Manchmal sitze ich berlinmittig abends in meiner Einsamkeit der Oranienburger Straße und blättere die Presse aus meiner Heimatregion in Ostbrandenburg auf's Penibelste durch. Dabei bin ich jüngst auf etwas ganz Außergewöhnliches gestoßen: Die Stelle an der in Eisenhüttenstadt alle Klassenschranken zu fallen scheinen und sich Arm und Reich vereinigen.
Es handelt sich um den Kontaktanzeigenteil des Oderland-Spiegels. Wer den Puaka-Fish-Eye-Kamera-Klassiker "Suche Sex per Kontaktanzeige" bisher für reine Fiktion hielt, muss sich sicher nicht umstellen, denn von den auf dem Ausriss präsentierten Nähegesuchen kann man Selbiges garaniert auch behaupten, aber die vorliegende Variante ist wirklich grotesk:
Es ist zum Verrücktwerden mit dem freudlosen Leben der Millionärsgattinen in Eisenhüttenstadt. Da tut man jahrelang alles, um sich einen der wohlhabensten Männer der Stadt zu greifen und dann hat der bald nur noch Augen für seine bezaubernde Lamborghini-Sammlung, dicke Farbergé-Eier und vielleicht auch seine Bohr-Unternehmungen in Südostasien und die kontinentalen Anwesen in Villariba und Villabajos, Was bleibt der armen Gattin übrig als zwangsläufig im Oderlandspiegel zu inserieren und zu hoffen, dass sich ein Mann findet, der selbstlos und selbstverständlich anonym nicht nur die Hände an den Schoß legt.
Alternativ käme nur noch ein lüsternes Flanieren unter den Laternen der Stadt in Frage, aber die werden nicht selten aus Kostengründen einfach mitten in der Nacht abgeschaltet und ohne Lichtkegel wird selbst die grellste Bordsteinschwalbe zum grauen Steinkauz. Also ist das Inserant der letzte Rettungsring einer in ihrer Lust Ertrinkenden.
Die Sozialstatusbeschreibung "Millionärsgattin" ist dabei natürlich extrem wichtig, da beim Ausbleiben der Erotik durch junges Körpersein die Erotik des Erfolges hoffentlich das Übrige tut. Erst angelt man sich einen Millionär und dann vielleicht einen armen Schlucker für die Lust.
Oder eine arme Schluckerin, z.B. Sina, 36 die sich gleichspaltig präsentiert. Sina hat viel Freizeit, denn sie ist arbeitslos. Was bleibt ihr in dieser Situation anderes, als die Suche nach einem sexbegeisterten Mann, der ihr alles mögliche besorgen soll, aber vielleicht aber nicht unbedingt einen Job. Eher eine neue Stellung. Dafür würde sie weit gehen (bzw. fahren) denn sie ist mobil aber nicht wählerisch, was sie sich als Person am unteren Ende der sozialen Leiter - im Gegensatz zu unserer Millionärsgattin - auch nicht leisten kann. Da nimmt man besser, was man kriegt.
Nun kann man überlegen, ob die beiden Damen nicht vielleicht ein gutes Gespann bilden sollten, für diejenigen Interessenten, die die Extreme lieben, beispielsweise verheiratete Männer aus der Mittelschicht. Oder zieht es diese dann doch eher zur top-fitten Oma (60. J.) aus Beeskow? Das wäre mal ein tolles Thema für eine Milieustudie. Wer für solche die oben verfremdeten Telefonnummern anfordern möchte, wende sich bitte an die Anzeigenberatung des Oderlandspiegels oder warte auf die nächste Ausgabe. Denn diese nimmersatten Arbeitslosinnen und vernachlässigten Millionärsbräute wollen immer mehr und werden ganz bestimmt dort wieder inserieren.
Und wenn man sich erst ausmalt, wie durchgeknallt es die ruhelosen Milliardärinnen aus Eisenhüttenstadt angehen lassen müssen...Das reine Sodom in Ostbrandenburg!
And I will strike down upon thee with great vengeance and furious anger those who attempt to poison and destroy my brothers. And you will know my name is the Lord when I lay my vengeance upon you.