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Eisenhüttenstadt Blog

Weblog für eine alternative Stadtwahrnehmung

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Geschrieben von
Ben
in Sonstiges
Mittwoch, 22. Oktober 2014
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Es ist nun tatsächlich fast 25 Jahre her, dass man viel zu früh am Morgen in der Polytechnischen Oberschule Juri Gagarin am Platz der Jugend zur Geschichtsstunde bei Herrn Köhler erschien. Ein garstiges, graues, feuchtkaltes Wetter wehte vom Pionierweg in den zweiten Stock hinauf und es brach der traditionelle Kampf aus zwischen denen, die Sauerstoff suchten, Kühle gern in Kauf nahmen und das Fenster aufreißen wollten, und denen, den etwas angestandene Behaglichkeit der Idealzustand und dumpfe Wärme allemal lieber waren als beißende Morgenluft.

Bisher hatte am Ende immer der Geschichtslehrer entschieden. Aber an diesem Freitagmorgen erschien er sonderbarerweise wie abwesend, so als hätte er die Nacht durchgemacht oder den Morgen verschlafen, obwohl er auf die Sekunde genau im Klassenzimmer stand. Den Zustand eines solchen Blicks wie erschöpft noch bevor man das Tagewerk überhaupt begann kannten wir natürlich von uns selbst aber nicht von einer Autoritätsperson, die ein Lehrer im Sozialismus zweifellos repräsentierte.

Banknachbar Mirko hatte eine Ahnung, vielleicht den Lehrer betreffend, sicher aber die Lage der Welt. Dass man nun in den Westen könne, einfach so, das wusste er zu berichten. Man selbst hatte so etwas eher nebenbei aus dem Frühstücksprogramm des Fernsehens aufgeschnappt, das uns der Westen seit einigen Jahren sogar in der privaten Variante (der Sender mit den Bällen, die Sensation namens Sat1) zum Wachwerden als Begleitung zum warmen Vanillepudding schickte.

Aber der Morgen war kurz, die Katze lief einem vor die Beine, das fensterlose Bad in der Wohnung an der Wendeschleife John-Schehr-Straße (was wusste man eigentlich vom Hafenschlosser aus Altona?) genau in der Weise nicht frei, wie man es bei Haushalten mit mehreren schulpflichtigen Kindern erwartet und die Eltern waren wohl auch noch nicht ganz klar darüber, was der Junge an Informationen zur Sachlage in Berlin mit zur Schule nehmen sollte. Ohnehin war das wichtigste: Pünktlich ankommen. Die Wegstrecke wurde wie immer, wenn es zu spät zu werden drohte, von einem fröhlich knatternden oder bedrohlich scheppernden (je nach Zustand der Zündkerzen, sagt die Erinnerung, die aber nichts von Autos versteht) Trabant via Rosenstraße verkürzt, so dass man an Kaufhalle und bereits brachen Rosenbeeten vorbei gerade so pünktlich durch die Glastüren des Haupteingangs hasten konnte, irgendein Aufsicht habender Zehntklässer pflaumte einem barsch ein „Mütze ab im Schulhaus!!“ ins Erste-Stunde-Gesicht, mit dem Schwung dieser Morgenansprache sauste man schon wie von selbst zum ersten Knick der Treppe hinauf und die anderen Stufen waren dann auch kein Problem mehr. Was man in diesem spurtenden Moment am Handlauf zur Geschichte noch nicht wusste: Abends zeigte Papa seinen mit einem Visum der Volkspolizei frisch bestempelten Personalausweis vor und am Sonntag ging es dann in die Ernüchterung eines novemberrüden Westberlins, das vollgelaufen war mit desorientierten Staatsbürgern der DDR samt kindlichem Anhang und nicht so richtig wusste, was es mit ihnen eigentlich anfangen sollte. Aus Verlegenheit erließ es erst einmal die Fahrkartenpflicht für die U-Bahn und gab jedem hundert Westmark in die klammen Hände, die vor allem den Kiosken in den Bahnhöfen die umsatzstärksten Tage in der Weltgeschichte bescherten.

Wandbild an der POS V in Eisenhüttenstadt
Das Himmelreich auf Erden verspricht leichtfertig so manche Heilslehre und die des Kommunismus bildete da keine Ausnahme. Da die DDR dem Sozialismus (Vorstufe zum kommunistischen Eden) ein menschlicheres Antlitz geben wollte, jedenfalls in der baugebundenen Kunst, kachelte man die Zukunft in kindgerechter Formensprache sehr gern an die Schulen und Kindergärten der Republik. Dort, wo eine Zivilgesellschaft auch postwendlich den Anspruch, aus der Geschichte und ihrer Wirkung auf die Identitäten der Gegenwart zu lernen, ernst nimmt (oder einfach nachlässig beim Bildersturm nach 1989 war), hat man sie belassen. So auch am verlassenen Gebäude der Schule von einst, deren Schulhof übrigens im Gegensatz zu dem zum Schuljahresabschluss beim Fahnenappell gern gespielten Lied, bei weitem nicht der schön Platz ist, den es für mich gibt. Da hilft auch Friedrich Krachts Aufstiegsvorstellung von der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft (im Bild: Sonnenstufe, Kinderheitsglück) nicht.

Da all dies nun ein Vierteljahrhundert – ziemlich genau der Abstand vom eigenen Geburtstag zur Gründung der ersten sozialistischen Stadt Deutschlands - zurückliegt, vervielfacht sich nicht ganz überraschend das Aufkommen von Presseanfragen auch an den im Impressum genannten Betreiber dieses Weblogs, der nicht unbedingt mit dem Hauptautoren dieses Weblogs identisch ist und der mehr über die dritte sozialistische Stadt Deutschlands berichten könnte (Ach PCK!), da er dort aufgewachsen ist.

Und eben dieser Betreiber schrieb mir gestern: „vielleicht sollten wir das Impressum mal anpassen?“

Darauf reagiere ich mit dieser Seite, auf der für alle Zukunft vermerkt werden soll, dass Presse- oder Kooperationsanfragen zu diesem Weblog, zu dieser Stadt und zu meiner Person direkt gerichtet werden können an:

Ben Kaden
- @bkaden
- ben@huettenstadt.de
- Facebook

(short note for international journalists: If you are interested in doing a story about Eisenhüttenstadt and feel like a cooperation, interview, etc. with someone involved in this more or less closed weblog should be a part of it please feel free to contact Ben Kaden via Twitter @bkaden, e-mail ben@huettenstadt, or Facebook)

Tags für diesen Artikel: 1989, , erinnerung, kontaktdaten
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Ben zu Der kurze Weg zur Schule. Ein Fundfoto von irgendwo.
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