Stadtgespräch
Lichtblick - DSL
Als ich heute mal wieder bei meinen Eltern vorbeischauen wollte, kamen mir 2 Techniker der Primacom mit den alten Fernsehleitungen entgegen. Wir kamen kurz ins Gespräch und sie meinten, dass sie nun dabei sind im ganzen 6.WK das Internet über das Fernsehkabel zu installieren. Technisch sei es dann sofort möglich, jedoch startet man das Angebot in ein paar Wochen. Man könne aber schon jetz in das Büro der Primacom gehen und sich dort einige Informationen über Preis/Leistung holen. Hat das Warten dann doch bald ein Ende?! Wir werden es ja sehen...
Abgespektakelt: Ein Wochenendpresserundblick.
"Wer es in meinen Job zu etwas bringen will, der...Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat heute in ihren immer wieder lesenswerten Rubrik "Mein Weg" unter Rubrik "Beruf und Chance" (FAZ, Nr. 161. 14. Juli 2007, C3) den trigema-Chef Wolfgang Grupp ein paar Aussagen über sich formulieren lassen, die man zwar angesichts der überdimensionierten Porträtaufnahme, auf der allein die Kravattennadel üppige 3 cm besetzt, fast überliest, am Ende aber doch voller Begeisterung zur Kenntnis nimmt. So ticken die erfolgreichen Unternehmer Deutschlands und die zitierte Maxime ist nur eine der vielen, die ich mir sogleich neben den Schreibtisch pinne.
...muss diszipliniert sein, etwas leisten wollen, die Aufgaben, die auf einen zukommen, konstant erledigen und sich ein Ziel setzen."
Inwieweit die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Eisenhüttenstädter Amtes für Grundsicherung ähnlichen Elan bei der Erfüllung ihrer Aufgaben mitbringen, wie es der erztraditionistische Trikotagenhersteller und FAZ-Wirtschaftssuperstar des Tages ("In der Öffentlichkeit erscheint er ausnahmslos gestriegelt, braungebrannt, streng gekämmt, in einen straffen Dreiteiler gekleidet, mit Einstecktuch, goldenen Manschettenknöpfen und Kravattennadel ausstaffiert") offensichtlich tut, entzieht sich meiner Kenntnis. Nach dem Word of Blog, wobei ein weiteres Mal peters weblog als Quelle fungiert, scheint man dort jedenfalls einen Erziehungsauftrag hinsichtlich des Lebenswandels der Klientel zu entwickeln, der die Maxime "Fleiß" an erste Stelle rückt:
Diese Art von kompetenter Unterstützung erfuhr eine Mutter von drei Kleinkindern, die sich derzeit in freudiger Erwartung weiteren Nachwuchses befindet, auch von der für sie zuständigen Mitarbeiterin des besagten Amtes mit den Worten: "statt den ganzen Tag nur rum zu bumsen und Kinder zu zeugen, sollten sie sich mal gefälligst arbeiten scheren!" Ihre Anfrage auf Zustimmung zum Umzug in eine grössere, und vor allem bei Regenwetter nicht in eine sich zur Tropfsteinhöhle verwandelnden EWG-Wohnung, wurde mit diesen besagten Worten erst einmal abgeschmettert. Auch dem Vater der Kinder, welcher als Nachtkurierfahrer tätig ist, riet dieses Amt: " sich zur Abwechslung mal nicht am Tage faul auf der Couch auszupennen sondern statt dessen mal arbeiten zu gehen." Die Kompetenz unserer steuerbezahlten Bürger-Dienstleister in Sachen sozial (im Sinne von Gemeinschafts-) Denken und Kinderfreundlichkeit sollte hiermit wohl zur Genüge bewiesen und dokumentiert sein.
Exzellent. Nur schade, dass der Name der Mitarbeiterin verschwiegen wird, denn mit einem solch offensiv erzieherischen Berufsverständnis wird man schnell zur Sachbearbeiterin des Monats und demonstriert ein beinahe schon erschreckend professionelle Einstellung. Andererseits könnte man das Ganze aber auch wieder als Beweis dafür sehen, dass viel zu viele der gut qualifizierten jungen Frauen Ostdeutschland verlassen und man irgendwie auch im Amt für Grundsicherung die einstellen muss, die zurück geblieben sind.
Ebenfalls zurückbleiben wird ein ungenutztes Gerichtsgebäude in der Diehloer Straße, denn die Diplompädagogin und Justizministerin Brandenburgs, Beate Blechinger (CDU), konnte jüngst verkünden, dass das hiesige Amtsgericht geschlossen wird:
Aus Eisenhüttenstadt sollen Grundbuchamt und Amtsgericht nach Frankfurt verlagert werden. "Eine Entfernung von 25 Kilometer ist zumutbar", so die Ministerin.
Der Grund ist der übliche im Sparbüchsenbundesland Brandenburg: Einsparen, einsparen, nochmals einsparen. Die Summe der gesamten Amtsgerichtsreform beläuft sich auf erklärte 15 Millionen, also etwa die Hälfte, was das Potsdamer Spaßbad nach Plänen von Oskar Niemeyer gekostet hätte. Leider wird das Geld nicht dafür umverteilt, was man als Architekturfreund immerhin ästhetisch hätte gut heißen können, sondern einfach so um des Sparens Willen gespart. In Eisenhüttenstadt ist man erwartungsgemäß nicht sehr glücklich. In Frankfurt/Oder wird man sich über das Plus an Arbeit dagegen bestimmt freuen, geht es doch dort allgemein aufwärts in die Sonne. Und schließlich - dieses Argument vermissen wir bei Beate Blechinger - bilden Frankfurt/Oder und Eisenhüttenstadt auch einen gemeinsamen regionalen Wachstumskern. Eigentlich schade, dass noch keine Fusion der beiden Städte im Raum steht.
