Bekanntlich hat Blogkollege ALex jüngst in diesem Blog eine Lanze für "Virtuelles Graffiti in Eisenhüttenstadt" gebrochen und mit einem sehr schönen Beispiel illustriert. Wer allerdings jemals morgens um halb vier heimlich still und leise mit einem Eimer Farbe über die Außenleiter eine Industrieanlage erklommen hat um dann später seinen tatsächlich vom Dach hängenden Namen zu lesen, kann auch davon berichten, dass sich Reiz, Kick und Gefühl beim realen Graffiti vom Photoshop-Graffiti deutlich unterscheiden. Das Risiko aber ebenso und in puncto Alltagsmoral ist das Phänomen sowieso über weite Strecken ein zwiespältiges. Denn obschon kommerzielle Akteure sowohl mit Billigarchitektur wie auch penentranter Werbung den Stadtraum visuell nicht selten aufs Kräftigste missbrauchen, sollte man dem Kaufland-Real-Lidl-etc-Beispiel nicht in jedem Fall unbedingt und unbedacht farbrollenagil und dosenflink nacheifern und mehr schlecht als garantiert recht Werbung in eigener Sache in den Stadtraum schreiben.
Eisenhüttenstadt bietet, wie ALex ebenfalls erwähnt, derzeit herausragende Beispiele von Graffiti, die in ihrer formalen wie thematischen Plattheit wirklich unangenehm herausstechen. (Ob es Arbeiten, für die "selbst der Durschnittsbürger Eisenhüttenstadts ein gewisses ästhetisches Empfinden hegt" hier tatsächlich jemals gab, ist nebenbei Frage genug für eine weitere Anschlussdebatte mit fortgeschrittener Komplexität.) Oft wird dabei wird nicht zuletzt die alte Tradition des politisch-gesellschaftlich motivierten Einbringens von Botschaften in den Stadtraum mehr zu Grabe getragen, denn erhalten. Wo ALex ganz zurecht den Sprühkopf-Finger auf einige lokale Antifa-Aktivisten richtet, ist zu ergänzen, dass der ideenpolitische Gegenpol auch recht lebhaft und recht rechtswidrig bei der Sache ist. Wie schade, dass dieser Kleinkrieg um eine innerstädtische Deutungshoheit, die keine ist, auf weiter Flur das Einzige ist, was in Eisenhüttenstadt an Weimar erinnert...
Wie dem auch sei: Sowohl die schönen, wie die dumpfen sind Teil des Eisenhüttenstädter Stadtbilds, wenn auch einer, für den sich außerhalb der Szene, die ihn verzapfen, bzw. derer, die sich das Ermitteln in solchen Fällen zum Beruf gemacht haben, kaum jemand interessiert. Wir als aktive Stadtwahrnehmer jedoch schon, denn uns gilt es, die Stadt in ihre erlebbaren Gänze zu erleben. Wenn dies dazu gehört, dann gehört dies dazu. Daher starten wir diese kleine Reihe, die übrigens offen für Einsendungen mit einschlägigen Fotografien, nicht nur politischen Inhalts, ist. Analog wollen wir natürlich auch die beliebtesten Graffiti Eisenhüttenstadts erfassen. Daher bitten wir parallel um die Zusendung der Eisenhüttenstädter Lieblingsgraffitis unserer Leser für den "virtual Wall of Fame", gern mit Begründung der Auswahl. Entstehen kann damit - falls das Sujet dies hergibt - sowohl ein virtuelles Schwarzbuch wie auch ein, nun ja, virtuelles Weißbuch, also ein virtuelles Schwarz-Weiß-Buch der inoffiziellen Eisenhüttenstädter Wandmalkultur. Muss aber nicht.
Form follows function bzw. auch Bedeutung.
Das berühmte FFF der Designkultur gilt leider auch in negativer Lesart. Z.B. bei diesem Kurzdialog, bei dem man, wenn man denn wollte, eine "Wer war zu erst"-Diskussion starten kann, die dann zwei Interpretationshorizonte eröffnet. Die Vermutung, es handele sich hier um Guerilla-Marketing für die Berliner Filiale der Wachsfigurenausstellerin Madame Tussaud, scheint beispielsweise auf den ersten Blick ganz plausibel. Auf den zweiten erweist sie sich jedoch als blanker Unsinn.
Denn dort, wo man diese Beschriftung liest, erreicht man den typischen Wachsfigurenbeschauer eher nicht. Den typischen Falschparker aber auch nicht. Schon ist man wieder im Dilemma...
Wer dennoch herausfindet (bzw. weiß), wo die Aufnahme aufgenommen wurde, kann dies gern als Kommentar anfügen.
Das berühmte FFF der Designkultur gilt leider auch in negativer Lesart. Z.B. bei diesem Kurzdialog, bei dem man, wenn man denn wollte, eine "Wer war zu erst"-Diskussion starten kann, die dann zwei Interpretationshorizonte eröffnet. Die Vermutung, es handele sich hier um Guerilla-Marketing für die Berliner Filiale der Wachsfigurenausstellerin Madame Tussaud, scheint beispielsweise auf den ersten Blick ganz plausibel. Auf den zweiten erweist sie sich jedoch als blanker Unsinn.
Denn dort, wo man diese Beschriftung liest, erreicht man den typischen Wachsfigurenbeschauer eher nicht. Den typischen Falschparker aber auch nicht. Schon ist man wieder im Dilemma...
Wer dennoch herausfindet (bzw. weiß), wo die Aufnahme aufgenommen wurde, kann dies gern als Kommentar anfügen.