Fiesco fasst ihn scharf und lang ins Auge: Was willst du und wer bist du?
Mohr wie oben: Ein Sklave der Republik.
Fiesco: Sklaverei ist ein elendes Handwerk. Immer ein scharfes Aug’ auf ihn. Was suchst du?
Mohr: Herr, ich bin ein ehrlicher Mann.
Fiesco: Häng’ immer diesen Schild vor dein Gesicht hinaus, das wird nicht überflüssig sein – aber was suchst du? ... (Friedrich Schiller, Die Verschwörung des Fiesco zu Genua)
Wer wirklich wissen mag, was des Friedrich Schillers Mohr Muley Hassan wirklich sucht, muss in dessen Drama über den jungen Verschwörer Fiesco aus Lavagna nachlesen (bzw. die Leander Haußmann Fernsehverfilmung des Stücks anschauen), aber man erinnert sich auch allgemein sehr gut daran, dass der Mohr, nachdem er seine Schuldigkeit (bzw. Arbeit) getan hat, gehen durfte - eine Spruchweisheit die man auch von Nichtschillerianern nach Entlassungsgesprächen durchs Großbüro gebrüllt hört. Für unseren heutigen Zusammenhang ist es wichtig, den Bezug auf das Objekt "Schild" und die Tugend der "Ehrlichkeit" zu lenken. Denn nichts geringer Geltendes führt die Stadtverwaltung im Schilde, wenn sie mittels der jüngst angeschraubten Informationstafeln das Stadtvolk - vorerst punktuell - über ihren Besitzstand aufklärt:
Warngelb - das muss ein Hinweis sein. Dass dieses Gebäude nicht im Eigentum der Stadt befindlich ist, wird hiermit deutlich unterstrichen.
Solch visuelle Sanktionierung des stadtbildschädigenden Verhaltens ist jedoch nur eine Seite Medaille und die zweite folgt sogleich. Denn mindestens an einer Stelle im Planstadtareal, konkret an einem Wohnblock des vierten Wohnkomplexes, wurde positives Handeln, wie es im Sinne jedes Stadtbürgers liegt, medailliert, also ausgezeichnet. Und so findet sich - vermutlich schon seit längerer Zeit - in der Fritz-Heckert-Straße dieses Schild, welches wohl eindeutig als Gegenmodell zum obigen gelesen werden kann und hoffentlich auch eine ähnlich üppige Verbreitung finden wird:
Blau-Weiß-Ordnung: Hier ist's schön, hier kehr ich heim.
Allerdings hängt das Schild schon einige Jahre, wobei der anerkannte Bereich vorbildlicher Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und Disziplin anscheinend nicht regelmäßig auf diese Eigenschaften hin evaluiert wird. Denn ansonsten hätte der manchmal als 'unbefriedigend' zu bewertende Zustand des Müllplatzes um die Ecke bestimmt zu einer temporären Verhüllung geführt.
Allerdings hängt das Schild schon einige Jahre, wobei der anerkannte Bereich vorbildlicher Ordnung, Sicherheit, Sauberkeit und Disziplin anscheinend nicht regelmäßig auf diese Eigenschaften hin evaluiert wird. Denn ansonsten hätte der manchmal als 'unbefriedigend' zu bewertende Zustand des Müllplatzes um die Ecke bestimmt zu einer temporären Verhüllung geführt.
Dem Pranger - um die neulich aufgebrachte Terminologie noch einmal aufzugreifen - stand schon immer der Orden als Pendant und quasi Positivstigma entgegen. Oder anders: der gelben Peitsche kann man rein schildertechnisch prima solch bajuwarisch angefärbtes Zuckerbrot beischrauben. Ob sich mit der Geste auch die angestrebte Motivationswirkung erreichen lässt, scheint mir allerdings fraglich. Während die nicht mehr steigerbare Auszeichnung der Anerkennung offensichtlich zum Nachlassen des Vorsprungs durch Ordnung geführt hat, zweifle ich auch ein bisschen daran, dass nun bald die Renovierungseinheiten anrücken werden, damit die mit der gelben Tafel versehenen Objekte, denen die Stadt per Beschilderung die Zugehörigkeit zum Stadtgefüge absprechen zu wollen scheint, dieses Schandmal bald wieder verlieren.
Ebenfalls zweifle ich daran, dass ihr viel Handhabe bliebe, wenn der bestellte Bauarbeiter im Auftrag des Eigentümers schlicht das Schild abschraubt, sonst aber nichts geschieht. Auch aus diesem Grund wirkt die ganze Aktion eher zahnlos, gibt uns aber natürlich wunderbaren Stoff, um diesen Blog anzureichern.