Neben diesem Thema gibt es in der Märkischen Oderzeitung vom Samstag eine Art lokalen Kulturkalender für das restliche Jahr 2007:
Sehr eindrucksvoll wird sicher dieses tolle Ereignis:
Während der Freilichtbühne in den Diehloer Bergen mit Aufführung der Operette "Die Fledermaus" am kommenden Sonntag das vorerst letzte Großereignis in dieser Saison bevorsteht, ist im Friedrich-Wolf-Theater am Programm für das zweite Halbjahr gebastelt worden. Ein spektakuläres Ereignis erwartet die Eisenhüttenstadt Anfang Dezember in der Inselhalle mit einer Moskauer Show auf Eis.
Knisternde Spannung verbreitet am 4. November ab 20 Uhr Dr. Mark Benecke in der Inselhalle. Er ist einer der bekanntesten deutschen Kriminalbiologen, der weltweit für Polizeibehörden, u.a. auch für das FBI tätig ist. Durch seine Analysen konnte schon unzähligen Verbrechern auf vielen Kontinenten das Handwerk gelegt werden. Dies wird kein leichter Abend, denn beim Anblick einiger Fotos kann sich dem Betrachter leicht schon mal der Magen umdrehen. Gezeigt werden nicht die üblichen "Wo ist hier der Fehler"-Fotos. Nur durch detaillierte Nahaufnahmen lassen sich die wirklich interessanten Fragen klären.Und das Sensationsbedürfnis des Publikums befriedigen. Mehr zum Überflieger der Forensik liefert dieser selbst auf seiner Website.
Sehr nahe am Geschehen waren denn auch die paar Besucher des Jugendspektakels auf der Freilichtbühne:
"Jetzt wollen wir gucken, ob Eisenhüttenstadt wach wird!", schreit Peter Bolmer durchs Mikrofon. "Seid ihr gut drauf?" Doch bis auf ein paar vereinzelte "Ja"-Gröhler, bekommt der Sänger der Berliner Band EL*KE eine Stunde vor Mitternacht keine wirklich überzeugende Antwort. Eher müde stehen die jugendlichen Musikkonsumenten vor ihm - nur wenige Schritte entfernt. Mittlerweile ist die Freilichtbühne selbst auch zum Zuschauerbereich geworden, während die Sitzreihen dahinter schon fast gespenstisch leer wirken.Die Veranstalter bilanzieren die Veranstaltung entsprechend geknickt:
"Wir werden das kritisch betrachten", erklärt Regina Richter. 400 Besucher sei die Grenze für den Aufwand. "Aber aus dem hohlen Bauch heraus können wir nichts entscheiden", sagt sie, als es um die Zukunft des Spektakels geht. Das müsse erst sacken. "Wir" - damit meint sie Trodo und KUZ - "setzen uns in den nächsten 14 Tagen zusammen." Dann versuche man herauszufinden, woran es gelegen haben könnte, dass nicht mehr Besucher als im Vorjahr gekommen sind - trotz der neuen Bühne, trotz eines Programms mit Tanz, Fahrradakrobatik und Musik. "Das Wetter war nicht gut, aber auch nicht allein entscheidend", erklärt die KUZ-Chefin. Jetzt heißt es abwarten und hoffen, dass Eisenhüttenstadts Jugend beim nächsten Mal etwas ausgeschlafener ist - falls es ein nächstes Mal gibt.Vielleicht liegt die mangelnde Resonanz auch daran, dass die Menge der aktivierbaren Jugendlichen in Eisenhüttenstadt generell eher gering ist. Was erst passieren würde, wenn man sich an Projekten wie der Initiative "mitWirkung!", die die Bertelsmann-Stiftung leider auch mit dem entsetzlich anbiedernd-albernen Slogan "Pimp my Town" vermarktet, zu beteiligen versuchte, möchte man sich gar nicht erst vorstellen. Oder? Vielleicht kann man doch von Essens Besten lernen...
Recht lustig erscheint übrigens, dass die Berstelmann-Stiftung zielgruppengemäß mit einem "mitWirkung" taggenden Sprüher wirbt. Dass sie sich dabei solche "Pimp my Town"-Umsetzungen (YouTube-Video) wünscht, ist aber eher zu bezweifeln.
Dieses Thema bringt uns dann ganz schnell zu dem einzigen Flickr-Fotografen, der momentan Premium-Stadtfotos liefert und zwar von einer solchen Qualität, dass ich meine Kamera erst einmal aus Neid zertrümmert habe:
Und zwar die Blicke jedes auch nur leidlich aufmerksamen Lindenallee-Flaneurs auf sich. In der Tat hat Heinz Beberniß mit seiner Tierplastik der Stadt ein heimliches Wahrzeichen gegeben. Und dank Michael Scofield (gespielt vom neuen Sexsymbol Wentworth Miller) bzw. der Serie Prison Break, erinnert sich die Populärkultur vielleicht auch wieder verstärkt der Symbolik aus Papier gefalteter Kraniche, allerdings nur wenn sie die Kurve von der Bruderliebe aus dem Fernsehen zur auf dem Höhepunkt der "Europa darf kein Euroshima werden"-Antiatomwaffenbewegung sehr bekannten und tieftraurigen Geschichte von Sadako Sasaki (佐々木 禎子) kriegen. Ob dies allerdings jedem RTL-Zuschauer gelingt...?
Foto: komplex* auf Flickr
P.S. Zum ersten Thema dieses Rundblicks und als Motivationshinweis für die betreffende Mitarbeiterin des Amtes für Grundsicherung noch schnell ein Zitat:
"Bürgerorientierung, Qualität und Wirtschaftlichkeit müssen in ganz Europa die Leitmotive der öffentlichen Verwaltung sein." (Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble) Wir bitten die eigene Tätigkeit dahingehend zu überprüfen.
