American-Monster-Truck-Motor-Show
Der RBB am Rande seines Sendegebietes
Am Samstag kommt das RBB-Heimatjournal mit Carla Kniestedt und Ulli Zelle aus Eisenhüttenstadt und wenn man dem kleinen Bericht zu den Dreharbeiten glauben kann, den heute die Märkische Oderzeitung druckt, dann ist zu befürchten, dass man sich die Zeit bis zum Fußballspiel gegen Georgien irgendwie anders vertreiben muss.
"Die Häuser in der Stadt sind richtig schön", meint Moderator Ulli Zelle, "das ist ja kein Plattenbau." Das Beste war für sie das Stahlwerk. Carla Kniestedt sagt: "Ich bin glücklich, dass es den Stahlstandort noch gibt, wenn das nicht wäre, nützt auch ein toller Supermarkt nichts."
Tatsächlich, richtig schöne Häuser und nicht etwa nur mausgraue Plattenbauten und dazu noch ein toller Supermarkt. Wenn Carla Kniestedt noch wüßte, dass Dir davon nicht nur einen sondern unzählige und eigentlich viel zu viele in der Stadt haben... Natürlich gehen Journalisten gern auf "Appeasement", aber sich so bei den vermeintlich medienskeptischen Bürgern einschmeicheln zu wollen, grenzt schon an Selbstaufgabe. Ein ganz sachkundig differenziertes Bild ist entsprechend nicht unbedingt das, was ich mir von der Sendung zu erhoffen wage und da ich die Stadt, wenn ich denn mag, ganz unmittelbar wahrzunehmen weiß, schenke ich mir auch den Bericht. Dies umso mehr als die Zeitung auch gleich das Highlight der Reportage verriet:
Eine kurze Absprache, einmal pudern, und schon spricht Ulli Zelle seinen Text fehlerfrei in die Kamera. Die zweiminütige Aufnahme wird nur wiederholt, weil der Hobby-Minigolfer Heinz Zimmermann (66), der die Schlagtechnik erklärt, nicht die Kugel einlochte.
Lang lebe die Welt des Minigolf und die richtige Schlagtechnik.
Sollte jemand anderes um 19 Uhr den Fernsehfunk einschalten und beeindruckt sein, fungiert dieser Blog natürlich gern als Forum, um auch der meinen Meinung entgegengesetzte Auffassungen abzubilden. Hier noch einmal der Link zum vorneweglesen: Sendung über die Stadt
Und falls mich jemand fragt, ob es denn überhaupt etwas zu Eisenhüttenstadt in den Medien gibt, was ich annähernd positiv finde, dann kann ich sagen: Jawohl, auch das gibt es. Zum Beispiel die nette Erwähnung durch den Egon Eiermann-Schüler und offensichtlichen Klassizismus-Fan Hans Kollhoff gestern in der Netzeitung:
Im Grunde sprechen wir über die klassizistische Phase, wenn wir über die schützenswerte Bausubstanz der DDR reden, die Zeit, in der Eisenhüttenstadt entstanden ist, die Karl-Marx-Allee, die Rekonstruktion der Oper unter den Linden von Richard Paulick. Ein spätes Beispiel: das Haus des Lehrers am Alexanderplatz, das nun sehr gut renoviert wurde. Das kann sich sehen lassen.
Hier ordnet ein Fachmann etwas, von dem er was versteht, leicht verständlich dort ein, wo es hingehört. Und das die DDR auch danach noch das eine oder andere schöne und schützenswerte Bauwerk hervorbringen konnte, könnte hier z.B. Gegenstand einer Diskussion sein, die der Interviewer der Netzeitung dann auch sehr gut führt.
