Da es diesen Monat irgendwie keinen so richtigen Bildwettbewerb zu geben scheint und uns der Sieger des letzten Wettstreits so unkollegial sitzen lies und keinen Beschreibungstext beisteuerte, gibt es hier und heute wenigstens einen Thomas-Neumann-Utopia-Remix, der ein visuelles Mash-Up (um mal das Vokabular des Neuwebsprech zu gebrauchen) zwischen dem Titelblatt seines Ausstellungsbandes und einem Scherenschnitt von Kara Walker darstellt:
So finden zwei Kunstformen (in einer dritten) zueinander, die ansonsten recht wenig Berührungspunkte aufweisen. Weitere Eisenhüttenstadt-Abstrakta sind uns herzlich willkommen.
Weiterhin ist zu vermelden, dass es in unserem Wiki nun endlich einen ersten Beitrag zu dem vielleicht großartigsten Schauspieltalent, das Eisenhüttenstadt in seiner Geschichte hervorgebracht hat, gibt: Sebastian Nakajew.
Einträge für Februar 2007
Das Programm "Soziale Stadt", das die rot-grüne Bundesregierung 1999 zur Verteilung von EU-Mitteln ins Leben rief, ist auf die Finanzierung von Baumaßnahmen ausgerichtet: Fassadensanierung, Errichtung von Spielplätzen, Renovierung von Jugendzentren. Für Vorhaben, die die aufgehübschten mit Leben füllen, steht nur ein Bruchteil des Geldes zur Verfügung. Von den gut fünf Millionen Euro, die das Quartiersmanagement im Rollbergviertel seit 1999 ausgegeben hat, entfallen mehr als drei Viertel auf Bauttätigkeit, Personalkosten und Stadtteilfeste. Für alles Weitere bleiben weniger als fünzigtausend Euro pro Jahr.Erst gestern erfuhr ich, dass man im VI. Wohnkomplex der Eisenhüttenstadt versucht, über das Programm der Bundestransferstelle "Soziale Stadt" die Weiterführung des zweifellos gelungenen Quartiersumbau (=Baumaßen) und des durchaus fruchtenden Quartiersmanagement (=Stadtteilbüro) abzusichern und schon berichtet heute in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Andeas Kilb von den Nebenwirkungen des Programms und speziell dem anscheinend an der berühmt-berüchtigten Berliner Verwaltungssturheit scheiternden Quartiersmanager auf dem Neuköllner Rollbergkiez, Gilles Duhem: Der Mann, der integrieren kann, muss gehen.
Die 'Corner Thugs' vom Netto-Getto - Im Vergleich zu anderen Fördergebieten im Programm "Soziale Stadt" ist der VI. Wohnkomplex allerdings beinahe beschämend freundlich.
Jedenfalls liegen Welten zwischen den/m hiesigen/m Ringen und Gebieten wie dem Rollbergkiez oder Mümmelmannsberg. Und das in fast jeder Hinsicht.
Jedenfalls liegen Welten zwischen den/m hiesigen/m Ringen und Gebieten wie dem Rollbergkiez oder Mümmelmannsberg. Und das in fast jeder Hinsicht.
Viel Baugeschehen gab es in Eisenhüttenstadt in den dort durchgeführten fünf bisherigen Soziale-Stadt-Projekten allerdings nicht: Im VII. Wohnkomplex wurde das Kinderhaus "Wi-Wa-Wunderland e.V." ein bisschen umgestaltet, vorrangig ging es jedoch um Programme. Für den WK VI erstellte man den Stadtteilkalender 2005 und die dazugehörige Ansichtskarten-Edition, mit dem Ziel die Bewohner für ihren Wohnkomplex zu sensiblisieren und eine stärkere Identifikation hervorzurufen. Gleiches gilt für die Zeitzeugen heute-Ausstellung und den Stadtteilführer. Schließlich gab es noch das "Streifzüge mit Kindern und Jugendlichen"-Projekt, bei dem es um die Ermittlung der Nutzung des Quartierraumes durch die dort lebenden Kinder und Jugendlichen ging.
Hier stand also wirklich und ganz konkret das Leben hinter den - zum Teil über andere Fördertöpfe - "aufgehübschten" Fassaden im Mittelpunkt, wobei den Projekten, die so kurzfristig angelegt waren, wie es solchen Projekten nun mal eigen ist, weniger ein nachhaltig absichernder Charakter sondern eher die Aufgabe eines Impulses zuzuschreiben ist. Insgesamt erscheint mir konkret die Arbeit, die in den letzten Jahren im VI. Wohnkomplex geleistet wurde, von allen Aktivitäten, die sonst in Eisenhüttenstadt wahrnehmbar waren, am gelungensten.
