In einem Dorf wohnten zwei Männer, die denselben Namen hatten. Beide hießen Klaus.
(Hans Christian Andersen: Der kleine und der große Klaus)
Guter Bog, dachte ich, er ist auch ein Alex.
(Anthony Burgess: Clockwork Orange)
O meine Brüder und Schwestern, lasst euch erzählen von einer Zeit, da es sich begab, dass ich Mitglied einer gefürchteten Punkband war. Ihr mögt vergessen haben, wie diese Zeiten waren, wo sich heutzutage alles so skorri verändert und die Leute schnell vergessen und auch nicht mehr viel Zeitung gelesen wird.
Ich wuchs in einer "sozialistischen" Arbeiterstadt auf und wohnte zu dieser Zeit in einem Blog Block in der Friedrich-Engels-Straße 12a. Durch göttliche Fügung ergab es sich, dass all meine Freunde, deren Vertrauen ich gewann, ebenso wie ich auf den schönen Namen Alexander hörten. Wir trafen uns stets bei einem von uns Zuhause, um zusammen die gute Fruchtmilch zu trinken und mitgebrachten Platten von Beethoven, Mozart oder Mussorgski Gehör zu schenken. Dies war sehr gefährlich, O meine Brüder und Schwestern, denn klassische Musik wurde von staatswegen nicht nur als dekadent und verwerflich angesehen, sondern galt auch als vollkommen bürgerlich.
Unser gegenseitiges Interesse für die schönen Künste, namentlich Musik und Dichtkunst, führte zu dem gemeinsam getragenen Entschluss, eine Punkband zu gründen. Die Melodien hierfür wollten wir ebenso wie die Texte selbst schreiben. Wir übten heimlich im Kohlenkeller der elterlichen Wohnungen und nannten uns aufgrund unserer Namensgleichheit The Alex Pistols. Und so war die Aufgabenverteilung: Alexander B. spielte Bratsche, Alexander K. übernahm den Kontrabass, Alexander W. und ich besetzten die erste bzw. die zweite Geige, und Alexander S. versuchte sich als Sänger.
Während unserer Proben betranken wir uns immer mächtig mit Fruchtmilch, denn die enthielt verboten viele Vitamine und obendrein noch Kalzium. Wir hatten dabei das untrügliche Gefühl, die Fruchtmilch würde mehr aus uns herausholen als jemals drinsteckte. Unser Zusammenspiel verbesserte sich durch deren Einnahme auf eine Art und Weise, die fast schon auf Telepathie hindeutete, O meine Brüder und Schwestern. Auch spornte mich der Genuss von Fruchtmilch zu einem virtuosen Geigenspiel an, in Variationen, die nahezu göttlich inspiriert anmuteten.Unsere erste Eigenkomposition war auch unsere erfolgreichste und orientierte sich an der "Ode an die Freundin" aus der Neunten Sinfonie des guten alten Ludwig van. Wir tauften unsere Komposition in pubertärer Begeisterung einfach mal "Seid umschlungen, Melonen". Hier die erste Strophe: (Die komplette Story gibt es im Logbuch Stahlinstadt)