Ja, auch wir haben die Verwirrung über das Schicksal des Fürstenbergers und Eisenhüttenstädter Eisenbahnhofs zur Kenntnis genommen und erfahren, dass der Bürgermeister nichts von der vermutlich anstehenden Trennung von Bahn und Hof in Eisenhüttenstadt wusste, es aber "negativ" findet, "dass sich die Bahn aus der Verantwortung stiehlt". Offensichtlich ist hier der Zug abgefahren, jedenfalls wenn man dem zitierten für Berlin und Brandenburg zuständigen Pressesprecher des Burkhard Ahlert, glauben möchte. Der hat wirklich kein gutes Jahr erwischt und musste schon im Kyrill-Umfeld die etwas deppert erscheinende Öffentlichkeitsarbeit des Schienentransportunternehmens irgendwie verkaufen.
(Wir unterbrechen diesen Beitrag an dieser Stelle einfach mal grundlos mit einem Link auf ein schönes Bahnbild mit Eisenhütten(stadt)bezug aus der Bahnbilddatenbank: Thermozug-Beladung im Stahlwerk Eisenhüttenstadt.)
Und auch in der vorliegenden Veräußerungsplanung weist sich der DB AG-Berlin-Brandenburg-Mecklenburg-Vorpommern-Pessersprecher anscheinend nicht als Experte in eigener Sache aus, denn die von ihm empfohlene Bahnliegenschaftswebsite ist in Hinblick auf die so manche ostdeutsche Kommune entsetzende Abstoßungsabsicht kaum als Dokumentation zu gebrauchen.
Da stimmen wohl in der Caroline-Michaelis-Straße a) das Briefing und b) die Pressedokumentation nicht, denn dass man sich als Weltkonzern vom Oder-Spree-Journal der Märkischen Oderzeitung derart klaglos einen reinwürgen lässt und nicht den Schneid hat, hier nachzubessern, ist nur entweder durch eine akuten Fahrigkeit oder durch eine chronischen Arroganz solchen Sachverhalten gegenüber erklärlich. Dabei ist die vorbereitende Pressemeldung zum Umstrukturierungskonzept ausgesprochen geschickt als Positivmeldung formuliert: Deutsche Bahn investiert jährlich rund 500 Millionen Euro in Bahnhöfe und Stationen.
Man darf gespannt sein, wie sich das Ganze entwickelt und natürlich auch, wie Rainer Werner reagiert Auf ihn wartet womöglich eine größere Bahnhofsmission. Zunächst stellt er erst einmal felsenfest: "Es ist wichtig, dass investiert wird. Ein Schandfleck darf das jedenfalls nicht werden" und findet sich damit am Ende des Artikels von Janet Neiser, deren Beiträge dem Oder-Spree-Journal ganz gut zu tun scheinen, doch wieder in Übereinstimmung mit Bahnsprecher Burkhard Ahlert.
Was das Seitengebäude des denkmalgeschützten Objekts angeht, hätte man sich vom Bürgermeister allerdings statt des Futurums lieber ein deutliches "jedenfalls nicht bleiben" gewünscht...
Den Artikel gibt es hier: Bahnhofshalle auf dem Abstellgleis.
Als eine Art von Gegenpart zu der immer wirtschaftlich und effizienter werdenden real existierenden Eisenbahngegenwart beschäftigt sich unser heutiges Literaturrätsel zur Nacht mit ökonomisch gänzlich absurden Flausen aus der lokalen Stadtplanungsgeschichte. Aus welcher Quelle stammt wohl folgende Beschreibung eines durchnittlichen Eisenhüttenstädter Zukunftswinters:
Die Blumen sind verwelkt. Es schneit, Aber immer noch tummeln sich die Kinder in den Paradiesen zwischen den Häuserblocks. Ihre dicken Mäntel haben sie abgelegt, es ist warm in den großen durchsichtigen Piacrylzelten. Aus den Heizkanälen strömt warme Luft. Oben unter dem Dach sind zusätzlich Infrarotstrahler angebracht, die auch in den Geschäften gute Dienste leisten.Wäre dieser stadtlandschaftliche Winterrapport nicht eine utopische Fantasterei einer infraroten allwetterwarmen Zukunft aus der Planungsbox der von den Stalinstädter Aufbaujahren berauschten Stadtplanern und Gerne-Treibhäuslebauern geblieben, hätten wir gegenwärtig sicher nicht die niedrigsten Fernwärmepreise des Landes Brandenburg. So aber blieb uns ein ganz durchschnittliches Verhältnis aus manchmal sibirischer Bärenkälte und häufiger februartigem Schneeglöckchenspiel erhalten, welches einzig von der globalen Mischbatterie der kosmischen Wanderschaft des Planeten und seit etwa anderhalb Jahrhunderten tatkräftig von der Emissionsfreude der Groß-, Schwer- und Automobilindustrie (de)reguliert wird. Die Heizkanäle daselbst verschwinden gerade in der Straße der Republik und das Heizkraftwerk der Stadt ist schon länger in Schutt gelegt: Nichts ist mehr mit der Aussicht auf ein Kinderwinterland in Piacryl, selbst bei aller Liebe nicht und wenn man Himmel und Hölle gleichzeitig in Bewegung setzt: Dieser Traumzauberschaum muss in alle Ewen Luftschloss bleiben. Harte Realität ist dagegen des Papier, von dem ich obigen Textauszug abschrieb. Gesucht ist nun die Quelle, der das Stück Text entnommen. Wer weiß es, wer sagt's, wer schreibt's als Kommentar?
Die größeren Jungen und Mädchen, Junge Pioniere, ernten, während draußen der Frost klirrt, in transportablen Gewächshäusern Petersilie, Schnittlauch und andere begehrte Grünpflanzen, um sie dann auf ihrem eigenen Markt zu verkaufen. So werden die vitaminarmen Monate gut überbrückt.
Unter 40 000 Quadratmetern Glasfläche reift schon das erste Frühgemüse heran.
Die transportablen Gewächshäuser sind eine einfache und praktische Sache. Über den Heizkanälen werden - wie bei den Spielplätzen - Kunststoffplatten montiert. Später, wenn das Gelände bebaut wird, wird der Standort gewechselt. Auch für die Autobesitzer verliert der Winter seine Schrecken. Selbst diejenigen, die für ihren Wagen nicht sofort eine Boxe in den unterirdischen oder in den mehrgeschossigen Etagengaragen erhalten, fürchten weder Kälte noch Kühlerschäden. Die Warmluftheizung auf den Parkplätzen verhindert das Einfrieren.
Kinderland ist ausgeplant: Statt Piacrylcamping gibt es Handschuh, Mütze, Schal und viel altersgerechte Bewegung aus dem tototo-Spektrum (Tollen, Torkeln, Toben) in der frischen Luft der Heinrich-Heine-Allee.