Wenigstens hat mein alter Spätjugendfreund und Hallodri x** bei Flickr eine entsprechend gefärbte und recht originelle Perspektive des sonst eher schlottrig wirkenden Bahnankunfts- und -abreiseortes von Eisenhüttenstadt angeliefert:
Hier ist trotz allgemeiner Schieflage alles im grünen Bereich und um insgesamt ein wenig stimulierend hinsichtlich der Partizipation am EH-Web 2.0 zu wirken, erkläre ich den Bahnhof Eisenhüttenstadt zum Motiv des Monats Oktober. Ich selbst werde mich demnächst um eine hübsche Aufnahme bemühen und würde mich freuen, wenn alle anderen Leser und Fotografen des eisen.huettenstadt-Blogs ebenfalls mit einem Bild teilnehmen. Eine Aufnahme setzen wir dann mit einem schönen Text in unsere Foto-Sammlung, die anderen Bilder werden auf einer Extra-Webpage zusammengefasst. Jeder darf übrigens so viele Bilder einsehen, wie er mag. Entweder hier als Kommentar, bei Flickr-Eisenhüttenstadt oder per e.mail an ben@huettenstadt. de
Entdeckt
Diese Woche verbringe ich an der Ostsee bei meiner Mutti, da bei wir ja Ferien haben. Und ich konnte es kaum glauben, als ich beim Frühstück dieses Glas Honig aus den Diehloer Bergen entdeckte... Und auch der besagte Hobbyimker ist mir mittlerweile kein unbekannter mehr. So ließ ich mir mein Frühstück gleich doppelt so gut schmecken.
Update 05.10.: Der Artikel ist selbstverständlich von Antje. Ich habe eine kleine Korrektur vorgenommen und nun stehe ich wieder dumm da und als Autor drunter. Silvio wird dies aber sicher so bald als möglich wieder korrigieren.
Aus den Geheimarchiven der Stadtmalerei
heute: DIN im Jahre 1997
Es gibt nur wenige Menschen, die in dieser frühen Neuzeit der Eisenhüttenstädter Sprüherkultur so häufig ihr Alias änderten, wie der junge Mann mit der College-Jacke, der sich auf der oben stehenden Fotografie gerade an der Mauer des damals noch nicht ehemaligen Fleischkombinates zu schaffen macht. Während hinter der Wand die Rinderhälften zersägt wurden, herrschte davor sommerliche Idylle, in der man sich am hellichten Tage bemühte, neue Schriften zu entwerfen. Die Rauhputzwand war aufgrund der Struktur nur als Notnagel im Herzen der Sprühergemeinde akzeptiert, die Öffentlichkeit (inklusive Bundesgrenzschutz) schaute dagegen immer gern - z.B. auf dem Weg zum naheliegenden Kaufland - vorbei und zu und erfreute sich am Treiben. Lieber sollten die Kids hier rumprobieren, als nachts auf dem Bahngelände. Nicht alle Sprüher haben sich, wie wir heute wissen, an diesen frommen Wunsch gehalten.
Wie auch immer: Die Namen von damals sind längst verblasst, übermalt und ausradiert aber dank Fotochemie und jetzt der digitalen Reproduktionsmöglichkeiten leben sie weiter: gtc, DIN, Duce. Am Rande sieht man noch den gelborangenen Beginn eines "Limo", gemalt von der Hand es Bürgers der Stadt Frankfurt/Oder, der sich streng an die Style- und Stilvorgaben seines Kollegen "Tuner (DFC)" hielt, welcher einstmals das erste flotte 3-D-Piece der Stadt genau an diese Wand zimmerte.
Diesen Beitrag gibt es ohne besonderen Anlass und einfach nur, weil mir das Bild zufällig über den Weg flatterte. Wem der Anteil an Graffiti-bezogenen Inhalten in unserem Blog zu groß ist, kann diesen übrigens gern dadurch relativieren, indem er hier seine eigenen Eisenhüttenstadt-spezifischen Archivbestände kommentiert aufbereitet. Unsere Kontaktdaten gibt es z.B. über das Impressum
Dank Google-Cache erfahren wir ein bisschen was über die Allgemeinbildung von Hubertus Knabe (dem Hubertus Knabe?!) bzw. der SPIEGEL Online Redaktion, die es immerhin zuließ, den oben bildzitierten Faux-Pas ("Eine Marginalie?") in einem kleinem Beitrag zum sozialistischen und postsozialistischen Straßenumbennenungswesen im Beitrittsgebiet für Suchmaschinen indizierbar zu machen. Die einzige Möglichkeit, die so etwas erklärbar macht, ist, dass hier jemand eine alte Version von Google-Earth anstatt des angebrachteren aktuellen Brockhaus-Bandes zur Hand genommen hat.