Janet Neiser berichtet heute in der Märkischen Oderzeitung über das Bestreben von Stadtverordneten Eisenhüttenstadts, Mitspracherecht bei der AG Stadtumbau zu erhalten. Das dortige Team besteht bislang aus Vertretern von "Gebäudewirtschaft (GeWi), EWG, Stadtwerken, Trink- und Abwasserzweckverband Oderaue, Stadtverwaltung und der Potsdamer Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung (B.B.S.M.)."
Verena Rühr-Bach sieht eine Teilnahme der Stadtverordneten an der AG kritisch. "Dann zerreden wir alles", befürchtet sie. Letztlich gehe es vor allem um wirtschaftliche und städtebauliche Entscheidungen. Schon jetzt sei es schwer, immer einen Kompromiss zu finden.
Was für einen demokratisch eingestellten Bürger Eisenhüttenstadts eine Selbstverständlichkeit darstellt, nämlich, dass ein von ihm per Wahlentscheidung legitimierte Vertreter mitreden darf, wenn es darum geht, wie die Stadtlandschaft als sein konkretes Umfeld umgestaltet wird, ist zumindest für die beiden Vorsitzenden der lokalen Wohnungsverwaltungen - Verena Rühr-Bach (EWG) und Sabine Irmer (GeWi) - unerwünscht.
Wenn man dabei das oben angeführte Zitat von Verena Rühr-Bach deutet, kommt man nicht an dem Schluss vorbei, dass sie den Stadtverordneten (und den diese legitimierenden Stadtbewohnern erst recht) einerseits die kommunikative ("Die zerreden alles.") und andererseits die fachliche ("Letztlich gehe es vor allem um wirtschaftliche und städtebauliche Entscheidungen") Kompetenz zur Mitwirkung abspricht, was in der Kopfnote eine leichte Spur von Arroganz besitzt.
Was dabei zwischen den Zeilen mitschwingt, lässt sich auch ohne bösen Willen als Bevormundung auslegen, bei der ein kleiner elitärer und entschlussfreudiger Zirkel (AG Stadtumbau) derer, die wirtschaftlich und städtebaulich die Lage völlig durchblicken und im Griff haben, sich nicht mit den naiven Vorstellungen derer, die letztlich in den daraus resultierenden Strukturen leben müssen (oder auch wegziehen, da es nicht möglich ist, eine Wohnung in Eisenhüttenstadt zu bekommen, wofür es durchaus vermehrt Beispiele gibt!) auseinandersetzen möchten.
Dass am Schreibtisch das Beste für die Menschen der Stadt ausgehandelt wird, die sich dann dankbar in ihr Schicksal fügen, mag auf den ersten Blick für Planstädte nicht ungewöhnlich erscheinen, hat aber in Eisenhüttenstadt erstaunlicherweise nicht unbedingt Tradition. Mitte der 1950er Jahre gab es massive "Einmischungen" der Stadtbevölkerung in die Gestaltung der Wohnungen und der Wohngebiete, deren Berücksichtigung dazu führte, "dass Eisenhüttenstadt nach einer 1967 durchgeführten Untersuchung in zehn DDR-Städten überdurchschnittlich positive Werte bei der Identifikation der Einwohner mit ihrer Stadt und der Wohnzufriedenheit aufwies." (Bernhardt, Christoph: Entwicklungslogiken und Legitimationsmenchanismen im Wohnungsbau der DDR. In: Bernhardt, Christoph; Wolfes, Thomas (2005) Schönheit und Typenprojektierung . Der DDR-Städtebau im internationalen Kontext. Erkner: IRS, 341-365, hier: S. 362)
Wenn es nach den beiden obersten Wohnungsverwalterinnen der Stadt geht, bleiben die Hauptbetroffenen des Stadtumbaus eher Zaungäste.
Mit diesem Pfund wuchert die Stadt bis heute, ist aber dabei, es durch kurzsichtige und grundsätzlich über äußere, unbeeinflussbare Zwänge begründete Umgestaltungsentscheidungen (d.h. hier: Abriss) zu verspielen. Da bekommt auch die Selbstbeweihräucherung Sabine Irmers "Die AG leiste "hervorragende Arbeit" einen mal als schalen Beigeschmack. Erstaunlich ist, mit welch resignativer Gleichmut sich die Eisenhüttenstädter Bevölkerung ihren Identifikationsort umpflügen lässt.
Sabine Irmer schiebt als rhetorische Steigerung gleich noch eine sehr schöne Bemerkung nach: "Und aufgrund bereits sanierter Flächen und denkmalgeschützter Häuser, müssten manchmal eben auch gut vermietete Objekte abgerissen werden, sagt Irmer." Das bedeutet also im Klartext, dass gut, aber vermutlich billig vermietete Objekte, weichen müssen, damit die teueren, sanierten Gebäude gefüllt werden können und die GeWi-Investitionen sich rechnen. Kann man hier eigentlich schon einer "Zwangsumsiedlung" zugunsten der Bilanz sprechen?
Bei solchen Tendenzen wünscht man sich eigentlich nichts anderes, als mündige Bürger bzw. ihre Vertreter, die den für hauptsächlich für die Bilanz und über die Bewohner hinweg agierenden Wohnungsverwaltungen den von beiden Vorstandsvorsitzenden so gefürchteten "Häuserkampf" ansagen.
Mit einer (leider wieder einmal) gründlich entsetzenden Meldung überrascht Andreas Wendt heute die Eisenhüttenstädter Leserschaft der Märkischen Oderzeitung:
Die Bahn will ab 2008 nach langen und zähen Verhandlungen zwei Millionen Euro in den Bahnhof Eisenhüttenstadt investieren und den vorhandenen Bahnsteig komplett wegreißen, um ihn durch zwei Außenbahnsteige zu ersetzen.
