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Eisenhüttenstadt Blog

Weblog für eine alternative Stadtwahrnehmung

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Geschrieben von
Ben
in Sonstiges
Dienstag, 11. August 2009
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Das Eisenhüttenstadt-Blog ist uns in seinem Kern wenig anderes als ein Brennglas der völkerpsychologisch grundierten Diagnose einer Stadtgemeinschaft im Hagelsturm der globalkulturellen Einflüsse, die massen- und nischenmedialen Sturzbächen gleich das einstmals wohlgeordnete Leben der Einzelnen erfassen und überformen. Immerhin war die Mischgemeinschaft Eisenhüttenstadts beinahe 40 Jahre lang eine Zuwanderungsgesellschaft, immer auf den einenden Focus sozialistische Planstadt gerichtet, bis sich um 1990 der Prozess umkehrte und die einst zu einer Bevölkerungsgruppe verschmolzenen Lebenslinien, die sich aus Bitterfeld und Königsberg, aus Schlema und Eggesin in zumeist jungem Alter in die sieben Wohnkomplexe der Stadt fanden und banden, begannen auszufasern und sich zwischen Kanada und Australien und sehr viel in der Schweiz neue Anknüpfungspunkte zu suchen. Der selten so genannte Exodus Ehst. geht im 60sten Jahr der Stadt in sein zwanzigstes. Zwei Drittel Stadtaufbauzeit stehen 2010 nun mehr einem Drittel Schrumpfungsperiode entgegen.

Nun sind wir mit dem Oeuvre des Ur-Völkerpsychologen Wilhelm Wundts nicht derart auf Du und Du, dass wir extrapolieren könnten, wie er derartige Regressionserscheinungen des postsozialistischen Zivilisationsmenschen bewertet hätte. Ohnehin bewegt man sich in Eisenhüttenstadt eher selten in psychodiagnostischen Gefilden, obwohl dem subjektiven Eindruck nach mitunter der Primärkontakt mit Einheimischen gerade für dieses Betätigungsfeld eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten aufzeigt.

Ob eine aktuelle Beobachtung im Stadtbild vor diesem Hintergrund zu erklären ist - wer weiß das schon. Es ist aber offensichtlich, dass an prominenter Ecke quasi als Maßnahme einer sanften Psychologisierung des Stadtraums eine schöne Kombination der Tafeln 3 und 9 des berühmt-berüchtigten und dank Wikipedia sorgsam entzauberten Rorschach-Tests (vgl. auch den Beitrag "Ich sehe das, was du nicht siehst" in der gestrigen Ausgabe der FAZ) in den öffentlichen Raum eingebracht wurde. Erkenne Dich selbst - und zwar beim Vorübergehen zum Bahnhof.

"... wrote his own eulogy with cocaine hands

Heroin arms, Novocaine memories

Lost since dropped into room from pink mammaries

Off of the dome, shit I'm off of the phone

Off of the couch[!], off track..."
Da wir irgendwie in die Woche des Rap-Zitats gefallen sind und andererseits dem (Noch-)Verleger Egon Ammann nicht in allem zustimmen, der heute in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Feuilleton, S. 27) meinte:

"[...] dass eine Verschiebung stattfindet, Techno und Rap[!], Pop, Glamour, Fun schieben sich vor das Ernstere. Zerstreuung, Abenteuer, Fantasy, Selbsterfahrung, Internet verbauen den Blick auf das Wesentliche, das wir eines Tages wieder benötigen, wenn viele dieser Phänomene ihre Anziehungskraft verloren haben." 
freuen wir uns natürlich umso mehr, in El-Ps schönem kulturpessimistischen Rumpler "Tuned Mass Damper" einen Titel nicht nur mit dem Thema Massenpsychologie heute sondern auch mit einem eröffnenden Reimschema gefunden zu haben, in das man das Wort "Rorschach-Test" relativ unauffällig hineinfließen lassen kann:

"I took this photograph soaking wet/ solved the Rorschach test / After an 8-ball cataract broken jazz bass frett"
Das merkt niemand. Und die eingangs zitierte Beschreibung einer zum Glück nicht ganz Durchschnitts- aber doch auch in Eisenhüttenstadt möglichen Jugend am Abgrund des jungen neuen Jahrtausends - bzw. eines Durchschnittssamtags im Spektrum des alten alten - trifft nach wie vor halbwegs zu. Das hilft aber immer noch nicht bei der Frage, was man nun im roten Muster an der hellen Wand erkennt.

Für mich ist die Antwort klar: Der Rorschach von Wuthenow nimmt sich aus Versehen die Victoire von Carayon zur Brust, sie wendet mit wehendem Haar ihren Kopf zur Seite, zwingt ihn zur Heirat, die Fetzen fliegen, die Gesamtsituation läuft mächtig aus dem Ruder und am Ende färbt sich alles blutrot auf der weissen Weste und es hallt dieser von Fontane dahingefederte Dialog ihm nach:

»Wat et is? Wat soll et sind, Kleener? En Steen is et; en doter Feldwebel.«

»Oh no, Baarsch. Nich stone. 't was something... dear me..., like shooting.«

»Schuting? Na nu.«

»Yes; pistol-shooting...«

Leider wird man nun nach der Ausdeutung mit dem Klecks Bild, den man sich mit dem Klecksbild machte, allein gelassen und sucht die umliegenden Wände vergebens nach einer erläuternden S-CON-Skala ab. Nirgends kann man die Höhe seines Egozentrik-Indexes ablesen. An keiner nahen Stelle findet man seine "MOR"-Werte.

Fazit: Wer sich hier auf eine Partie Rorschach to go einlässt, bleibt der Analyse zwar nah doch sehr unerklärt auf der Strecke. Und wenn er sich derart verstört dann gen Bahnhof mit einem Imbiss abzulenken versucht, fällt er nahezu sicher dem Wahnsinn anheim. Denn was er dort ausgehändigt bekommt ist ein Döner - und was ist ein Döner anderes, als ein Hammelfleisch gewordener Tintenkleckstest?

Da bleibt einzig passend wie nur was mit El-P zu schließen:

"And the answer that just eluded you my friend don't exist/
Unless we torch our own entrapments and exact our own scripts/
Tuned mass damper baby, yeah that's the shit"
Auch in dieser Fackel liegt eine Art Psychotherapie.


Tags für diesen Artikel: , psychologie, rorschach-test, unsinn
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