Die Filme für die Sofortbildkameras der Marke Polaroid und die Plattenbauten in der Lawitzer Straße im VII. Wohnkomplex Eisenhüttenstadts haben eines gemeinsam: Im nächsten Jahr um diese Zeit wird es sie vermutlich nicht mehr geben.
Da die aktuellen Eigentümer der Marke irriger Weise denke, dass sie unter diesem Label irgendetwas auf dem Markt der Digitalfotografie etablieren können und das großartige Nischenprodukt des Sofortbildfilms daher aufgeben und Lagerausverkauf auch noch Preise verlangen, die normalen Einkommensklassen eine Vorratshaltung verunmöglicht, was auch aufgrund der begrenzten Haltbarkeit der Filme nur eine kurzfristige Verschiebung darstellen würde, verschwindet eine der wunderbarsten Erfindungen der Fotografie des vergangenen Jahrhunderts, die auch die abgestumpften Digitalgeneration durchaus Erstaunen und Freude ins Gesicht zu zaubern vermag.
Was die oberflächlichen Merkmale der Aufnahmen angeht, können sie in puncto Bildschärfe, Farbbalance und was es sonst noch gibt, keinesfalls mit den 12 Megapixel Digitalspiegelreflexfotos, von denen der zeitgemäße Fotograf um die 500 Stück pro Wochenende aus der sichtbaren Welt herausreißt, mithalten.
Ihre Stärke ist gerade, dass sie so schwer auf Perfektion hin kalkulierbar und dabei absolut sind. Man kann sie nicht löschen, sie sind in der Welt, ob gelungen oder nicht. So überlegt und erspürt man jedes Bild, das aufgrund der Sofortentwicklung nichts Geringeres darstellt, als die Materialisierung, also Greifbarwerdung, eines Momentes.
Was mit den Bildermassen auf den Speicherfestplatten so schlecht gelingt, auch wenn man anhäuft und anhäuft, nämlich das Eigene, das Magische, das - wie Roland Barthes schrieb - punctum, also das Bestechende zu fassen, erbringt das Polaroid-Sofortbild mit Leichtigkeit und zwar ausgerechnet durch die zwangsläufige Imperfektion und mehr noch durch die Form.
Der kleine weiße Rahmen, der die Landschaften, die Gesichter, die Himmel und die Erden schon immer wie als etwas Vergehendes oder Vergangenes erfasst, die grundsätzlich melancholische Farbgebung, all das setzt - wenigstens mir - dieses bald selbst vergangene Medium in straffe und in seiner Eigenart überlegene Opposition zu dem lichtbildnerischen Schnell und Viel, das uns (auch hier) durchflickrt.
So wie also für viele Kinder der Stadt die Landschaft ihrer Kindheit aus ökonomischen Gründen umgepflügt wird, geht auch ein fotografisches Medium ihrer Zeit mit einer analogen Begründung verloren. Um beide Aspekte - ausgerechnet digital - wenigstens in ihrer Idee und als verschwindende Begriffe aufzuheben, soweit das Medium Weblog dies zulässt, wird in der nächsten Zeit sukzessive das kleine Eisenhüttenstadt-Polaroid-Archiv des eisen.huettenstadt-Blogs an dieser Stelle abgebildet.
Umbra et Imago.
In der Lawitzer Straße kippt der Stadtumbau die Wohngebietslandschaft so sehr ins Vergangensein, dass selbst das Erdreich Sepia trägt. Und dazu zeigt die späte Augustsonne, wie passend sich RAL 5015 und RAL 5023 als Kontrast eignen.
In der Lawitzer Straße kippt der Stadtumbau die Wohngebietslandschaft so sehr ins Vergangensein, dass selbst das Erdreich Sepia trägt. Und dazu zeigt die späte Augustsonne, wie passend sich RAL 5015 und RAL 5023 als Kontrast eignen.
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