Eisenhüttenstadt Blog

Eine tolle Meldung kam heute über den Nachrichtenticker: Paul van Dyk, Kind der Eisenhüttenstadt, ist nun offiziell der Udo Beyer der elektronischen Tanzmusik nämlich "World’s No. 1 DJ", wie auch ddp heute meldet (siehe auch im Tagesspiegel). Wie freuen uns sehr und gratulieren. Zudem sind wir gespannt, wer es als nächster Eisenhüttenstädter auf seinem Fachgebiet an die Weltspitze schafft. Da wir kein Bild vom Meister-Diskotheker im Archiv haben, gibt es an dieser Stelle einfach mal eine musikalische Herbststimmung zur Feier des Tages.

Eher nichts für den Tresor: Modernes Tanzpaar beim klassischen Ballett.

Noch rollt der Verkehr/bald jedoch nicht mehr... (altes Staumelderlied)

Der zentrale Abschnitt der Straße der Republik, hier von Eisenhüttenstadt-Flickrianer ehst.art im schönen Retro-Look abgelichtet, wird innerhalb des nächsten Jahres gesperrt, aufgerissen, zugeschüttet, asphaltiert und am Ende hoffentlich wieder freigegeben.

"Nächstes Jahr um diese Zeit gibt es hier eine angenehm asphaltierte Straße, auch die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h wird dann aufgehoben" zitiert die Märkische Oderzeitung den Stadtsprecher Torsten Gottschlag, womit er sich bei mir nicht ganz so viel Applaus abholt, wie bei der Städtischen Tuner-Gemeinde, da ich grundsätzlich finde, dass man den Individualverkehr in innerstädtischen Bereich soweit wie möglich drosseln sollte und entsprechend Tempo 30 als ganz angenehm empfinde. Andererseits eröffnet sich nach der Neugestaltung der Asphaltdecke die Möglichkeit, den bestehenden Geschwindigkeitsrekord auf der Republikstraße, der irgendwo - wenn ich mich recht erinnere - bei 209 km/h lag, mithilfe der frischen Piste neu anzugehen, vorausgesetzt, die Ampelschaltintervalle spielen mit.  

Ein Nebeneffekt ist, dass der Zentrale Platz endlich einmal belebt wird:

Damit die Lindenallee keine Sackgasse wird, wurde mit den Händlern verabredet, eine dauerhafte Zufahrt auf den Zentralen Platz und von dort auf die Heckert-Straße anzulegen. Außerdem sollen auf dem Platz wahrscheinlich kostenlose Parkplätze entstehen.

Kostenlose Parkplätze gibt es auf dem Plaza im Herzen der Stadt allerdings bereits, so könnte man das "wahrscheinlich" eventuell auch als erste rhetorische Andeutung lesen, dass man sich letzten Endes möglicherweise doch gezwungen sehen wird, einen Parkautomaten zu plazieren. In jedem Fall kann man sich freuen, dass es bislang seit den 50er Jahren nicht gelungen ist, irgendetwas Sinnvolles an die Stelle dieser leeren Mitte, um die die Komplexe der Eisenhüttenstadt kreisen, zu setzen, denn so kann man nun sehr aufwandsarm eine Umleitungsstrecke drüberbügeln.

Alles weitere in der Presse: Straße für ein Jahr gesperrt.

In der Tat sieht der Ort nicht sonderlich anziehend aus. Auch wenn hier viel öffentliches Geld in Infrastruktur und Bausubstanz investiert worden ist, die Stadt hat bessere Zeiten gesehen. Von der Fassade des verlassenen Hotels "Lunik" blättert die Farbe seit Jahren. Der einst werkseigene Gaststättenpalast "Aktivist" rottet mit verrammelten Fenstern seinem Finale entgegen - jenem kläglichen Ende, das zahlreiche Wohnblocks bereits erfahren haben. Doch der Abriss, der im Falle des "Aktivisten" ein einzigartiges Baudenkmal vernichten würde, war bei den Plattenbauten, die bereits geschreddert wurden, dringend nötig.

Die Märkische Allgemeine Zeitung hat anläßlich der Planstadt-Ausstellung im Städtischen Museum einen Berichterstatter nach Eisenhüttenstadt entsandt, der neben den eingangs zitierten Eindrücken auch die Mär vom dicken Selbmann-Stamm mitbringen konnte:

Diese erzählt, die Arbeiter hätten einen besonders kräftigen Stamm ausgesucht, weil der Minister ihnen für jeden Hieb (es sollen 24 gewesen sein) einen Kasten Bier versprochen hatte. Darf man das glauben? Zumindest diese Geschichte ist wohl wirklich ein Märchen.

Traumstadt des Sozialismus