Dieses Jahr nun läuft die ZiS-Förderung aus und entsprechend wird die Arbeit weitgehend eingestellt. Dabei wäre es in jedem Fall sehr sinnvoll, wenigstens das offis-Büro in der Fröbelringpassage längerfristig über städtische Mittel abzusichern. einerseits da es sich ja nun halbwegs erfolgreich als lokale Anlaufstelle etabliert hat und andererseits da es auch noch eine Art "Leuchtturm" in der leider vom Vermietungskonzept bisher erfolglosen Passagenvermarktung darstellt. Vielleicht verhandelt man ja schon mit dem Eigentümer des Objekts. Wünschenswert für das Klima im Viertel wäre es jedenfalls. Eine Schließung erwiese sich nicht zuletzt auch deshalb als ungünstiges Zeichen, als dass das vordringliche Teilziel "Stärkung der Wirtschaft und Förderung von Beschäftigung" im Zielgebiet nicht einmal in Ansätzen realisiert werden konnte. So hat man dann ein renoviertes Nahversorgungsobjekt, das allerdings weitgehend selbst, und zwar mit Mietern, unterversorgt ist. Wie magnetisch dieser Zustand wirkt, kann man hervorragend z.B. in der Königsstraße sehen.
"Soziale Stadt" - mehr als eine Wohlfahrtsmarke? Und wer bekommt den Zuschlag?
Auf- und Umbau sind das eine, aber auch auf die Köpfe kommt es an. Wir jedenfalls wollen auch Leben hinter den neuen Fassaden - denn nur dadurch wird die Stadt zur Stadt. Und das gilt auch im Land Brandenburg.
Auf- und Umbau sind das eine, aber auch auf die Köpfe kommt es an. Wir jedenfalls wollen auch Leben hinter den neuen Fassaden - denn nur dadurch wird die Stadt zur Stadt. Und das gilt auch im Land Brandenburg.
Der sechste Wohnkomplex ist nunmal doch kein Ziel 2-Gebiet mit großartigem Innovationspotential, sondern - wie der Rest der Eisenhüttenstadt - durchgängig und durchschnittlich Wohnbezirk, dabei allerdings noch einzigartig isoliert. Innovations- und Wirtschaftsförderung erscheint hier bestenfalls punktuell machbar - interessanter ist langfristig vielleicht die Perspektive, die nun im Bettenhaus am Kanal Einzug zu halten scheint und sich am Ende bei allem Anspruch an Familienorientierung eventuell als am vielversprechensten erscheint: Altersgerechtes Wohnen. (die EWG zieht in der Holzwolle nach und "liftet" ihre Liegenschaften, vgl. heute in der Märkischen Oderzeitung)
Denn die dafür relevante Zielgruppe wird ganz sicher und hier im Anteil noch mehr als anderwo wachsen, da der Ort für alle Nichtmetallurgen unter den jungen Alterskohorten kaum Perspektiven bietet und man sich nicht sonderlich sichtbar um die Entwicklung solcher bemüht. Und es werden sicher nicht alle die Altersmigration in die Sun Cities Südspaniens wagen können, wobei ein solcher Schritt u.U. auch rein klimatisch womöglich in den kommenden Jahrzehnten immer mehr an Attraktion einbüßt. Dass die hiesigen Rentner aufgrund ihrer Erwerbsvergangenheit und deren Anrechnung mitunter ökonomisch nicht durchgängig auf Vollpension abgesichert sind und auch deshalb bleiben müssen, ist noch ein ganz anderer Aspekt. Dazu addiert sich z.T. noch die Identifikation der Aufbaugeneration mit ihrer Stadt, die diese Alterskohorte gerade hier hält.
Generell fällt auf - und zwar ernüchternd - dass man in Eisenhüttenstadt, wie auch in anderen Teilen Ostdeutschlands, noch auf lange Zeit Stadtentwicklung und Quartiersmanagement rein auf Förder- und Zuschussbasis durchzuführen vermag, die Kommune also öffentliche Aufgaben nicht aus eigener Kraft übernehmen kann. Die Aufgabe des hiesigen Heimattiergartens über den Umweg der Übertragung in die Zuständigkeit eines Fördervereins und der nahezu vollständigen Streichung aller städtischen Zuschüsse ist nur ein weiterer Indikator, der sich gut mit der allgemeinen Vernachlässigung weiter Teile der Insel ergänzt. Soll sich doch jemand anderes kümmern. Dass sich der vermeintliche Rettungsanker Förderverein für einen dauerhaften Erhalt des Minizoos eignet, erscheint mir insgesamt allerdings eher fraglich - jedenfalls wenn ich an das im Durchschnitt wahrnehmbare Ausmaß von bürgerlichem Engagement und der Annahme des Gemeinswesens als persönliche Aufgabe denke. Hier kümmert man sich nunmal nicht so gern sondern zieht sich leider lieber zurück ins Nicht-Öffentliche. Es ist dieses Desiderat, was sich für mich als die eigentlich brüchige Stelle im Stadtgefüge erweist. Gerade hier fand das ZiS-Projekt für den WK VI gute Anknüfungs- und Wirkungspunkte.
