Da mein Freund Wieland mich heute nachmittag zwar nach Eisenhüttenstadt bestellt jedoch nicht abgeholt hat, verlies ich mich wie dereinst der Ex-Olympionike Bud "Hallo" Spencer auf die eigene Faust und schlug mit dieser durch die üblichen Pfade der Eisenhüttenstadt. Dazu zählt pomologischerweise die Giebelwand in der List-Straße, an der sich das aktuellste (offizielle) Kunstprojekt im öffentlichen Raum der Stahlstadt vollzieht.
Eine Zwischenbesprechung gab es schon einmal bei uns und derart angespitzt schaut man gern mal nach dem Rechten. Und siehe da: Die Kunst bricht sich Bahn, diesmal in Gestalt der einstmals noch nicht montierten Balkone. Auf's satte Grün der Biowand werfen diese in der Nachmittagssonne Schlagschatten, die sich durch eine wunderbare Strukturgebung auszeichnen:
Neben dem Lichtspiel in Flaschengrün gibt es aber auch noch etwas anderes, das auf die Matthias Steiersche Apfelei einen Schatten fallen lässt und die Frucht zu dem werden lässt, was sie ist: Fassade im Hintergrund.
Seine Germania am Ende der Lindenallee muss man sicher nicht lieben, aber mit diesem Werk hat Eckhard Herrmann eine wirklich niedliche, vordergründig fast tatsächlich Ice-Age-würdige Anschraubung beigetragen, die für mich mit dem Grün hinter den Ohren - ohne Ironie - ein höchst originelle und zeitgemäße Wohnumfeldkunst darstellt.
Ob sich damit jedoch wirklich - wie man von Passanten hörte - der Maler samt Malkasten dem Mammut auf dem Kopf herumtanzend abgebildet findet, vermag ich nicht abzuschätzen. Ein Erbärmdebild ist's jedenfalls nicht, sondern silberglänzende Fröhlichkeit auf einem rostbraunen Urviech, dass man auch gern im Streichelzoo des Jurassic Park sehen würde. Der Urzeit-Dumbo wirkt zwar in der Tat, wie in der Erstkritik Ende Juni vermutet, stählern-maskulin, besonders wenn man den rostigen Rüssel und die polierten Stoß- und Spießszene als Phalli interpretiert, ist aber in seiner Formgebung hübsch verspielt, so dass das Ewig-Männliche hier weniger als machtvoll-penetrierend sondern eher als lustig-schnorchelnd daherkommt.
Das aufbalancierte kleine Mannsbild dagegen erscheint hier nicht bismarkisch-herkulisch, sondern wirkt vielmehr wie eine launige Anspielung auf die einstigen Architekten der sozialistischen Stadtplanung. Wenn ich morgen einen besseren Webzugang finde, folgen noch Detailaufnahmen der Figur, vor deren o-geformten Mund man sich prima ein Pustefix vorstellen kann. Insgesamt eine mir sehr gefällige Wandgestaltung, wobei ich mich als Freund der Bäume frage, ob es tatsächlich notwendig war, drei Stämme vor der Wand gnadenlos für die Kunst wegzuholzen, nur damit man einen (noch) besseren Blick auf's bunte Eiszeitleben hat? Bis dahin gibt es diese kleine (per Maus-Klick vergrößerbare) Detailaufnahme:
Ach Ben egal, wieviel Arbeit ansteht, lass uns Donnerstag treffen. Ich ruf Dich an!
Dann gilt es, die Stadtphilosophie in Berlin fortzusetzen!