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Eisenhüttenstadt Blog

Weblog für eine alternative Stadtwahrnehmung

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Geschrieben von
Ben
in Stadtgespräch
Mittwoch, 21. Februar 2007
4 Kommentare

Steine pflastern seinen Weg. Dies wünschte sich jedenfalls Herbert Wagner, Rentner und Anwohner der Straße der Republik. Ständig schaut er, so erfahren wir heute in der Märkischen Oderzeitung, aus dem Fenster und wird immer irritierter dabei:
"Erst reißen sie alles auf, dann buddeln sie wieder alles zu, dann reißen sie wieder ein Loch auf und verlegen etwas."
Sie, das sind die Tief- und Straßenbauer der Firma Oevermann. Jeden Tag, so der Bauleiter, tun die ""AKs", wie er die Arbeitskräfte nennt", was sie können und zwar vom ersten Hahnenschrei, den wir Stadtkinder um 7:30 vermuten, bis zum Sonnenuntergang, der auf dieser Baustelle im Winter auf etwa 16:30 festlegt wird. In dieser Zeit kann man viel, z.B. nach Normvorgabe 18 bis 20 Meter Betonkantensteine verlegen. Oder viereinhalb Quadratmeter Asphaltdecke samit bituminösen Unterbau verlegen. Allerdings sagen solche Zahlen allein nicht viel aus, da wir als Außenstehende die bauliche Gesamtlage mit allen Rahmenbedingungen und Einflussgrößen weder durch- noch überschauen können. Straßenbau ist für die, die von Draußen auf den Bauplatz starren immer ein Akt des Vertrauens und der Hoffnung, dass alle Beteiligten normgemäß nach besten Kräften versuchen, den Bauplan zu erfüllen und dabei ein Produkt abzuliefern, welches alle Beteiligten inklusive der späteren Nutzer vollends zufrieden stellt. Bis November will man der Straße verkehrsfertig die Teerdecke übergezogen haben und wenn dies einmal der Fall ist, wird sich Herbert Wagner endlich wieder auf ein anderes Geschehen vor seinem Fenster konzentrieren können.
Wohin Harald Jülich aus seinem Fenster blickt, verschweigt Artikel. Aber er entschädigt uns für das Weglassen eines in diesem Zusammenhang vielleicht auch nicht so entscheidenen Faktums, mit einer launige Episode aus der Rubrik Eisenhüttenstädter Streitkultur:

"Dafür muss man sich ja schämen", sagte Harald Julich dem Bürgermeister neulich im Restaurant Rose sogar ins Gesicht. Der ältere Herr findet, dass sich auf der aufgerissenen Straße zu wenig tut. "Manchmal ist dort kein Arbeiter zu sehen", schimpft er. Stadtoberhaupt Rainer Werner (SPD) - äußerlich ruhig, aber innerlich brodelnd - konterte: "Ich schäme mich nicht dafür. Hier wird alles mögliche getan. Aber auf einmal sind ja alle Bauexperten."

Ob diese Antwort den "Bauexperten" Harald Jülich glücklich macht? Dass man alles mögliche tut, überrascht nicht unbedingt, man kann aber annehmen, dass der ältere Herr, der den Bürgermeister kochen ließ, lieber sähe, wenn man das Richtige, und dieses mehr als bisher für ihn erkennbar, tut. Und vielleicht, dass die hier verbetonierten Überschüsse aus dem "Zukunft im Stadtteil"-Programm ("die andere Städte im Vorjahr nicht verbraucht haben") eine langfristige und haltbare Investition in die Ost-West-Achse darstellen. Auch ob dieses zutrifft, können wir als Straßenbaulaien bestenfalls nach Ingebrauchnahme der neuen innerstädtischen Beschleunigungsstrecke durch die Brabus V 12-Kolonnen der geschwindigkeitsberauschten städtischen Jugend beurteilen und müssen uns daher einfach vertrauensvoll darauf verlassen, dass alles gut wird. Auf Ähnliches, nämlich das endlich alles fertig und gut wird, setzt sicher auch der dränglige Baukritiker Herbert Wagner spätestens dann seine ganze Hoffnung, wenn Bauleiter Kanig das Versprechen einlöst und die Rüttler im Sommer auch am Wochenende anwerfen lässt. Das würde dann zusätzlich eine schöne Grundbeschallung für das diesjährige Stadtfest bilden. Und vielleicht kann man die Baustelle schon provisorisch, wenigstens für die SUV-Verkehr öffnen - was übrigens nach folgenden Informationen sogar höchstwahrscheinlich ist. Denn durch einen glücklichen Zufall ist uns schon jetzt ein Rapport zugespielt, in dem berichtet wird, wie (nicht nur) die Herbert Wagners oder auch Harald Jülichs unserer Heimatstadt das Stadtfest 2007 erlebt haben könnten (und in der Septemberausgabe der NBI erscheinen wird):