Dennoch fehlt neben einer Absicherung der Nachhaltigkeit nach wie vor über weite Strecken die Gesamtidentifikation mit dem Stadtraum als Gemeinschaftsaufgabe und Handlungssphäre von Öffentlichkeit. Zwar ist man hier schon etwas entwickelter, als es die von Gilles Duhem geschilderten Zustände im Neuköllner Rollbergviertel ("Die Araber und Türken, die hierherkommen, sind Bauern und sie leben wie in einem Dorf. Sie respektieren keinen öffentlichen Raum. Sie werfen Müll aus dem Fenster, wenn wir es ihnen nicht verbieten."), aber soweit ausdifferenziert, dass man durchgängig von einem diesbezüglichen "Bewusstsein" sprechen kann, scheint die Beziehung Bürger-Stadt leider bisher nicht in der Gesamtheit der Eisenhüttenstädter Einwohnerschaft zu sein.
Solange dies nicht der Fall ist, bleibt dem Stadtumbau immer auch ein Akzeptanzproblem bzw. wird er als von Außen verordnet wahrgenommen. Insofern wünscht man sich als überzeugter Urbanist von zukünftigen Projektanläufen, dass diesem Aspekt - dem der Differenzierung von Perspektiven - mehr Gewicht eingeräumt wird.
Da wir hier im Blog die Entwicklung verschiedener Blickwinkel auf ein und dasselbe (nämlich Eisenhüttenstadt) gern fördern möchten, bringe ich hier wieder einmal den Link zur Mitwirkung unter. Bitte nutzen.
Ich gebe zu: Es ist verdächtig still im Blog. Die Ursache dafür ist allerdings nicht, dass es nichts zu berichten gäbe, sondern ganz im Gegenteil, dass ich spontan für ein und einen halben Tag in Eisenhüttenstadt bin und zwar im internetfernen Fürstenberg. Hier ist das WWW so langsam, dass ich mir die Märkische Oderzeitung in Papier beim Zeitungshändler abgeholt habe und das zum Glück, denn dort findet sich ein Beitrag, der wenigstens die Hoffnung auf Breitbandblogging auch aus dem Nicht-Exil zulässt: DSL für Fürstenberg und Ziltendorf.
Ansonsten wirkt die Stadt an einem schnöden Alltagsdienstag wie diesem recht grau und öde, immerhin konnte ich beim Bäcker im Kaufland eine - vermutlich länger dort befindliche - Wandmalerei entdecken, die klassische Stadtmotive gar liebevoll abbildet. Ebenfalls erfahren durfte ich, dass die Stadtteilprojektförderung für den WK VI inklusive des Stadtteilbüros demnächst ausläuft und niemand so recht weiß, was man dann damit und der sich prospektiv 2007 weiter leerenden Gewerbefläche in der Fröbelringpassage macht. Man versucht wohl auf das Projekt "Soziale Stadt" aufzuspringen.