Entsetzend deshalb, weil die langen und zähen Verhandlungen als Resultat nicht anderes ergeben, als dass die Bahn AG ihre Position nahezu ohne Abstriche durchsetzen konnte und die Stadt bzw. die Stadtbevölkerung mit diesem Ergebnis bei genauer Betrachtung als begossener Pudel auf dem Bahnsteig stehen wird.
Denn das knauserige Sanierungszugeständnis "eines führenden internationalen Transport- und Logistikdienstleisters" der - hört, hört - "Zukunft bewegen" möchte, ist nichts anderes, als das was ohnehin landauf und landab geschieht: die Bahnhöfe werden auf eine pflegeleichte Linie in "robust und billig" heruntermodernisiert, so dass sie in die Stromlinien des DB-Bewirtschaftungskonzept passen.
Für Eisenhüttenstadt bedeutet dies vermutlich, dass die Anmutung des Bahnhofs demnächst dem des Haltepunktes Wiesenau entsprechen dürfte, mit mausgrau betonierten Bahnsteigen und jeweils einem Glasunterstellhäuschen pro Bahnsteig.
Wenn man sich ansieht, was die Bahnhofsmission von Rainer Werner und Jörg Vogelsänger als Ergebnis vorzuweisen hat, kann man eigentlich nur los prousten..
Was bleibt in Eisenhüttenstadt, ist das Erinnern, an all die Dinge, die verschwinden.
Der euphemistisch als "weiterer" bezeichnete Vorteil des neuen Haltepunktes dürfte der einzige sein: Ein barrierefreier Zugang, den man allerdings mit ein wenig Engagement auch am Stellwerk hätte zustande bringen können bzw. schon vor Jahren hätte umsetzen müssen. Das Armselige an der ganzen Aktion, die sowohl der Vermittler Jörg Vogelsänger wie auch Bürgermeister Rainer Werner jetzt als Erfolg zu verkaufen versuchen, ist, dass die Bahnhofsgebäude bis auf den Abriss der Zwischenbauten überhaupt nicht angerührt werden, obschon hier - und nicht beim Bahnsteig - der wirkliche Handlungsbedarf besteht.
Stattdessen wird der Bahnsteig untergepflügt und damit auch die Überdachung. Zusätzlich wird sicher die Unterführung verfüllt, so dass Fußgänger bei geschlossener Schranke die Gleise nicht mehr unterqueren werden können. Das sollte es dann in etwa auch gewesen sein. Und dabei entblödet man sich nicht, das Ganze als "Sanierung" anzupreisen. Aber wenn der Leser annimmt, dass man sich plumper gar nicht vorführen lassen kann, kommt in Gestalt jeweils einer Äußerung des Bügermeisters und des Stadtmanagers Wolfgang Perske gleich noch eine erstklassige Steigerung um die Ecke:
"Wir lassen erst die Bahn aktiv werden und kümmern uns danach ab 2009 um das Umfeld", kündigt Werner an.Der Mario Basler der Lokalpolitik lässt also lieber die anderen laufen, um danach abzustauben. Als ob die Gestaltung des Vorplatzes (neuer Parkplatz, neuer Taxistand, neue Straßenführung) an diesem "Zugeständnis" der Bahnvertreter, dass eigentlich eher eine "Zumutung" ist, gehangen hätte. Dass dann, obschon das Niveau ohnehin ganz schön flach gehalten wird, wirklich etwas passiert, wird im Rathaus nachträglich gleich noch einmal relativiert:
"Das alles setzt aber voraus, dass wir Fördermittel bekommen", sagt Perske."
So langsam ist es schwer erträglich, immer wieder vorgeführt zu bekommen, wie minderbemittelt diese Stadt sein muss... Man glaubt kaum, in welchen Abhängigkeiten die Stadt verflochten sein muss. Wenn es nur Wolfgang Perske und nicht auch um die armen restlichen Einwohner der Stadt träfe, wünschte man sich fast, dass die Kralinski'sche Fördermittelstreichungsforderung auch den hiesigen "Regionalen Wachstumskerns" (RWK) berücksichtigte, um dieser Selbstverständlichkeit des Subventionsdenkens den Zwang zu kreativeren Lösungen entgegen zu setzen.
Noch einmal zusammengefasst: Der Stadtmanager zeigt deutlich, dass er reiner Stadtverwalter und nicht etwa Stadtgestalter ist. Die Deutsche Bahn AG zeigt, dass sie am längeren Hebel sitzt. Der Bügermeister zeigt, dass er damit zufrieden ist und versucht in eher dürftiger Manier, das Debakel auch noch als Erfolg für Eisenhüttenstadt zu verpacken:
Am geplanten Verkauf der Bahnhofsimmobilie aber hält die Bahn nach Aussagen ihres Sprechers Auferkamp weiter fest. "Das Gebäude lässt sich aber im sanierten Zustand wesentlich besser vermarkten als jetzt", findet auch Bürgermeister Rainer Werner.Wir finden, er sollte noch mal nachlesen, was die Bahn plant: "den vorhandenen Bahnsteig komplett wegreißen, um ihn durch zwei Außenbahnsteige zu ersetzen". Nicht mehr und - man muss es so sagen - leider auch nicht weniger. Und wenn der Bagger beim Umschwenken zufällig eine Wand beschädigt, könnte man auch noch den Abriss des Gebäudes schneller einleiten, als so manch ein Verhandlungsführer der Eisenhüttenstädter Partei glauben mag.
P.S. Noch eine Information in eigener Sache: Der Eisenhüttenstadt-Blog ist mittlerweile neben anderen Brandenburger Regionalblogs auch über die Readers Edition lesbar.
Vereinssportfrei: Der Kreisverwalter sortiert die Stadtturnhallen neu.
