Mousepad Lindenallee
Maße: Höhe ca. 190mm, Breite ca. 230mm, Dicke ca. 5mm
Gewicht: ca. 70 Gramm
Änderungen vorbehalten
Das Mousepad Lindenallee kann im huettenstadt.de-Fanshop bestellt werden.
Noch ein Zitat zur Nacht für alle Urbanisten und Stadtsoziologen:
Die soziale Stadtstruktur wird aber nicht nur durch die Zusammensetzung der Bevölkerung, sondern auch durch die Baustruktur beeinflusst: Die häufig anzutreffende Meinung, die großen Plattensiedlungen seien die Ursache für die sozialen Brennpunkte, ist nur bedingt zutreffend, denn es gibt in den neuen Bundesländern derartige Großsiedlungen, die nach ihrer Modernisierung und Sanierung von den Mietern bevorzugt werden und keine Ghettomerkmale aufweisen.
Das schreibt der Wohnungswirtschaftler Helmut Jenkis im zum Teil „Immobilienmarkt“ gehörigen „Immobilienbrief“ in der Freitagsausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Nr.185, Seite 41; „Wirtschaftsgut kontra Sozialgut“).
Die Expertenmeinung eignet sich natürlich hervorragend als Argumentationsstütze bei dumpfen Vorurteilsbekundungen, wie sie z.B. hier zum Ausdruck kommen.
Teile der Miniramp auf der Insel erneuert..
Womöglich hatte der MOZ - Artikel der Jugendlichen doch etwas in der Stadtverwaltung bewegt... Das macht Hoffnung, dass auch andere Leute in der Stadt etwas bewegen können...
Wartungsarbeiten
Gelesen habe ich es leider noch nicht, aber wenn man dieser Buchbesprechung in der Schweizer Zeitschrift Le Temps glauben kann, müssen wir die Eisenhüttenstadt-Bibliografie anscheinend um einen Titel erweitern. In seinem letzten Buch "Las cuatra fugas de Manuel" erzählt der im Mai 2002 verstorbene kubanischstämmige Schriftsteller Jesús Díaz die Geschichte des kubanischen Physikers Manuel Desdín, der 1991 ablehnt von einem Forschungsaufenthalt an einem Institut für Tieftemperaturphysik im damals sowjetischen Charkow nach Kuba zurückzukehren. Die Flucht gen Westen scheint ihm die einzige Möglichkeit. Sein Weg führt ihn zunächst nach Basel, wobei diese erste Flucht schnell in der Rückführung nach Charkow endet. Die zweite Flucht führt ihn an die Sowjetisch-Finnische Grenze, die er nicht zu überqueren schafft, sich dafür aber Probleme mit einer Prostituierten und dem Kubanischen Konsulat in St. Petersburg einhandelt. Hierauf folgt die Flucht zurück, nämlich mühevoll nach Moskau. Der nächste Versuch bringt Desdín über Polen per Fähre nach Schweden, wo ihm ebenfalls kein politisches Asyl gewährt wird, da Kuba dort als "einzige Hoffnung in der dritten Welt" gilt.
Zurück nach Polen abgeschoben begibt er sich in die Hände von Schleusern und vernichtet, geheilt durch die Schweizer und Schwedischen Erfahrungen, seinen kubanischen Pass. So ist seine vierte Flucht, diesmal im Frühling, endlich erfolgreich und führt in nach...Eisenhüttenstadt:
Le printemps est déjà là, mais pas vraiment à Eisenhüttenstadt, bourgade sombre et minière de l'ex-Allemagne de l'Est, grouillante de skinheads peu amicaux, mais où cette fois Manuel est admis comme requérant d'asile.
Ausgerechnet in dieser düsteren Skindhead-Stadt wird ihm Asyl gewährt und so schlägt er sich in der Folge als Dolmetscher für einen Iraner durch, der einen regen Automobilhandel mit Offizieren der abziehenden Roten Armee betreibt.
In deutscher Übersetzung gibt es das Buch noch nicht, die französische ist jüngst bei Gallimard erschienen und falls ich irgendwo mal einen Blick hineinwerfen kann, werde ich natürlich die Passagen zu Eisenhüttenstadt für unser kleines Eisenhüttenstadt-Literaturarchiv abschreiben...
