Stadtbild
Wie ich heute mit erstaunen feststellen konnte, ist eine Gebäudeseite der Pawlowallee 32 – 35 schon mit einem gelblichen Farbanstrich versehen. Es sieht schön aus und man darf auf den Rest gespannt sein! Damit die ganze Sache noch schneller von Statten geht, bekommen die Handwerker während der Sanierung die Möglichkeit, im Restaurant Rose bspw. eine Bockwurst mit Brötchen für 1 Euro zu speisen – so ein Aushang an der Haustür. Leider ließ sich von außen nicht viel erkennen, doch eine Familie muss die Sanierung wohl komplett mitgemacht haben, wenn man denn dem einzelnen noch vorhandenen Klingelschild Glauben schenken darf.
Farbaufrag... An anderen Stellen in der Stadt wird man dafür bestraft, auch wenn das Haus abgerissen statt saniert wird..
Rosa Pawlowa. In Szene gesetzt von Thomas Neumann.
Es sind nur vier Bilder die Thomas Neumann in seiner "rosa Serie" online gestellt hat. Aber ausgesprochen schöne:
Rosa, kaum himmelblau.
Und eigentlich schreibt der Denkmalschutz einen Gelb-Beige-Ton als Fassadenfarbe im Sanierungsgebiet der Kernstadt vor. Bei Thomas Neumann macht er aber vielleicht eine Ausnahme.
Und eigentlich schreibt der Denkmalschutz einen Gelb-Beige-Ton als Fassadenfarbe im Sanierungsgebiet der Kernstadt vor. Bei Thomas Neumann macht er aber vielleicht eine Ausnahme.
Nach anfänglicher Flaute kommt nun langsam etwas frühlingshafter Schwung in den aktuellen Fotowettbewerb "Eisenhüttenstadt" für den Monat März. Das Thema ist, wie sich aller erinnern, Geflügel in der Stadt. Hier meine aktuellen Favoriten:
Eine Marktszene mit Schwein von x**.
Zwei Edelhühner aus dem KUZ von ehst.tick
Hahn, Eisvogel und Freunde als Mosaik von komplex*
Der Stammbaum von x*
Ein winzigliches Entlein noch einmal von ehst.tick.
Der Metallvogelschwarm von ehstiques.
Ich denke aber, dass da noch mehr geht und genug März, um das Feld noch einmal aufzurollen, ist noch übrig. Wer mitmachen mag, aber keine Lust auf Flickr hat, kann mir auch einfach sein Bild zuemailen und speise es dann manuell in den Wettbewerb ein.
Alte Schule: Neue Bilder aus der Stadtgeschichte auf Flickr.
Vier der schönsten Eisenhüttenstadt- bzw. Stalinstadt-Fotografien seit langem sind heute morgen ganz unverhofft bei Flickr aufgetaucht. Ich bin verrückt vor Freude und in diesem Fall sogar ein bisschen weinertlich:
Laterna Magica: Gar zauberhaft ist das Fotoquartett, welches nun dank Flickr für immer in den Caches der weltweiten Datennetze und hoffentlich auch möglichst lange bei Flickr verfügbar sein wird.
Quelle: Krummsdorf auf flickr.com
Quelle: Krummsdorf auf flickr.com
Ich weiß nicht, wie sie es gemacht hat, aber dieses Bild unserer Flickr-Kollegin Zickenines lässt den Zentralen Platz samt dem Haus der Parteien und Massenorganisationen in einer derart gelungenen Vefremdung erstrahlen, dass man meint, direkt ins Herz Utopias zu blicken. Mir jedenfalls gefällt es sehr!
Himmelblau und rasengrün: Im "Zickenines"-Flickrland ist Eisenhüttenstadt auch im Februar farbenfroh.
Aus der realen Welt erreicht uns übrigens so eben diese Pressemeldung:
Eisenhüttenstadt. Eine Filiale der Supermarktkette Kaufland wird seit Montag in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) erpresst. Nach Informationen der Märkischen Oderzeitung drohte ein unbekannter Mann in einem Brief damit, Lebensmittel zu vergiften. Die Chefin der Filiale, Liane Winkler, bestätigte gestern einen derartigen Fall. Weitere Informationen lehnte sie mit Verweis auf Ermittlungen der Kriminalpolizei ab. Experten der Polizei gehen davon aus, dass es sich bei dem Täter um einen Mann zwischen 15 und 20 Jahren handele, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt (Oder), Peter Salender.via Presseportal
Fiesco fasst ihn scharf und lang ins Auge: Was willst du und wer bist du?
Mohr wie oben: Ein Sklave der Republik.