Der Landrat von Oder-Spree war vermutlich einer der Letzten direkt vor dem SPD-Parteitag, der sein Parteibuch hingeschmissen hat. Manfred Zalenga hat die Nase voll von der SPD. Vieles könne er nicht mehr mittragen, im Zusammenhang mit dem Führungsstil der Partei habe sich bei ihm über viele Jahre vieles aufgestaut, begründete er am Wochenende öffentlich seinen Schritt.
Zwei Jahre ist es jetzt her, dass das Neue Deutschland so spektakulär über den Parteiaustritt des Agrarinengieurs, der als Landrat der Hauptverwalter des Kreises Oder-Spree ist, berichtete. Seine Partei hält ihm dennoch die Treue und einen eigene Profilseite im Netz. Seine Landratsarbeit dabei war von Anfang an kein Zuckerschlecken, denn wie in der Stadt so im Kreis verwaltet man das Gebiet ganz im Osten der Republik nicht mit dem goldenen Löffel im Mund. In der der vor ziemlich genau fünf Jahren verbreiteten 100-Tage-Bilanz hieß es:
«Wie wir den Haushalt für 2003 hinbekommen, können wir derzeit nur orakeln»
Allerdings hieß es im gleichen Atemzug, und das ist angesichts der aktuellen Entwicklungen bemerkenswert:
Einschnitte bei so genannten freiwilligen Aufgaben wie Sportförderung oder Musikschulen sind für Manfred Zalenga «kaum vorstellbar». (Berliner Morgenpost, 24.5.2002)Heute wird er sich für soviel Naivität selbst ein wenig auslachen, denn im Eisenhüttenstädter (Sport)Vereinsleben boxt sein aktueller Beschluss so manchen aus der Trainingshalle. Die außerschulische Nutzung der Turnhallen der Stadt, die zu großen Kreiseigentum sind, soll nämlich nach dem Willen Zalengas ein bisschen anders organisiert werden: "privatwirtschaftlich". Den Kreistag geht so etwas dann offensichtlich nichts an und damit man sich nicht in aufreibende Dispute verstrickt, legt man ihm gleich den fertigen Beschluss auf den Tisch, mit denen man auch die Vereine wie mit einem Eimer kalten Wasser aus der Glückseligkeit der bezuschussten Hallennutzung weckt.
Wer als Verein künftig eine Halle des Kreises für Trainingszwecke nutzen will, muss seinen Bedarf bei der Stadt anmelden. Die wiederum schließt Frank Steffen zufolge einen Vertrag mit dem Landkreis, der die Kosten in voller Höhe der Stadt auf die Rechnung setzt. Im Rathaus grübelt man nun, wie man den Vereinen zu erträglichen Bedingungen Zugang zu Sporthallen des Landkreises ermöglichen kann. Die Kosten der Nutzung von LOS-Einrichtungen eins zu eins weiterzureichen, bräche den Vereinen das Genick.vermeldet Andreas "Hiob" Wendt heute in der Märkischen Oderzeitung und eröffnet wieder einmal die Abgründe in einer Region, die ihren an sich schon recht niedrigen öffentlichen Lebensstandard nur über externe Tröpfe halten kann. Das gilt für die Stadt wie für den Kreis. Und deshalb ist in den vielseitig beschworenen Zeiten, in denen alle mal den Gürtel enger schnaller und sparen, was das Zeug hält, müssen, auch nicht mehr möglich, dass die Kita Sonnenhügel ihre "Weihnachtsrevue" in der Aula des Albert-Schweitzer-Gymnasiums aufführt.
"Eine Oberschule existiert in Stalinstadt noch nicht. Vorgesehen ist eine Oberschule für 600 Schüler; von ihnen können 200 im Internat Aufnahme finden. Der Standort wird im Wohnkomplex IV sein. Der Einzugsbereich erstreckt sich über den Kreis Fürstenberg."So lauten die Planungen nach dem ersten Fünfjahrplan und den ersten fünf Jahren der Stadt. Nachlesen kann man das Zitat in einem so umfänglichen wie detaillierten Bericht Kurt W. Leuchts, seines Zeichens Chefarchitekt der jungen Stadt und entsprechend, was die Planerfüllung anging, nachweispflichtig. Die Lektüre des Bandes Die erste neue Stadt in der Deutschen Demokratischen Republik (Berlin: VEB Verlag der Technik, 1957) ist heute ein Lesevergnügen mehr denn je, zeigt sich doch erst in der Rückschau, welch hochtrabende oder auch nur ganz normalen Entwicklungsziele nicht erreicht wurden. Unfertig ist sie immer geblieben, die Stalinstadt, fragmentiert und besonders gen Fürstenberg dank Wohnungsbauprogramm unangenehm und unsensibel verwuchert.
Leider hat sich dieses Prinzip offensichtlich ganz grundsätzlich im Think Tank der lokalen Stadtentwickler und Entwicklungsentscheider erhalten: So unsensibel, wie man dereinst im WK VII den Aufbau betrieb, spult man jetzt den Rückbau ab, der ganz deutlich auch vor den Schulen und vielmehr noch vor den Schulgebäuden keinen Halt macht. Wo sich ein Thomas Kralinski locker über den Daumen gezogen für eine Politik der Ermutigung ausspricht, übt man sich hier in einer "symbolischen Politik", die genau in eine andere Richtung zeigt. Immerhin signalisiert die Qualität des Stadtbilds, wie ernst die, die dieses gestalten einerseits ihre Aufgabe und andererseits die Menschen, die immerhin in diesen Strukturen leben müssen, nehmen. Sicher, man bemüht sich, aber am Ende bleibt die Welt der Eisenhüttenstädter doch sehr verlottert und man kann sich des Eindrucks schwer erwehren, dass eine asphaltierte Kanal-Promenade und die Ausschreibung einiger Baugrundstücke und auch die Politur der Leucht'schen Fassadenzüge am Ende doch nur potemkische Dörflichkeit darstellen, wenn man das allgemeine Sozialgefüge dabei qualitativ ins Kellergeschoss rauschen lässt.
