Es ist schon kurios: Da fließen jetzt nach vier Jahren des Bloggens über Eisenhüttenstadt in diesen Blog vergleichsweise weniger Inhalte in diese Sammlung von Eindrücken und Gedanken einer erklärtermaßen „alternativen Stadtwahrnehmung“. Gleichzeitig gab es so viele (Presse)Anfragen zu Eisenhüttenstadt über die Kontaktmöglichkeit des Weblogs, wie nie zuvor. An der guten Platzierung im zentralen Rechercheelement (Google) unserer Zeit kann es nicht liegen, denn diese war schon im ersten Jahr exzellent. Von einer plötzlichen Hausse überregionalen Interesses an „Eisenhüttenstadt“ lässt sich auch kaum sprechen und die wenigen Themen die kurzzeitig bundesweit Aufmerksamkeit erregen, wie beispielsweise das Feuer im Möbelmarkt, sind für den Fokus des Weblogs bestenfalls in der Wirkung auf die Stadt, nicht jedoch als eigentliches Ereignis interessant.
Zwei externe Lesarten für das Phänomen "Eisenhüttenstadt" überwiegen momentan: die des drolligen Artefakts aus einer anderen Zeit und die des mustergültigen Beispiels für eine Kommune, mit all den Problemen, die für Ostdeutschland so typisch sind. Und zwar übersichtlich gebündelt an einem Ort.
Die tatsächlich spannende Frage liegt hinter der merkwürdigen Diskrepanz zwischen meiner vielleicht nicht unbedingt Erschöpfung aber doch nachlassenden Passion, immer und wieder und neu über das Sujet zu schreiben und den vielen Fragen externer Akteure, warum man über Eisenhüttenstadt bloggt, was die Lieblingsorte in der Stadt sind, ob die Stadt eine Heimat darstellt, welche Ziele man mit einem Placeblog zu Eisenhüttenstadt verfolgt und worauf man sich sonst noch mittlerweile adäquate Antwortlinien vorzeichnen konnte.
Die spannende Frage liegt in dem Warum, denn wenn man sie durchdenkt, findet man gleichzeitig eine Antwort auf das immer im Raum stehende „Warum nicht mehr?“, dieser „Ennui Ehst.“, die den Stadtbeobachter schubweise anfällt, nicht zuletzt dann, wenn er vor Ort durch den Stadtraum zirkelt.
Wir tragen keine Fahne (mehr).
Aber welche Leitidee bleibt der oft so planlos wirkenden Planstadt und ihrer Selbstbildkonstruktion? Gerade versucht sich eine "Arbeitsgruppe Stadtmarketing" an einer Antwort, die auch das Forschungsprojekt Stadt 2030 (vgl. auch hier) nur bedingt zu finden verstand. Vielleicht ist das Problem, dass sich die Reflexion über die Stadt vorwiegend in vor allem zeitlich begrenzten Projektrahmen vollzieht, nicht jedoch als impliziter und dauerhafter Prozess innerhalb der Stadtgesellschaft. Wie man einen solchen stimuliert und aufrechterhält, bleibt die Gretchenfrage jeder Stadtentwicklung und die vier Jahre Erfahrungen mit diesem Blog zeigen deutlich, wie mühselig solche Ansätze auf Dauer sind.
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