Gelesen habe ich es leider noch nicht, aber wenn man dieser Buchbesprechung in der Schweizer Zeitschrift Le Temps glauben kann, müssen wir die Eisenhüttenstadt-Bibliografie anscheinend um einen Titel erweitern. In seinem letzten Buch "Las cuatra fugas de Manuel" erzählt der im Mai 2002 verstorbene kubanischstämmige Schriftsteller Jesús Díaz die Geschichte des kubanischen Physikers Manuel Desdín, der 1991 ablehnt von einem Forschungsaufenthalt an einem Institut für Tieftemperaturphysik im damals sowjetischen Charkow nach Kuba zurückzukehren. Die Flucht gen Westen scheint ihm die einzige Möglichkeit. Sein Weg führt ihn zunächst nach Basel, wobei diese erste Flucht schnell in der Rückführung nach Charkow endet. Die zweite Flucht führt ihn an die Sowjetisch-Finnische Grenze, die er nicht zu überqueren schafft, sich dafür aber Probleme mit einer Prostituierten und dem Kubanischen Konsulat in St. Petersburg einhandelt. Hierauf folgt die Flucht zurück, nämlich mühevoll nach Moskau. Der nächste Versuch bringt Desdín über Polen per Fähre nach Schweden, wo ihm ebenfalls kein politisches Asyl gewährt wird, da Kuba dort als "einzige Hoffnung in der dritten Welt" gilt.
Zurück nach Polen abgeschoben begibt er sich in die Hände von Schleusern und vernichtet, geheilt durch die Schweizer und Schwedischen Erfahrungen, seinen kubanischen Pass. So ist seine vierte Flucht, diesmal im Frühling, endlich erfolgreich und führt in nach...Eisenhüttenstadt:
Le printemps est déjà là, mais pas vraiment à Eisenhüttenstadt, bourgade sombre et minière de l'ex-Allemagne de l'Est, grouillante de skinheads peu amicaux, mais où cette fois Manuel est admis comme requérant d'asile.
Ausgerechnet in dieser düsteren Skindhead-Stadt wird ihm Asyl gewährt und so schlägt er sich in der Folge als Dolmetscher für einen Iraner durch, der einen regen Automobilhandel mit Offizieren der abziehenden Roten Armee betreibt.
In deutscher Übersetzung gibt es das Buch noch nicht, die französische ist jüngst bei Gallimard erschienen und falls ich irgendwo mal einen Blick hineinwerfen kann, werde ich natürlich die Passagen zu Eisenhüttenstadt für unser kleines Eisenhüttenstadt-Literaturarchiv abschreiben...