Die größte Verblüffung rief bei mir allerdings die von verschiedenen Seiten bestätigte Tatsache hervor, dass es in der Abrissmetropole Eisenhüttenstadt momentan akuten Wohnungsnotstand gibt. Wenn man - so der Eindruck - normal verdient aber nicht für sich selbst mit einem Fertighaus auf Abzahlung den vorstädtischen Unsinn mitmachen mag, stehen die Chancen irgendwo unterzukommen sehr sehr schlecht. Mit Wohnberechtigungsschein ist man wohl besser bedient, darf sich bei der Jagd nach diesem auch noch einmal so fühlen wie in der DDR, wobei man deren Lösung der Wohnungsfrage momentan recht radikal noch einmal löst. Wer nicht zurück in die Lokalzeit, in der Beziehung alles war, möchte, zieht dann lieber gleich davon. So fragt sich der ahnungslose - und in Berlin vergleichsweise viel billiger wohnende - Beobachter, ob die real praktizierte Stadtumbaupolitik vor Ort wirklich der rechte Pfad zum städtischen Glücke ist oder ob man (ich schieb's es mal auf die mangelnde Koordination von Bedarf und Angebot) momentan nicht auch irgendwo das "Humankapital" der Stadt, d.h. junge Menschen im Arbeitsprozess, nach Frankfurt oder sonst wo hinforttreibt. Es gibt nicht wenige Menschen, die am Morgen zur Arbeit nach Eisenhüttenstadt einpendeln, ansonsten mit dem Ort herzlich wenig zu tun haben wollen. Bald sind es - sofern man Glück hat - noch einige mehr. Im Regelfall bleiben die jungen aufstrebenden Fachleute, Macher, Familiengründer, Enthusiasten (im Ex-EKO /AEH hat man, wie ich hörte, schon auf mancher Position Probleme, qualifizierten Nachwuchs anzulocken) jedoch gleich z.B. dort, wo der Pfeffer wächst. Denn da verdient man als Fachmann mindestens nach deutschem Tarif und bekommt andererseits auch problemlos Wohnraum.
Nostalghia Ehst.: Eine alte Stadtaufnahme.
Heute zum Sonntag gibt es ein Sonntagsbild, wie es die Eisenhüttenstädter sehen konnten, als die Welt noch in Sepia war und man des Sommers im Familienverband auf die Höhenzüge der Diehloer Berge picknicken ging:
Auf der Höhe: Ein Perspektivenwechsel eröffnet nicht selten ganz neue Einblicke und hier zum Beispiel eine Übersicht bis zur Horizontlinie. Heute sieht es übrigens gar nicht soviel anders aus, wie wir bei Gelegenheit nachzufotografieren planen.
Wer sich an einem sonnigen Vormittag auf den Weg nach Berlin Prenzlauer Berg macht, um in die Galerie am Prater zu gehen und die Ines Hertel Austellung "eisenhüttenstadt positionen 2003-2006" zu besuchen, sollte sich - anders als ich es war - darüber im Klaren sein, dass die Ausstellung berlinadäquat erst ab 15 Uhr ihre Pforten öffnet. Dafür ist der Eintritt dann frei.
Da ich die zwei Stunden Differenz zwischen meiner Ankunfts- und der Öffnungszeit nicht unbedingt nebenan im Schwarzsauer herumtrödeln wollte, werde ich es heute abend vielleicht noch einmal versuchen. Offen ist nämlich - ebenfalls berlinadäquat - bis 21 Uhr. Vorerst gibt es hier nur das Plakat, wie es draußen in der Februarsonne hängt:
Da ich die zwei Stunden Differenz zwischen meiner Ankunfts- und der Öffnungszeit nicht unbedingt nebenan im Schwarzsauer herumtrödeln wollte, werde ich es heute abend vielleicht noch einmal versuchen. Offen ist nämlich - ebenfalls berlinadäquat - bis 21 Uhr. Vorerst gibt es hier nur das Plakat, wie es draußen in der Februarsonne hängt:
Eisenhüttenstadt wie man es kennt und liebt,
fotografisch sauber und eher überraschungsarm dokumentiert von Ines Hertel.
(Das Bild wurde auf Wunsch der Künstlerin im April 2011 entfernt.)
fotografisch sauber und eher überraschungsarm dokumentiert von Ines Hertel.
(Das Bild wurde auf Wunsch der Künstlerin im April 2011 entfernt.)
Heute gibt es für unsere Leser und Besucher wieder einmal nur Schonkost in Gestalt eines etwas schludrigen Statements zu den aktuellen Graffiti-Exzessen einerseits und eines ganz fiesen und völlig grundlosen Product-Placements andererseits. Beides fällt komischerweise in einem Bild zusammen:
"Was soll das?" (Herbert Grönemeyer)
"Blondinen bevorzugt" (Howard Hanks)
Für Snowfittis ist es in diesem Winter leider viel zu warm. Trotzdem versucht sich die Person im Hintergrund mit einer spontanen Variation über Vermeer.
Blondinen mit Perlenohrringe dagegen liegen spätestens seit Scarlett "Griet" Johansson mächtig im Trend...
"Blondinen bevorzugt" (Howard Hanks)
Für Snowfittis ist es in diesem Winter leider viel zu warm. Trotzdem versucht sich die Person im Hintergrund mit einer spontanen Variation über Vermeer.
Blondinen mit Perlenohrringe dagegen liegen spätestens seit Scarlett "Griet" Johansson mächtig im Trend...
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