Fiesco: Sklaverei ist ein elendes Handwerk. Immer ein scharfes Aug’ auf ihn. Was suchst du?
Mohr: Herr, ich bin ein ehrlicher Mann.
Fiesco: Häng’ immer diesen Schild vor dein Gesicht hinaus, das wird nicht überflüssig sein – aber was suchst du? ... (Friedrich Schiller, Die Verschwörung des Fiesco zu Genua)
Wer wirklich wissen mag, was des Friedrich Schillers Mohr Muley Hassan wirklich sucht, muss in dessen Drama über den jungen Verschwörer Fiesco aus Lavagna nachlesen (bzw. die Leander Haußmann Fernsehverfilmung des Stücks anschauen), aber man erinnert sich auch allgemein sehr gut daran, dass der Mohr, nachdem er seine Schuldigkeit (bzw. Arbeit) getan hat, gehen durfte - eine Spruchweisheit die man auch von Nichtschillerianern nach Entlassungsgesprächen durchs Großbüro gebrüllt hört. Für unseren heutigen Zusammenhang ist es wichtig, den Bezug auf das Objekt "Schild" und die Tugend der "Ehrlichkeit" zu lenken. Denn nichts geringer Geltendes führt die Stadtverwaltung im Schilde, wenn sie mittels der jüngst angeschraubten Informationstafeln das Stadtvolk - vorerst punktuell - über ihren Besitzstand aufklärt:
Warngelb - das muss ein Hinweis sein. Dass dieses Gebäude nicht im Eigentum der Stadt befindlich ist, wird hiermit deutlich unterstrichen.
Solch visuelle Sanktionierung des stadtbildschädigenden Verhaltens ist jedoch nur eine Seite Medaille und die zweite folgt sogleich. Denn mindestens an einer Stelle im Planstadtareal, konkret an einem Wohnblock des vierten Wohnkomplexes, wurde positives Handeln, wie es im Sinne jedes Stadtbürgers liegt, medailliert, also ausgezeichnet. Und so findet sich - vermutlich schon seit längerer Zeit - in der Fritz-Heckert-Straße dieses Schild, welches wohl eindeutig als Gegenmodell zum obigen gelesen werden kann und hoffentlich auch eine ähnlich üppige Verbreitung finden wird:
Blau-Weiß-Ordnung: Hier ist's schön, hier kehr ich heim.
Allerdings hängt das Schild schon einige Jahre, wobei der anerkannte Bereich vorbildlicher Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und Disziplin anscheinend nicht regelmäßig auf diese Eigenschaften hin evaluiert wird. Denn ansonsten hätte der manchmal als 'unbefriedigend' zu bewertende Zustand des Müllplatzes um die Ecke bestimmt zu einer temporären Verhüllung geführt.
Allerdings hängt das Schild schon einige Jahre, wobei der anerkannte Bereich vorbildlicher Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und Disziplin anscheinend nicht regelmäßig auf diese Eigenschaften hin evaluiert wird. Denn ansonsten hätte der manchmal als 'unbefriedigend' zu bewertende Zustand des Müllplatzes um die Ecke bestimmt zu einer temporären Verhüllung geführt.
Dem Pranger - um die neulich aufgebrachte Terminologie noch einmal aufzugreifen - stand schon immer der Orden als Pendant und quasi Positivstigma entgegen. Oder anders: der gelben Peitsche kann man rein schildertechnisch prima solch bajuwarisch angefärbtes Zuckerbrot beischrauben. Ob sich mit der Geste auch die angestrebte Motivationswirkung erreichen lässt, scheint mir allerdings fraglich. Während die nicht mehr steigerbare Auszeichnung der Anerkennung offensichtlich zum Nachlassen des Vorsprungs durch Ordnung geführt hat, zweifle ich auch ein bisschen daran, dass nun bald die Renovierungseinheiten anrücken werden, damit die mit der gelben Tafel versehenen Objekte, denen die Stadt per Beschilderung die Zugehörigkeit zum Stadtgefüge absprechen zu wollen scheint, dieses Schandmal bald wieder verlieren.
Ebenfalls zweifle ich daran, dass ihr viel Handhabe bliebe, wenn der bestellte Bauarbeiter im Auftrag des Eigentümers schlicht das Schild abschraubt, sonst aber nichts geschieht. Auch aus diesem Grund wirkt die ganze Aktion eher zahnlos, gibt uns aber natürlich wunderbaren Stoff, um diesen Blog anzureichern.
Club am Pranger: Die Stadt und ihre Schutzschilder gegen den Niedergang.
