verletzt worden, teilte die Polizei mit. Der Schütze sei bereits wegen anderer Körperverletzungsdelikte bekannt gewesen. Gegen ihn wurde Haftbefehl beantragt. Bei dem Angriff auf den Nachbarn stand der 18-Jährige den Angaben zufolge unter dem Einfluss von Kokain.So hatte die Attacke mit dem Schreckgeschoß glücklicherweise nicht die durchschlagenden Folgen, die eine Allgemeinversorgen der Halbstarken der Stadt mit Pistolen der Marke Glock, die ironischerweise so freundliche Namen wie "Safe Action" tragen, mit sich brächte. Als ob die Stadt nicht ohnehin schon genug Jugend verliert...
Anderen Delinquenten hatte ein glücklicheres Händchen und zwar nach der Straftat. Denn der stadtbekannte, ruchlose Graffitigangster, den die örtliche Polizei - im Gegensatz zu dem Pistolero sogar ohne Beihilfe eines Schlüsseldienstes - zur Strecke (bzw. Wache) brachte (vgl. hier), als er an einer Wand einen Schriftzug zu platzieren versuchte, an die zwischen 1997 und 2007 - nachdem diese im Beisein des aktuellen Bürgermeisters und des nicht mehr aktuellen Kulturdezernenten als Graffiti-Wand eingeweiht wurde - etliche dutzend Sprüher völlig unbehelligt ihre Bilder malten, die aber, da die Stadtverwaltung endlich das Chaos der sanften Hand überwunden hat, diesselbe nun in der Amtsstube zum No-Go- bzw. No-Paint-Area erklärte, wurde nun für seine Untat mit Gnade statt mit Recht belohnt.
Dieser endlos lange Erklärungssatz meint nichts anderes, als das der Bursche nun alles streichen musste, was sich dort streichen lies. Das ist gut so und somit
ist die Graffitiszene der Stadt auf das Nachhaltigste abgestraft.
Was für ein Theater! Dabei gibt es für jeden eine Rolle. Hier sehen wir eine der jungen verlorenen Seelen, die in Eisenhüttenstadt Sodom beschwor und nur durch das umsichtige Verhalten der lokalen KriminalbeamtInnen und der entsprechend wichtigen Stellen in der Stadtverwaltung auf den Pfad der Tugend zurück fand. Vorher galt es allerdings, Buße zu tun, und den Tatort zu bereinigen.
Foto: Polizeiberichterstatter x* auf Flickr
Foto: Polizeiberichterstatter x* auf Flickr
Aber gelang den vorbildlich durchgreifenden Einsatzkräften tatsächlich mit der Ruhigstellung des Sonntagsmalers, der nun erklärtermaßen, da er nur legal malen wollte, nie wieder in dieser sauberen Stadt malen wird (Aber bedenke: "Unwissenheit schützt vor Strafe nicht"! - wie es im Phrasenbuch jedes guten Justiziars notiert steht) eine endgültige Befriedung der Wohnkomplexe, was Graffiti-Verbrechen anbelangt.
Es häufen sich die Hinweise, dass dem nicht so ist. Über ungenannte Kanäle wurde uns dieses geheime Foto von einem ganz anderen Tatort zugespielt. Die Skateboardanlage, einst vom Grünanlagenamt gehätschelter Ort der Freude und des Friedens, liegt bekanntlich seit geraumer Zeit stiefmütterlich von Stadt und Nutzern behandelt darnieder und fristet ihr Dasein. Und in dieses Fristen ohne Perspektive aber mit täglich splitterenden Bierflaschen wurffreudiger von jungen Männern, denen man ebenfalls weder Kokain in die Nase noch die Glock an den Hosenbund wünschen möchte, gesellen sich nun auch ab und an Farbanschläge, von denen wir einen an dieser Stelle aus verschiedenen Gründen hier nur in Schwarzweiß zeigen:
Quarterpipe mit ganzem Bombing.