Die Zeit der Sozialingenieure ist glücklicherweise lang vorbei, sich aber ganz und gar aus der Gestaltung eines Gemeinwesens herauszuhalten bzw. die diesbezüglichen Aktivitäten auf ein am Ende hauptsächlich einem banalen auf Zerstreuung und Gaudi ausgerichteten Stadtfest zu konzentrieren, weist auch wieder in eine verkehrte Richtung. Was notwendig scheint, ist eine offensive Unterstützung von Identifikationsstrukturen der Bewohner mit dieser Stadt, denn die meisten von ihnen äußern sich nach wie vor nur verschämt und wie mit einem Stigma versehen, wenn sie außerhalb der heimischen Stadtgrenzen nach ihrer Herkunft gefragt werden. Anders als bei Kralinskis Aufsteigerstädten haben die Bewohner Eisenhüttenstadts nach wie vor kaum mehr als das Stahlwerk und die eigentümliche Vergangenheit zum "drauf stolz sein".
Die Realität ist über weiten Strecken von einer konsumistischen und entsprechend auf private Bedürfnisstrukturen ausgerichtete Mittelmäßigkeit geprägt, die an sich in Ostbrandenburg nicht gerade selten, hier jedoch von einer einzigartig hohen Dominanz zu sein scheint.
Ob und wie der "Aufbau einer Agentur für Bürgerengagement", den die jüngsten Fördergeldbewerbung vorsieht, am Ende ausfällt, ist abzuwarten.
Aber auch wenn mehr daraus wird, als aus dem kleinen Kulturhaus, das man dereinst im Wohnkomplex I dorthin pflanzen wollte, wo nun hinter dem Obelisken nur Sand und Kiefern und drei verwahrlosten Parkbänke zu finden sind, unterschätzt man mit solch einem nicht sonderlich originellen Unterfangen, dass die Bereitschaft zum Engagement bei den Bürgern erst aktiviert werden muss, will man sich nicht mit der Handvoll Montagsdemonstranten zufrieden geben, von denen. bei allem Respekt, auch kein Umschwung der Stadtstimmung zu erwarten sein dürfte.
So ist die spannende Frage, wie das nicht unbedingt für ihre Fantasie berühmte Stadtmanagement als zivilgesellschaftliche "Erweckungsbewegung" agiert. Ein förderfinanzierter Büroraum samt geringfügig beschäftigtem Ansprechpartner - auch so kann eine entsprechende Agentur ausschauen -
hilft da überhaupt nicht.
Solange also das Problem einer auf ein Minimum reduzierten Öffentlichkeit und einer resignativen Grundierung des Gemeinwesens nicht gelöst ist, wird die frisch geputzte Fröbelringpassage ein leeres, halbvermietetes und überflüssiges Durchgangsstück und der Platz davor Tummelplatz der Pfandflaschenjäger und -sammler bleiben. So haben wir einen Ort, an dem jede Begegnung mit den eingefallenen, ignoranten oder arroganten Blicken nicht weniger Passanten, Verkäufer und Restaurantbedienungen, Gäste der Stadt davon überzeugt, dass es besser ist, nie wieder hierher zu fahren. Sicher sind die Erwartungen mancher Fahrradtouristen, die vor der z.B. gestern wieder katastrophal unfreundlichen und unprofessionell agierenden Bedienung in der Neuzeller Klosterklause den baufahrzeugramponierten Oderdeich hinauf flüchten, um geradewegs vom Klosterregen in die gastronomische Stahlstädter Feuertraufe zu radeln, überzogen. Aber nonchalant darüber hinweg zu gehen und zu sagen, dass es sich die Stadt leisten kann, auf solche Gäste zu verzichten, ist angesichts der touristischen Fördervorhaben auch keine Lösung. Unzufriedene Besucher werden schnell zu Multiplikatoren, die ihre Eindrücke aus einer halbdemolierten und durch und durch trostlosen Stadt mit unfreundlichen Menschen ohne eigenes Zentrum (sowohl die Menschen wie auch die Stadt), in die Welt tragen, so dass man sich in mindestens 7 von 10 Fällen beim Nennen der Herkunft in der Fremde einen mitleidigen Blick abholen kann...
Auch hier macht die Melange aus mangelndem gemeinschaftspolitischen Verständnis und der privaten Versunkenheit der Stadtbevölkerung einiges mehr kaputt, als ohnehin schon verfällt.
Das größte Brandzeichen der verfehlten "symbolischen" Politk bleibt momentan das Rückbaugeschehen im nördlichen Teil des VII. Wohnkomplexes, von dem außer den Hoch- und Würfelhäusern nichts bleiben soll. Momentan verschwindet die Oberschule des Wohngebietes und wenn es ein Symbol dafür gibt, dass ein Ort keine Zukunft hat, dann ist es die Schließung und noch deutlicher der Abriss von Schulgebäuden. Dies signalisiert nämlich nichts anderes, als dass es keine nachkommenden Generation mehr geben wird und man auch die Hoffnung auf solche aufgegeben hat. Wenn man nach ein paar Missernten die Scheune abreisst und verheizt, zeigt dies, dass man es akzeptiert, zu verhungern.
Selbstverständlich stehen hinter dem Abrissgeschehen am Fürstenberger Gymnasium und an anderen Stellen der Stadt rein ökonomische Überlegungen und eine verkehrte Förderpolitik fördert nunmal im - was die Plattenbaustrukturen angeht - ganz offiziell ziemlich pauschal entwerteten Ostdeutschland vorrangig Abriss, obwohl längst erwiesen ist, dass dies dem Wohnungsmarkt auch nichts hilft. Aber es hilft, den Wohnungsbaugesellschaften noch ein paar Jahre zu überleben, so wie die Arbeiter, die das Eisenhüttenstädter Heizkraftwerk und damit ihren überflüssigen Arbeitsplatz abrissen, immerhin noch für die Abrisszeit bezahlt und beschäftigt waren.