Mit dem Schandpfahl möchte man, so wie es scheint, gegen all die vorgehen, die ein Stück Eisenhüttenstadt ihr eigen nennen, denen aber alles, was damit geschieht scheinbar herzlich gleich ist. Die Märkische Oderzeitung berichtet heute jedenfalls über Aktivitäten, die die Stadtverwaltung unternimmt, einerseits um den Unternehmergeist der betroffenen Immobilieneigner anzuregen und andererseits die Hände, die ihr gebunden sind, in Unschuld zu waschen:
Die Stadt könne in diesen Fällen zunächst nichts anderes tun, als die Eigentümer immer wieder daran zu erinnern, dass Eigentum verpflichtet.Weil diese Bemühungen in der Vergangenheit in ielen Fällen fruchtlos endeten, will die Verwaltung nun einen neuen Weg gehen, einen, der öffentlichkeitswirksamer ist. Deshalb ließ sie jetzt an zehn heruntergekommenen Immobilien Schilder anschrauben, auf denen steht: "Dieses Gebäude ist nicht im Eigentum der Stadt Eisenhüttenstadt." Durch diese Aktion sollen sich diese Privateigentümer genötigt fühlen, endlich aktiv zu werden. Immer wieder habe sich die Stadtverwaltung mit ihnen auseinandersetzen müssen.
Und jetzt reicht es! ...
Es bleibt zu befürchten, dass das Ergebnis dieses eigenwilligen Lösungsversuch vor allem darin liegt, dass sich die städtische Verwaltungshand mit dieser Aktion ganz öffentlich vom Niedergang des Stadtbilds, der z.B. im Bereich des oft zitierten Vorzeigeobjekts der Kaufhalle am Platz der Jugend leider auch den Platz selbst betrifft, also direkt in den öffentlichen Raum expandiert, distanziert:
Die Schilderaktion soll die Privateigentümer aber nicht allein an ihre Pflichten erinnern, sie soll die Eisenhüttenstädter auch darüber aufklären, dass nicht die Stadt verantwortlich für die angeprangerten Ruinen ist.Wirklich stören wird der "Pranger", als den die Märkische Oderzeitung die flockige Beschilderung sehen möchte, niemanden, denn man wird offensichtlich nicht die Kontaktdaten oder nur den Namen des Eigentümers erfahren und insofern ist der Ehrverlust, der durch die Zurschaustellung traditionell mit diesem Mittel herbeigeführt werden sollte, wohl wieder nur auf der Seite der Stadt selbst, die sich anscheinend nicht mehr anders zu helfen weiß, als durch die Betonung ihrer Nichtverantwortung. Das ist kein Vorwurf meinerseits, sondern nur der Ausdruck einer Ernüchterung angesichts der offensichtlichen Hilflosigkeit.
Wie wirksam selbst das Anbringen eines Namensschildes in der Vergangenheit war, zeigt sich z.B. daran, dass an dem besagten Einkaufsobjekt sogar schon einmal die Telefonnummer des Vermieters stand und auch daran, dass das die Bahn überraschenderweise aus eigenem Antrieb ihren Namen und ihr Logo ganz ungehemmt am oft als Schandfleck herausgestellten Bahnhofsgebäude anmontierte.
Die Stufen einer Bürde: Nur noch unser Mutterstern sorgt hier an der Straße der Republik noch für eine Art "Aktion Sonnenschein".
Damit der Beitrag nicht ganz so unversöhnlich endet, versucht sich schließlich der Artikel mit einem Immobilien-Strohhalm, aus dem er dem neuen Eigentümer des Hotel Luniks der DL Immobilienverwaltung GmbH & Co "Altmark Ansgar" aus der kleinen Gemeinde Tessenow bei Parchim, einen kleinen Vorschußlorbeerkranz windet. Den gab es allerdings schon einmal im November, als die Märkische Oderzeitung sich ebenfalls des Themas "Ruinen der Stadt" annahm.
Ich lasse mir gern eine latent defätistische Einstellung hinsichtlich des Engagements von Immobilienhändlern in Eisenhüttenstadt vorwerfen, aber ich glaube erst, dass hier der Aufschwung naht, wenn tatsächlich Malermeister und Sanierungstrupps am Objekt in voller Tätigkeit gesehen wurden. Das Aufstellen eines Schutzzaunes gegen herabfallende Fassadenteile- zur Gefahrenabwehr und entsprechend durch die Stadtverwaltung - ist mir persönlich nicht genug. Insofern hoffe ich, dass "Altmark Ansgar" demnächst wenigstens dafür sorgt, dass dieser Zaun wieder ins Lager geschafft werden kann...
Mehr gibt es heute in der MOZ: Immobilien-Eigentümer am Pranger
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