Wenn die Jungs schon den legendären World Industries Skatepark nachstellen wollen, dann wäre der nächste Schritt, dass sie die Anlage auch mit dem Skateboard nutzen, wie es dereinst Alfonso Rawls oder Carl Watson taten. Ob der Junge man mit dem weißen Hut das Graffiti im Auftrag der Eisenhüttenstädter Kriminalpolizei oder für sein Privatarchiv fotografisch dokumentiert, kommte bislang nicht ermittelt werden.
Wenn die Jungs schon den legendären World Industries Skatepark nachstellen wollen, dann wäre der nächste Schritt, dass sie die Anlage auch mit dem Skateboard nutzen, wie es dereinst Alfonso Rawls oder Carl Watson taten. Ob der Junge man mit dem weißen Hut das Graffiti im Auftrag der Eisenhüttenstädter Kriminalpolizei oder für sein Privatarchiv fotografisch dokumentiert, kommte bislang nicht ermittelt werden.
Es sind wohl in Wirklichkeit die Skateboardsportanlagen dieser Stadt, die als Brutstätte von abweichendem Verhalten zu sehen sind.
Denn wie auf der Insel, so gab es auch mal eine unter der Brücke, zu einer Zeit, zu der die Wand - in einer Art verirrten Common Sense zwischen den dort befindlichen Jugendlichen und den von Zeit zu Zeit vorbeipatroullierenden Polizeibeamten - als straffrei bemalbar galt. Das ist nun anders: Die Bahn ist weggeraspelt, die Graffitiwand grau übertüncht und das nähere Umfeld wird ohnehin abgerissen...
Wie elektrorappten einst die Jungs von SuperUzi im Berliner Magnet-Club: "Graffiti stirbt in Ostdeutschland und Curse schaut einfach weg." Nie war dieser Satz wahrer als heute.
Wer kennt das nicht: Man kommt nach einem ausgefüllten, aber anstrengenden Arbeitstag in Eisenhüttenstadt in seine Wohnung, wirft sich auf die Chaiselounge und gönnt sich als Genuss zum Abend Slowakiens feinsten Koloratursopran, nämlich Edita Gruberová als Norma in Bellinis gleichnamigen gallisch-römischen Tragödienspiel. Was allerdings zum vollkommenen Operngenuss fehlt, ist eine Flasche Minervois AOC 2004 Château la Reze, den es, wie der Zufall es will, ganz stilsicher in den Discountern mit dem der Oper identischen Namen, just in dieser Woche als Wochenangebot für 2,99 € die Flasche gibt.
Für den gemeinen Eisenhüttenstädter Bellini-Fan ergibt sich nun ein Dilemma, das daraus resultiert, dass der Gott der Marktwirtschaft die Discounter nur sehr ungleich über die ostdeutschen Landschaften verteilt hat: Entweder er greift auf einen anderen Wein oder gar einen womöglich teureren Preis bei einem anderen Discounter oder gar Supermarkt zurück oder er nimmt den beschwerlichen Weg zum Norma-Neubau im netten Brieskow-Finkenheerd auf sich.
Aber eventuell macht diese kleine aufmüpfige Region im fernen Osten Deutschlands ihrer Tradition als emanzipierte und das Schicksal selbst gestaltenden Gemeinde alle Ehre und sorgt dafür, dass man sich die 15 Kilometer demnächst sparen kann. Das fränkische Einzelhandelsunternehmen jedenfalls bietet uns die Chance, unseres eigenen Einkaufsglückes Schmied zu werden und wir müssen sie nur ergreifen. Solch ein Angebot kommt nämlich nicht alle Tage, sondern höchstens alle Monate: Norma möchte wirklich gern einen Neubau in Eisenhüttenstadt errichten, u.a. natürlich auch um von den Kaufkraftüberschüssen der florierenden Odermetropole etwas abschöpfen zu können. Letzteres könnte gelingen, denn der Eisenhüttenstädter Lebensmittelkäufer ist die herrschende Monokultur langsam leid und bei Norma - dem Discounter - gibt es obendrein laut eigener Aussage "Mehr fürs Geld". Kaum zu glauben, aber so steht es hier weiß auf rot.