An der Kreuzung vor dem HO-Warenhaus stand ein Mann, der umschlüssig mal in diese, mal in jene Richtung blickte, als wüßte er nicht, wohin er zu gehen hätte. Nervös aus seiner klobigen Pfeife paffend, blätterte er in Programmheften und Prospekten. Da er das, was er suchte, nicht zu finden schien, steckte er die Papiere in die Tasche seines Kordsamtjacketts ohne darauf zu achten, sie sorgfältig zu falten.
Um ihn herum pulsierte das Leben. Autos mit Kennzeichen aus allen Bezirken der DDR und aus Westdeutschland fuhren vorüber. Ihr Motorengeräusch wurde von dem Gebrumm eines Flugzeuges verschluckt, das ziemlich niedrig, von der mit eilig dahinjagenden Regenwolken kämpfenden Sonne angestrahlt, über den Dächern kurvte. Ein Lautsprecher gab die nächsten Startzeiten der Rundflüge bekannt. Schräg gegenüber, vor dem Friedrich-Wolf-Theater, nutzten die Teilnehmer einer Tagung die Pause aus, frische Luft zu atmen. Jedenfalls mochten sie das sagen, in Wirklichkeit vermischten sie die frische Luft mit Zigarettenqualm. Von den langsam auf und ab promenierenden Gruppen stiegen Rauchschwaden auf. Aus einem halbfertigen Gebäude mit unverglasten Fenster winkten Bauarbeiter den Touristen zu, die kreischende und kletternde Wellensittiche in einem Schaufenster bewunderten.
...
Da glaubte er nun, sich in Stalinstadt mühelos orientieren zu können, weil er die erste Aufbauetappe miterlebt hat. Aber jetzt, da aus den Baustellen Wohnblocks geworden sind und aus den staubigen Sandwegen breite Alleen, jetzt bewegte er sich wie ein Fremder. Wo ist die Rosa-Luxemburg-Straße? Er war stolz und wollte nicht fragen, doch er hatte keine Ahnung, nach welcher Seite er scih wenden sollte. Nach Süden zur Diehloer Höhe, wo auf der Freilichtbühne Abend für Abend das Hüttenfestspiel aufgeführt wird? Nach Osten, wo Baracken davon zeugen, daß die Stadt noch nicht ihr endgültiges Gesicht hat. Nach Norden, wo hinter den bunten Balkonen die mächtigen Hochöfen des Kombinats aufragen? Zwecklos, auf eigene Faust ins Blaue hinein loszutraben. Die Stalinstadt seiner Erinnerung ist ein kleines Kind, das gerade seine ersten Schritte getan hat, das heutige Stalinstadt dagegen eine hübsche, charmante junge Dame. ...
Über die Quelle müssen wir eider vorerst Stillschweigen bewahren, weil sonst die Lösung des aktuellen literarischen Rätsels gefährdet wäre. Stattdessen legen wir eine Aufnahme bei, auf der zu sehen ist, dass der Bär zwar nicht steppen, aber dafür sorgen wird, dass der Verkehr der Eisenhüttenstädter wohlgeordnet und gesittet läuft:
Was ist das denn für eine Kreuzung? Stahlwerkeln und Meister Petz, geht so etwas überhaupt zusammen? Wie man sieht: es geht in Eisenhüttenstadt. Und manchmal hört man, dass Bärendienste hier eine lange Tradition haben. Und manchmal soll man sogar einen aufgebunden bekommen. Wir enthalten uns jedes weiteren Kommentars und kümmern uns lieber um unseren eigenen Bärendreck. Mmh, lecker.





Tags für diesen Artikel: diskussionskultur, , stadtfest, , , ,
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#1 Emil Email am 02/23/07 um 04:50 [Antwort]
Kommentar (1)
#2 Andi Leser am 02/26/07 um 08:10 [Antwort]
Nanu - Feuerpause?
Kommentare (2)
#2.1 Ben am 02/27/07 um 10:28 [Antwort]
Kommentar (1)
#2.1.1 Andi Leser am 02/28/07 um 12:54 [Antwort]
Kommentare (2)
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