Udo Badelt, der uns gestern in der Märkischen Oderzeitung über die Feierkultur der Halbstarkenpopulation in Eisenhüttenstadt informierte, berichtet heute in einem leider absolut unkritischem Artikelchen im MOZ Lokalteil über etwas, was auch ganz entscheidend die schiefe Bahn bestimmt, auf der sich Eisenhüttenstadt gerade befindet: die Abwanderung ins Umland. Neben dem kompletten Exodus der jungen "High Potentials" (sprich: Abiturienten und das Gros der meisten Schulabgänger) findet auch noch ein Exodus der in Lohn und Brot befindlichen Familienväter und -mütter statt. Da nach wie vor die Leitidylle "Eigener Herd ist Goldes Wert", sprich ein Reihenhäuschen in der Neubausiedlung mit 15 qm Gärtchen und eigener Parkbucht, gilt (selbst wenn das Häuschen eigentlich faktisch der Sparkasse gehört), zieht man seit 1990 sobald man es sich ein bisschen leisten kann dahin, wo man den Baugrund möglichst billig bekommt. Diese Spuren dieser Sub- und Endurbanisierung lasse sich in fast allen Gemeinden im Eisenhüttenstädter Umland gut an den gesichtslosen Fertighauswüsten feststellen, die allerdings auch die Dorfkultur ruinieren, denn die Neuzugezogenen bleiben meist unter sich und scheren sich nur in Ausnahmefällen über die Strukturen, die es vorher gab. Die MOZ berichtet über das tolle Ereignis des Neubaus eines Discounters auf der grünen Neuzeller Wiese:
Grund für die Ansiedelung Nettos sind vermutlich die neuen Siedlungen, die in Neuzelle in den letzten Jahren entstanden sind. Viele der Neubürger kommen aus Eisenhüttenstadt. Ab Herbst haben sie an ihrem neuen Wohnort auch eine neue Möglichkeit zum Einkaufen.
Toll, das muss man schon sagen. Als ich Schüler im der Barockwundergemeinde war, gab es dort Bäcker, Metzger und Dorfkonsum (und sogar einen Schreibwarenladen und eine Sparkassen-Filiale). Zudem erinnere ich mich noch an einen Plus-Markt. Für die privaten Lebensmittelversorger wird die Lage sicher durch die Netto-Neuansiedlung nicht leichter, was man in der MOZ ja auch mal hätte erwähnen können, anstatt nur der Netto-Sprecherin ein Forum zu bieten. Und Eisenhüttenstadt sollte sich auch einmal überlegen, wie man dem Wegzug ins Umland besser entgegenwirkt. Die Ausschreibung von Einfamilienhausbauland und die Imitation der dörflichen Fertighaussiedlungspraxis, wie sie im Fürstenberger Scheunenviertel und auch in der Platanenallee durchgeführt wird, ist da eher ein hilfloser Ansatz. Wohnraum gibt es auch in den Kernstadtbereichen mehr als genug, Lebensraum auch. Das Ziel muss es sein, der Kleinbürgeridylle von eigenem Grillplatz und Gartenteich einen sinnvollen und attraktiven Gegenentwurf vom (städtischen) Leben in der Stadt entgegenzusetzen.
Das ist schwer und gelingt auch andernorts kaum. Besonders in den neuen Bundesländern besteht zusätzlich noch ein gewisser Nachholbedarf, war doch das eigene Bungalow in der Siedler-, Gärtner- und Kleintierzüchtersparte nahezu der einzige Weg, sich - höchst kollektiv - eine Illusion von eigenem Wirkungs- und Gestaltungsraum zu schaffen. Der positive Nebeneffekt diese Reglementierung ist, dass die Landschaft in Ostdeutschland weitaus weniger Zersiedelungsgebiete aufweist. Dass man sich nun - sehr extrem z.B. in Berliner Umland - tüchtig bemüht, hier kurzfristig nachzuholen, d.h. auf Einnahmenzuwachs zu spekulieren und langfristig sehr unschöne Siedlungsstrukturen manifestiert, ist eine ziemlich unglückliche Entwicklung. Diese ist auch deswegen enorm fahrlässig, da man es eigentlich besser wissen könnte. Man tut es vermutlich auch. Aber (Kommunal)Politik wird leider weniger durch langfristige Entwicklungsstrategien bestimmt, sondern mehr durch Legislatur- und Wahlperioden. Die Stärke, über die eigene Amtszeit hinaus denken zu wollen, die eigene Person gewissermaßen zugunsten einer gesellschaftlichen Aufgabe zu transzendieren, trifft man leider viel zu selten an. Und bei dem schon fast hysterisch anmutendem Totschlagargumentieren mit der Notwendigkeit neuer Arbeitsplätze und neuer Dorfbewohner (=neues Geld für die Gemeinde) kommt eigentlich nur eine Sache zum Ausdruck: Phantasiearmut. Die beschriebene Entwicklung ist dafür ein exquisiter Beleg.
Den Beitrag in der Märkischen Oderzeitung gibt es hier: Baustart für Discounter in Neuzelle
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