Da kann Konkurrent Lidl noch so sehr die billigen Preise machen, die dann aber der Netto hat und Mitwettbewerber Plus leider preislich (und auch sonst) eher aufs Kleine setzt. Beim für das Oderland zuständigen Aldi Nord ist die Qualität - ausgenommen die Einkaufsqualität - ganz oben, die Preise sind dagegen ganz unten. Der sympathische Langzeitöffner Kaufland verzichtet dagegen mit seiner Webpräsenz auf einen Slogan. Klickt man jedoch die Fanpostseite(!) auf, kann man nachlesen, wie Frau Ulla L. aus Bad Saarow an dieser Stelle eine Lösung bieten möchte:
Auch die Konkurrenz von real;- lässt sich nicht auf eine Tagline reduzieren. Dagegen brezelt uns der grüne Verbrauchermarkt Marktkauf ein militärisches märkisch markiges "Preise runter!" entgegen. Jawoll, aber zack zack.Ein anderes Unternehmen wirbt mit dem Slogan "Wir lieben Lebensmittel". Sie können mit dem Slogan "Wir lieben unsere Kunden" werben.
Mehr Einkaufsvielfalt fällt mir momentan an Lebensmittelketten in Eisenhüttenstadt nicht ein und tatsächlich lassen sich eigentlich alle hochpreisigeren Märkte vom seit 100 Jahren lebensmittelliebenden Edeka und dem hier&herzlichen Kaiser's vermissen - über den jeden Tag ein bisschen besser werdenden Rewe bis hin zu plaza ("So viel, so gut, so günstig") und MiniMal ("Der Preis ist billig, aber der Geist ist wach." oder so ähnlich). Die gehören natürlich alle irgendwie irgendwo zueinander und wer bei Edeka kauft, kauft auch gleich bei Spar, aber im Stadtbild wirkt es doch anders. Irgendwie bunter. Und daher sind alle Klagen über zu viele Lebensmittelmärkte in Eisenhüttenstadt vorschnell. Denn neben den genannten schmuckeren Geschäften fehlen selbstverständlich auch noch Penny-Märkte ("Frisch trifft billig") und das "Mehr extra zum Leben". Es bleibt zurecht die billige Frage: Warum dann ausgerechnet Norma - die Liebe der Eisenhüttenstädter Opernfreunde zur Gruberová allein wird doch vermutlich nicht das einzige Kriterium der Nürnberger bzw. Fürther sein, die in diesem Frühjahr bundesweit gerade mal zwölf ihrer unverwechselbaren Geschäfte neu eröffneten? Insgesamt sind es laut eigener Auskunft um die 1300, wobei man, wenn man weiß, dass es in Deutschland um die 1800 Städte und größere Gemeinden gibt, sich ausrechnen kann, wie viel Expansionsraum da noch bleibt. Die Antwort ist beim Betriebswirtschaftler von nebenan zu bekommen...
Noch sind es wenige Kunden, die sich in die relativ frisch renovierte und leider nur mäßig vermietete Einkaufpassage am Fröbelring verirren.
Wenn denn tatsächlich endlich Norma auch in Eisenhüttenstadt zu finden sein sollte, dann findet man hier womöglich die kleine Einsamkeit, die man als sensible Seele im Gewühl der von der Sparwut gepackten Einkaufsmassen in City Center oder Kaufland so schmerzlich vermisst.
Wenn denn tatsächlich endlich Norma auch in Eisenhüttenstadt zu finden sein sollte, dann findet man hier womöglich die kleine Einsamkeit, die man als sensible Seele im Gewühl der von der Sparwut gepackten Einkaufsmassen in City Center oder Kaufland so schmerzlich vermisst.