Wenn man Stadtumbau als Fischfang sieht, ist dies hier Sprengstofffischen. Das jedoch ist keine Kunst, sondern nur grob und passt entsprechend sehr gut zu dem, was man sonst so in der Stadt entdecken kann.
Kommuniziert wird den verbliebenen Bewohnern im Quartier - jenseits von dem ökonomischen Kurzzeitnutzen des unhinterfragten Mitspielens bei der Stadtumbauförderung - hauptsächlich, dass man hier nicht nur mit dem Latein, sondern auch mit der Siedlungsgeschichte am Ende ist. Die letzten Menschen des WK VII bekommen mit den Abrissbaggern und der erfahrenen (beinahe) Unmöglichkeit, mit den dort üblichen ökonomischen Verfügungsmöglichkeiten in Eisenhüttenstadt vergleichbaren Wohnraum zu finden, von der Stadtverwaltung und dem Wohnungsunternehmen hart und klar vorgeführt, dass sie es sind, die das "Prekariat" der Stadt bilden und dass man sich durchaus damit abgefunden hat, dass dem so ist. Wer die "Ränder (oder auch Abgründe) einer Stadt" sucht: hier findet er sie.
Fast könnte man denken, dass der Rückzug jedes Gestaltungswillens, der nichts mit Abrissbirnen zu tun hat, aus diesem Gebiet eine Ghettoisierung hervorbringen soll, die im Nachhinhein als ein weiterer Legitimationsgrund für den Flächenabriss ins Feld geführt werden kann. Wann gab es das letzte Stadtteilfest im WK VII? - eine solche Frage erübrigt sich natürlich und mittlerweile fragt man sich, wann das letzte Mal die Stadtreinigung die Fahrradauffahrten hoch zur Straße der Republik von den Glasscherben befreit hat, für die die vergessenen und - weil auffällig und potentiell delinquenten - ungewollten Kinder der Stadt regelmäßig sorgen. Dem Radtouristen schlitzt's bei Ab- und Auffahrt in die South Bronx der Eisenhüttenstadt mit großer Wahrscheinlichkeit den Schlauch auf. Und aufstrebende Gymnasiasten, die lieber zum Nachmittag Grüntee statt Pilsner trinken, gibt es hier schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Mit der Schule jedenfalls stürzt das letzte Symbol dafür, dass man auch für diese Ecke der Stadt einmal die Option einer Positiventwicklung annahm, zu Bauschutt zusammen.
"Klimatisch fällt das Gebiet in den Bereich des ostdeutschen Binnenlandklimas. Der Klimacharakter ist ... steppenartig." - führt Kurt W. Leucht aus. Heute gilt dies auch für das zwischenmenschliche Klima. Eisenhüttenstadt wird zur sozialen Steppe und ein eigenwilliges Verständnis eines Wirtschaftlichkeitsprimats hält die, die es könnten, leider regelmäßig davon ab, mit mehr als ungeschlachten Tropfen auf den heißen Stein zu bewässern. Vor diesem Hintergrund ist das jüngste Förderunterfangen nur eine Halbherzigkeit, der man trotz allem natürlich Erfolg wünscht. Mehr als den Entwurf der Potsdamer Förderberater hat man hier momentan leider nicht.
Man merkt es ein wenig an dem seichten Dahingeplätschere hier im Weblog, dass sich mit einer unterdurchschnittlichen Beitragshäufigkeit der aktuellen Dürrestimmung auf Waldbrandstelle und staubtrockenem Flurstück anpasst: Ich befinden mich momentan mit dem Daseinsschwerpunkt auf zu Eisenhüttenstadt jenseitigen Seite des Lebensalltags.
Der Raps blüht zu hell im Saheldeutschland, das Getreide halmt sehr sparsam und im Oktober wird man dieses Jahr statt der Kartoffelkönigin wohl die MissErnte krönen. Auch was den Zufluss an Eisenhüttenstadt-Nachrichten angeht, herrscht Trockenzeit und mein Informationskanäle scheinen im Märkischen Sand versickert. So sitze ich vor dem Wadi (وادي ) meines RSS-Feedreaders und entdecke einzig, dass The BossHoss zum Stadtfest am 24. August auf ihrem Country Road Trip Eisenhüttenstadtstation machen. Ob die Jungs mit Nina Hoss verwandt sind, kann ich nicht sagen. Ich denke aber, dass der Name eher auf den weltberühmten Boss Hogg anspielt. Die aktuelle Single der BerlinMississippi-Sippe trägt als Depeche Mode Coverversion den Titel Everything Counts, was eine erstklassige Überleitung zu einem Artikel von Andreas Wendt in der heutigen Ausgabe der Märkischen Oderzeitung darstellt. In Ermangelung ausgbiebiger Zeitpotentiale auf dieser Seite des Blogs werde ich auf diesen leider nicht so eingehen können, wie ich gern möchte. Erwähnung finden soll er aber in jedem Fall, denn es geht in ihm um nichts Geringeres als die Zukunft der Stadtentwicklungsprozesse in Eisenhüttenstadt.
