Mit dem Schandpfahl möchte man, so wie es scheint, gegen all die vorgehen, die ein Stück Eisenhüttenstadt ihr eigen nennen, denen aber alles, was damit geschieht scheinbar herzlich gleich ist. Die Märkische Oderzeitung berichtet heute jedenfalls über Aktivitäten, die die Stadtverwaltung unternimmt, einerseits um den Unternehmergeist der betroffenen Immobilieneigner anzuregen und andererseits die Hände, die ihr gebunden sind, in Unschuld zu waschen:
Die Stadt könne in diesen Fällen zunächst nichts anderes tun, als die Eigentümer immer wieder daran zu erinnern, dass Eigentum verpflichtet.Weil diese Bemühungen in der Vergangenheit in ielen Fällen fruchtlos endeten, will die Verwaltung nun einen neuen Weg gehen, einen, der öffentlichkeitswirksamer ist. Deshalb ließ sie jetzt an zehn heruntergekommenen Immobilien Schilder anschrauben, auf denen steht: "Dieses Gebäude ist nicht im Eigentum der Stadt Eisenhüttenstadt." Durch diese Aktion sollen sich diese Privateigentümer genötigt fühlen, endlich aktiv zu werden. Immer wieder habe sich die Stadtverwaltung mit ihnen auseinandersetzen müssen.
Und jetzt reicht es! ...
Es bleibt zu befürchten, dass das Ergebnis dieses eigenwilligen Lösungsversuch vor allem darin liegt, dass sich die städtische Verwaltungshand mit dieser Aktion ganz öffentlich vom Niedergang des Stadtbilds, der z.B. im Bereich des oft zitierten Vorzeigeobjekts der Kaufhalle am Platz der Jugend leider auch den Platz selbst betrifft, also direkt in den öffentlichen Raum expandiert, distanziert:
Die Schilderaktion soll die Privateigentümer aber nicht allein an ihre Pflichten erinnern, sie soll die Eisenhüttenstädter auch darüber aufklären, dass nicht die Stadt verantwortlich für die angeprangerten Ruinen ist.Wirklich stören wird der "Pranger", als den die Märkische Oderzeitung die flockige Beschilderung sehen möchte, niemanden, denn man wird offensichtlich nicht die Kontaktdaten oder nur den Namen des Eigentümers erfahren und insofern ist der Ehrverlust, der durch die Zurschaustellung traditionell mit diesem Mittel herbeigeführt werden sollte, wohl wieder nur auf der Seite der Stadt selbst, die sich anscheinend nicht mehr anders zu helfen weiß, als durch die Betonung ihrer Nichtverantwortung. Das ist kein Vorwurf meinerseits, sondern nur der Ausdruck einer Ernüchterung angesichts der offensichtlichen Hilflosigkeit.
Wie wirksam selbst das Anbringen eines Namensschildes in der Vergangenheit war, zeigt sich z.B. daran, dass an dem besagten Einkaufsobjekt sogar schon einmal die Telefonnummer des Vermieters stand und auch daran, dass das die Bahn überraschenderweise aus eigenem Antrieb ihren Namen und ihr Logo ganz ungehemmt am oft als Schandfleck herausgestellten Bahnhofsgebäude anmontierte.
Die Stufen einer Bürde: Nur noch unser Mutterstern sorgt hier an der Straße der Republik noch für eine Art "Aktion Sonnenschein".
Damit der Beitrag nicht ganz so unversöhnlich endet, versucht sich schließlich der Artikel mit einem Immobilien-Strohhalm, aus dem er dem neuen Eigentümer des Hotel Luniks der DL Immobilienverwaltung GmbH & Co "Altmark Ansgar" aus der kleinen Gemeinde Tessenow bei Parchim, einen kleinen Vorschußlorbeerkranz windet. Den gab es allerdings schon einmal im November, als die Märkische Oderzeitung sich ebenfalls des Themas "Ruinen der Stadt" annahm.
Ich lasse mir gern eine latent defätistische Einstellung hinsichtlich des Engagements von Immobilienhändlern in Eisenhüttenstadt vorwerfen, aber ich glaube erst, dass hier der Aufschwung naht, wenn tatsächlich Malermeister und Sanierungstrupps am Objekt in voller Tätigkeit gesehen wurden. Das Aufstellen eines Schutzzaunes gegen herabfallende Fassadenteile- zur Gefahrenabwehr und entsprechend durch die Stadtverwaltung - ist mir persönlich nicht genug. Insofern hoffe ich, dass "Altmark Ansgar" demnächst wenigstens dafür sorgt, dass dieser Zaun wieder ins Lager geschafft werden kann...
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