Nun ist es an den Stadtverordneten, zu entscheiden, ob diese offensichtliche Discounter-Lücke geschlossen werden soll und damit auch die Baulücke südlich des Roller-Möbelmarktes. Mit sparsamen 810 Quadratmetern Verkaufsfläche bewegt man sich mit den Norma-Planungen etwa im oberen Drittel des für Durchschnitts-Supermärkte Üblichen. Rein rechnerisch bedeutet dies pro Eisenhüttenstädter Kopf einen Zuwachs von vielleicht 0,025 Quadratmetern Einzelhandelsfläche, fällt also angesichts der bestehenden Werte kaum ins Gewicht. Aber - man kann nicht genug darauf hinweisen - für diesen gerademal Drittel bayerischen Quadratfuß bekommt jeder Eisenhüttenstädter mal richtig "mehr fürs Geld" z.B. auch rosarote Skater-/Caprihosen für 5,99 € oder Herren-Sommer-Jeans für 9,99 € (nur diese Woche), wobei man sich als bewusster Kunde natürlich niemals fragen würde, zu welchen Bedingungen solche Textilien gefertigt und solche Preise gehalten werden können.
Wie die Märkische Oderzeitung berichtet, tut sich die Stadtverwaltung selbst ein bisschen schwer bei der Entscheidung, wobei das hauptsächliche Gegenargument dahin zielt, dass man eigentlich etwas Zweigeschossiges wollte:
Nach Ansicht von Jörg Ihlow haben es nun die Stadtverordneten in der Hand, einen weiteren Billigdiscounter in Zentrumslage zuzulassen, wenn sie vom damals gefassten Bebauungsplan abweichen und einer eingeschossigen Bauweise zustimmen. Im Bau- und Umweltausschuss wollte am Dienstag dafür niemand die Verantwortung übernehmen, so dass dieStadtmanager Wolfgang Perske - nur zur Erinnerung - äußerte sich erst letzte Woche etwas präziser:
Problematik zunächst in den einzelnen Fraktionen besprochen wird. Erst danach soll es zu einer Entscheidung zum geplanten Markt kommen.
"Wir wollen keine weiteren Discounter in der Stadt."Wir übrigens auch nicht.
Die ungebaute Planstadt. Heute: Das Jugendklubheim der Bauarbeiter-Lehrlinge.
Jüngst stieß ich auf eine sehr schöne Ansichtspostkarte aus dem Jahre 1953, die eine Entwurfsskizze für ein "Jugendklubheim der Bauarbeiter-Lehrlinge" als Thema hat. Errichten wollte dieses als Geschenk für die noch Errichter der jungen Stalinstadt die Freie Deutsche Jugend des Bezirkes Dresden, aber soweit ich mich aus der Ferne in meiner Fantasie in der Stadt zu orientieren vermag, kann ich kein solches Gebäude in der heutigen Eisenhüttenstadt verorten. Was ist da geschehen? War es die Wut über den Bauarbeiter-Ungehorsam des 17. Juni? War es ein Mangel an Bausteinen, der dem Vorhaben einen Strich durch den Bauplan machte. Oder baute die Freie Deutsche Jugend am Ende nicht soviel auf, wie sie sich in ihrer Aufbauhymne aufs Textblatt für die Singegruppe druckte. Wer mehr zu diesem Objekt weiß, ist sehr aufgerufen, dies hier kundzutun!
Dahin könnt ihr Stifte gehen! Dachte man, plante man. Aber aus dem Heim der Lehrlingskultur wurde, soweit mir bekannt, nicht viel. So mussten die, die die Heimat errichten sollten, mit dem Aktivisten vorlieb nehmen. Aber vielleicht war das Lokal am (damaligen) Rande der Stadt auch einfach eine Weiterentwicklung des FDJ-Kulturheimplans...
Apropros Aufbau - am 30. Mai empfängt das Fußballteam der SG Aufbau Eisenhüttenstadt mit der vietnamesischen U21-Nationalmannschaft internationale Gäste (meldet der Frankfurter Stadtbote der Märkischen Oderzeitung) Mal sehen, wer in diesem nicht ganz alltäglichen Match für wen zum Aufbaugegner wird...