Diese hängt - wie beinahe überall im schönen und häufig schön leeren Osten der Bundersrepublik - am Europäischen Fördertropf. Entsprechend titelt der Text auch - "Its a competitive world/Everything Counts..."!! - Wettlauf um die EU-Fördermittel. Die Brandenburgischen Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH (B.B.S.M.) hat den Stadtplanern und -managern im Rathaus kräftig unter die Arme gegriffen und ihnen bei den Förderanträgen geholfen, die von einem Gutachterteam in Potsdam demnächst hinsichtlich Förderungstauglichkeit der dort dargestellten Entwicklungspläne bewertet werden. Von dem Resultat, das in Langform "Integriertes Stadtentwicklungskonzept" und in Akronymform INSEK heißt, zeigte sich allerdings nicht jeder begeistert:
"Muss sich die Stadt dafür einen Dienstleister besorgen?", fragte Wilfried Steinberg (Republikaner) verständnislos.Wenn es die Sache befördert vielleicht schon. Ohne exakte Kenntnisse der In-House-Möglichkeiten und vor allem des Stadterneuerungsplans lässt sich dies vom externen Stadtpunkt kaum abschätzen. Die eisenhüttenstädtische Stadtplanerin Christiane Nowak meint jedenfalls,
"dass sich die Kommune fachliche Beratung von außen holen muss, wenn es darum geht, bei nationalen und europaweiten Fördermaßnahmen als Teil des regionalen Wachstumskerns berücksichtigt zu werden."So ist das in einer differenzierten Expertengesellschaft und wer jemals einen Förderantrag ausfertigen musste, kann sich durchaus vorstellen, wie dankbar man für die B.B.S.M (zum Glück nicht BDSM)-Unterstützung war.
"Das schaffen wir nicht aus eigener Kraft", reagierte Christiane Nowak.Und tatsächlich scheint es weniger um eine fachliche Expertise zu gehen, als darum, die Anträge auch derart lupenrein zu verfassen, dass das Planziel, welches da lautet: selbe Förderkraft bei reduziertem Eigenanteil, erfüllt wird. Alle möglichen Kommunen suchen in diesem Förderpoker ein möglichst gutes Blatt auf die Hand und damit den Förderjackpot in die Stadtkasse zu bekommen.
Wer die Verantwortlichen im Infrastrukturministerium mit der inhaltlichen Darstellung seines Konzeptes überzeugt, hat gute Karten auf Förderung.
Grab all they can/Everything counts in large amounts"
Die einprägsame Zeile aus der berühmten Kapitalismus- und allgemeinen Menschheitshymne Depeche Modes gilt für die Weltwirtschaftspolitik wie für EU-Fördergelder. Dabei ist niemandem ein Vorwurf zu machen, denn - wie das schöne Sprichwort lautet - wer nicht sieht, wo er bleibt, der bleibt nicht. Wie wollen natürlich, dass die Sonne (gemäßigt) über der Stadt am scheinen bleibt und da dies ohne Förderung nicht gehen wird, unterstützen wir die Stadt bei ihrem Wettlauf ums nicht ganz so große, aber notwendige Geld, mit aller Strahlkraft, die uns zur Verfügung steht.
Wie bei der im Vergleich mit wahrer wissenschaftlicher Exzellenz auf internationalem Niveau eher etwas peinlich wirkenden Exzellenzinitiative der deutschen Hochschulpolitik, gilt es auch hier, den Gutachtern die richtigen Schlagwörter um die Ohren zu hauen:
Stadtumbau, regionaler Wachstumskern und Mittelzentrum mit Umlandfunktion.
Alleinstellungsmerkmale sind das allerdings noch nicht. Und Erfolgsgarantien ebensowenig. Aber nennen muss man sie schon und zwar im Zusammenhang mit den vier Szenarien, die übrigens vom Potsdamer Experten- und Beratungsteam in Anschluss an das Stadt 2030 Projekt entwickelt wurden:
- "Urbanität des Zentrums stärken"
- "lokale Wirtschaft ausbauen"
- "Zwei-Wasserstadt erlebbar machen"
- "generationengerecht und lebenswert gestalten"
Wirklich stadtspezifisch erscheint jedoch nur Entwicklungssäule Nummer Drei, über die sich der 'Planverfasser' Michael Reh sicher sehr freut. Auf die drei anderen Säulen setzen vermutlich alle anderen Mittelstädte Ostdeutschlands in gleicher Form.
Als konkrete Beschreibung bietet uns die Märkische Oderzeitung folgende Aspekte:
1. Urbanität des Zentrums stärken: Einrichtung eines Bürgerbüros, Nutzungskonzept Zentraler Platz, Aufbau eines Besucherzentrums "Faszination Stahl-Stadt", Verlegung des Städtischen Museums
2. Ausbau der Potenziale lokaler Wirtschaft: Oder-Grenzübergang, Aufwertung Rathaus mit Vorplatz, Bahnhof mit Umfeld, ehemaliges Hotel "Lunik" sowie "Aktivist", Aufbau eines Stadtmarketing, Ausbau der Infrastruktur für Radwanderer, Ausbau der wassertouristischen Infrastruktur
3. "Zwei-Wasserstadt" erlebbar machen: Gestaltung des Bollwerks im Ortsteil Fürstenberg, Erneuerung der Brücke Mielenzhafen, Ausbau bzw. Aufwertung der Uferbereiche zwischen Mielenzhafen und Straße der Republik, Ausbau des Areals Trockendock als Wasserfreizeit- und sportzentrum, Erschließung attraktiver Wohnlagen beidseitig des Oder-Spree-Kanals
4. Eisenhüttenstadt generationengerecht und lebenswert gestalten: Aufbau einer Agentur für Bürgerengagement, Ausbau und Qualifizierung eines Sozialzentrums in der Innenstadt, Netzoptimierung des öffentlichen Personennahverkehrs, Weiterführung Eltern-Kind-Zentrum, Errichtung von Spiel- und Freizeitflächen im Zentrum, barrierefreie StadtDa es jetzt aber an der Haustür klingelt und ich ins Sankt Oberholz gerade ohne den Apple gehe, um mich durch die Freitagnacht zu provozieren, hebe ich mir eine Beschäftigung mit den einzelnen Maßnahmen für ein späteres Posting auf und wünsche erstmal eine schöne Nacht aus dem Eisenhüttenstadt Blog-Hauptstadtstudio..
Kommentare