Dank Google-Cache erfahren wir ein bisschen was über die Allgemeinbildung von Hubertus Knabe (dem Hubertus Knabe?!) bzw. der SPIEGEL Online Redaktion, die es immerhin zuließ, den oben bildzitierten Faux-Pas ("Eine Marginalie?") in einem kleinem Beitrag zum sozialistischen und postsozialistischen Straßenumbennenungswesen im Beitrittsgebiet für Suchmaschinen indizierbar zu machen. Die einzige Möglichkeit, die so etwas erklärbar macht, ist, dass hier jemand eine alte Version von Google-Earth anstatt des angebrachteren aktuellen Brockhaus-Bandes zur Hand genommen hat.
Das Thema betrifft auch die ehemalige sozialistische Vorzeigestadt, in der die Existenz von Namen wie "Rosa-Luxemburg-Straße" oder "Karl-Marx-Straße" (wobei es eine solche auch im sicher nicht gänzlich SED-durchseuchten Westberliner Stadtteil Neukölln gab und gibt), den Eindruck vermittelt, als würde hier noch die immerrechthaberische Partei selbst das Zepter schwingen:
Wer in Ostdeutschland zu einer Landpartie aufbricht, könnte leicht auf die Idee kommen, die SED sei dort immer noch an der Macht.
Oder eben die Astronomen (Archenholdring, Keplerring). Oder die Bierbrauer (Malzweg - aber mit sichtbar abnehmendem Einfluss). Oder gar die Juweliere (Ringstraße).
Es stimmt etwas nicht in Deutschland, wenn wir im siebzehnten Jahr der Einheit noch immer in jedem Dorf die kommunistische Diktatur verherrlichen, die Opfer und den Widerstand jedoch vergessen. Die Politiker haben die Aufgabe, endlich dieses Missverhältnis zu beseitigen - auch wenn dies bei Anwohnern oder DDR-Nostalgikern auf Widerstand stößt.
meint Hubertus Knabe in seinem Beitrag zur deutschen Einheit. Angesichts der vielen Dinge, die in Deutschland, die im siebzehnten Jahr der Einheit nicht so recht zu stimmen scheinen, ist sein Kummer dann doch eher eine Marginalie. Jeder kämpft eben an seiner Front um Aufmerksamkeit und wer will es ihm verübeln. Meiner Erfahrung nach sind Straßennamen allerdings viel Schall und ein bisschen Rauch bzw. Ruß, besonders, wenn Dieselfahrzeuge an den Schlidern vorbeiknattern. Ich kannte übrigens mal ein Schaf, das Lumumba hieß. Das war noch in der Blütezeit der DDR und eines Tages wurde es trotz der sozialistischen Bezeichnung bedenkenlos geschlachtet und verspeist. So fraß die Revolution ihre Kinder bzw. gaben einst die Menschen herzlich wenig auf den Namen. Und so ist sicher heute noch: der Name und die vermeintlich damit verknüpfte Ehre ist der Masse Wurscht. Und die aufgeklärten Geister freuen sich, dass sich die Geschichte in onomatischer Gestalt einer Ernst-Thälmann-Siedlung ganz leicht dort ableiten lässt, wo sie ihre Schneisen schlug.