"Die Freilichtbühne ist inzwischen zum Stadtgespräch Nr. 1 geworden. Jeder Stalinstädter, der sich das Entstehen der Bühne angesehen hat, kann sich ein Bild machen, was für Arbeiten notwendig sind, um diesen Bau termingerecht fertigzustellen. Die meisten Arbeiten müssen manuell gemacht werden, da wir in den wenigsten Fällen technische Hilfsmittel in Anspruch nehmen können. Desto höher muß man den Elan der NAW-Helfer einschätzen, die mit einem lustigen Wort auf den Lippen und immer guter Laune ihre bestimmt nicht leichte Arbeit verrichten."Es sind nur die kleinen Feinheiten (alte Rechtschreibung, "immer gute Laune", "
Allerdings führt der Beitrag nicht nur Positivnachrichten im Gepäck. So verzichtet man - angeblich aus Gründen des Vandalenschutzes - tatsächlich auf die angekündigten bequemen Sitzschalen aus dem Olympiastadion und greift auf das schlichtmöglichste Modell (Solo von Stechert) zurück. Die passen im Ergebnis farblich auch weitaus besser zum Umfeld:
Zaun, Kissen, Beleuchtungsmasten - alles in der Farbe des Waldes, so wie es sich für eine Naturanlage gehört.Genau genommen ist ein Wald natürlich nicht grashüpfergrün, sondern enthält ein ganzes Spektrum von Farben - von Birkenstammweißschwarz über Kiefernrindenockerbraun bis hin zum Tannengrünbisindiespitzen - und daher lassen sich mit der Aussage auch schon vorausschauend zukünftige Nutzungsspuren ablesen. Sehr gern liest man, dass es in diesem Fall in dieser Stadt ein erblühendes Wir-Gefühl gibt:
"Schließlich sind wir doch alle verwurzelt in dieser Region, und ehe die Leute zum Theater nach Berlin fahren, sollte man doch versuchen, ihnen hier etwas Kultur zu bieten."Mal sehen, ob man diesen Anspruch auch erfüllen kann. Den Versuch kann man nicht genug unterstützen!
So wie 1960, als die laut [Burkhard] Jantke damals zweitgrößte Freilichtbühne in der DDR aus dem Boden gestampft wurde, packen jetzt auch wieder alle an. Von Ferrostahl, der Stadtwirtschaft, über Arcelor bis hin zurEinen Unterschied gibt es jedoch: Wo damals die Brigaden ihre freiwilligen Aufbaustunden am Abend und am Wochenende leisteten, heißt es heute:
Diakonie.
"Seit früh um sieben sind wir heute schon bei der Arbeit", sagt Burkhard Dammaschke, der noch immer einen Pinsel in der Hand hält und von der Diakonie geschickt wurde.Der zweite Wermutstropfen im Sektglas der neuen Freilichtbühnenzukunft ist dieser:
Kino soll es auf der Freilichtbühne aber nicht mehr geben. Das sei technisch ein zu großer Aufwand. Zudem wolle man ja privaten Kinos keine Konkurrenz machen, heißt es aus der Stadtverwaltung.Als Filmfreund bedankt man sich für diese unsinnige Rücksichtnahme nur bedingt. Denn einerseits hat Eisenhüttenstadt, soweit allgemein bekannt, nur ein privates Kino und das wird andererseits zumeist mit derart lauer Konfektionsware beliefert, dass das gilt, was Heckmann-Chef Eberhard Kirsch oben zum Theater bemerkte: Man fährt lieber nach Berlin. Dass der Aufwand recht groß ist, glaubt man dagegen gern. Die lokale privatwirtschaftlich kämpfende Kinolobby könnte man jedoch sicher mit dem Versprechen beruhigen, nur Filme zu zeigen, die ein bisschen neben dem Multiplex-Hauptstromprogramm liegen. Vielleicht denkt man sich in der Stadtverwaltung aber auch, dass dafür in der Stadt das Publikum fehlt. Erfahrungsgemäß - wenn man an die Zeiten denkt, in denen im Friedrich-Wolf-Theater entsprechende Versuche unternommen wurden - wäre diese Annahme eventuell leider nicht ganz verkehrt.
In diesem Talkessel brodelt es: Die Freilichtbühne wird farblich dem Wald angepasst und ansonsten auf Vordermann gebracht. Bald spielen hier wieder Filmorchester Traummelodien und vielleicht gibt es auch großes Theater. Wie im Kino wird's aber wohl nie mehr.