Das Thema betrifft auch die ehemalige sozialistische Vorzeigestadt, in der die Existenz von Namen wie "Rosa-Luxemburg-Straße" oder "Karl-Marx-Straße" (wobei es eine solche auch im sicher nicht gänzlich SED-durchseuchten Westberliner Stadtteil Neukölln gab und gibt), den Eindruck vermittelt, als würde hier noch die immerrechthaberische Partei selbst das Zepter schwingen:
Wer in Ostdeutschland zu einer Landpartie aufbricht, könnte leicht auf die Idee kommen, die SED sei dort immer noch an der Macht.
Oder eben die Astronomen (Archenholdring, Keplerring). Oder die Bierbrauer (Malzweg - aber mit sichtbar abnehmendem Einfluss). Oder gar die Juweliere (Ringstraße).
Es stimmt etwas nicht in Deutschland, wenn wir im siebzehnten Jahr der Einheit noch immer in jedem Dorf die kommunistische Diktatur verherrlichen, die Opfer und den Widerstand jedoch vergessen. Die Politiker haben die Aufgabe, endlich dieses Missverhältnis zu beseitigen - auch wenn dies bei Anwohnern oder DDR-Nostalgikern auf Widerstand stößt.
meint Hubertus Knabe in seinem Beitrag zur deutschen Einheit. Angesichts der vielen Dinge, die in Deutschland, die im siebzehnten Jahr der Einheit nicht so recht zu stimmen scheinen, ist sein Kummer dann doch eher eine Marginalie. Jeder kämpft eben an seiner Front um Aufmerksamkeit und wer will es ihm verübeln. Meiner Erfahrung nach sind Straßennamen allerdings viel Schall und ein bisschen Rauch bzw. Ruß, besonders, wenn Dieselfahrzeuge an den Schlidern vorbeiknattern. Ich kannte übrigens mal ein Schaf, das Lumumba hieß. Das war noch in der Blütezeit der DDR und eines Tages wurde es trotz der sozialistischen Bezeichnung bedenkenlos geschlachtet und verspeist. So fraß die Revolution ihre Kinder bzw. gaben einst die Menschen herzlich wenig auf den Namen. Und so ist sicher heute noch: der Name und die vermeintlich damit verknüpfte Ehre ist der Masse Wurscht. Und die aufgeklärten Geister freuen sich, dass sich die Geschichte in onomatischer Gestalt einer Ernst-Thälmann-Siedlung ganz leicht dort ableiten lässt, wo sie ihre Schneisen schlug.
Ansonsten wurden die Stadt und ihre Planung in höchsten Tönen gelobt. „Man sieht die Idee dahinter“
Bei den Reden kam hervor, dass man die Innenstadt als Zukunftsstadt betrachtet. Sie habe einen hohen Wohnwert! Im Gegensatz zu anderen Städten verlagert es sich in Eisenhüttenstadt von außen nach innen. Insgesamt stehen dafür 10 Millionen Euro zur Verfügung, um 1500 Wohnungen sanieren zu können. Die Sanierung steht dabei im Zeichen der Aufwertung von innerstädtischen Werten.
Nach dem die Ausstellung betreten werden konnte hörte man viele verschiedene Eindrücke über die Stadt. Dabei ist zu sagen, dass das Durchschnittsalter der Eröffnungsteilnehmer über 50 Jahre lag. So konnte man Sätze hören wie: „Ich wohne nun schon seit 1961 hier in Eisenhüttenstadt - und das gerne“.
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