Sehr selten gibt es bei uns Nachrichten aus den Vorstandsetagen der Eisenhüttenstädter Großbetriebe. Wenn es aber dafür einen Anlass gibt, dann heute. Denn soeben lief die Nachricht über den Ticker, dass der CEO von Arcelor Eisenhüttenstadt - Jürgen Schachler - demnächst beim kanadischen Stahlproduzenten Dofasco ab 01. Mai die Geschäfte leiten wird. Dem Eisenhüttenstädter Werk bleibt er solange in seiner bisherigen Funktion treu, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden wird. Was aus seiner, in den Kontexten globaler Stahlwirtschaft vielleicht nicht ganz vordringlichen, Kandidatur für die IHK Wahl 2007 wird, ist ebenfalls noch unbekannt:
Ich bin ein integrativer, teamorientierter und kommunikativer Manager. Ich bin pragmatisch und engagiere mich stark für mein Werk, die Stadt und die Region.
Man kann sicher sein, dass er das auch in Hamilton, Ontario tun wird. Und man hofft, dass sein Nachfolger ähnlichen, über die Werksführung hinausgehenden, Einsatz zeigen wird. Denn das Ex-EKO AEH ist, so wie es ausschaut, noch eine ganze Zukunft lang prägendes Element der Eisenhüttenstadt. Und vielleicht schickt uns der alte Chef ja mal eine Postkarte aus dem schönen Kanada, das uns irgendwie gerade zu verfolgen scheint...
"Wenn man gar nichts zu erzählen hat, redet man über´s Wetter", beginnt er, mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.Na dann halte ich es heute mal mit dem Eulenspiegel-Altmeister Matthias Biskupek, dessen Museumslesung Mandy Timm heute in der Märkischen Oderzeitung zusammenfasst und von dem es, was ich noch nicht wusste, auch ganz schmucke Künstlerbücher (wie z.B. dieses) gibt. Denn zu erzählen habe ich heute, was Eisenhüttenstadt angeht, partout gar nichts. Muss auch nicht immer sein. Zu vermelden gibt es höchstens, dass der Lunik-Sticker selbstverständlich weg ist und ich von der Person, die mir die entsprechende E.mail schickte, noch die Postadresse benötige. Alle, die diese einmalige Chance verpasst haben, müssen nun darauf warten, bis es die seltenen Buttons bei Ebay gibt. Bis dahin kann man sich dort z.B. mal das Haus mit dem Gault-Millau-Lokal Bollwerk 4 kaufen. Doch nun zurück zum Wetter. Das ist nämlich dieser Tage durchaus angenehm und all die Frühlingsluft durchzieht die Herzen mit himmelhohen bis allzumenschlichen Gefühlen, auch wenn die Obstbaumblüten so langsam an Frische einbüßen und sich das Grün in den Augen der Betrachter derart eingenistet hat, dass man sich schon nicht mehr vorstellen kann, wie die vollgeblätterten Bäume und Sträucher vor dem Fenster in Winterratzekahl aussahen. Um dieser saisonbedingten Daseinseuphorie vollends zu huldigen, hier nun ein Foto, welches der Redaktion jüngst (heute morgen) zugesandt wurde:
"I see hope in the morning light" und wir möchten der Ultrastimme Midge Ure gern beipflichten.
Wer sich jung und morgenschön um halb sieben nach dem Beat Club auf dem Rosenhügel zum Chill Out bzw. um direkt aus dem Federbett zur Tai Chi-Meditation oder einfach nur, um als früher Vogel einen Wurm zu fangen, einfindet, kann diese hoffnungsvolle Sicht auf Stadt und Werk erleben.
Wer sich jung und morgenschön um halb sieben nach dem Beat Club auf dem Rosenhügel zum Chill Out bzw. um direkt aus dem Federbett zur Tai Chi-Meditation oder einfach nur, um als früher Vogel einen Wurm zu fangen, einfindet, kann diese hoffnungsvolle Sicht auf Stadt und Werk erleben.
Kommentare