Ich gebe zu: Es ist verdächtig still im Blog. Die Ursache dafür ist allerdings nicht, dass es nichts zu berichten gäbe, sondern ganz im Gegenteil, dass ich spontan für ein und einen halben Tag in Eisenhüttenstadt bin und zwar im internetfernen Fürstenberg. Hier ist das WWW so langsam, dass ich mir die Märkische Oderzeitung in Papier beim Zeitungshändler abgeholt habe und das zum Glück, denn dort findet sich ein Beitrag, der wenigstens die Hoffnung auf Breitbandblogging auch aus dem Nicht-Exil zulässt:
DSL für Fürstenberg und Ziltendorf.
Ansonsten wirkt die Stadt an einem schnöden Alltagsdienstag wie diesem recht grau und öde, immerhin konnte ich beim Bäcker im Kaufland eine - vermutlich länger dort befindliche - Wandmalerei entdecken, die klassische Stadtmotive gar liebevoll abbildet. Ebenfalls erfahren durfte ich, dass die Stadtteilprojektförderung für den WK VI inklusive des Stadtteilbüros demnächst ausläuft und niemand so recht weiß, was man dann damit und der sich prospektiv 2007 weiter leerenden Gewerbefläche in der Fröbelringpassage macht. Man versucht wohl auf das Projekt "
Soziale Stadt" aufzuspringen.
Die größte Verblüffung rief bei mir allerdings die von verschiedenen Seiten bestätigte Tatsache hervor, dass es in der Abrissmetropole Eisenhüttenstadt momentan akuten Wohnungsnotstand gibt. Wenn man - so der Eindruck - normal verdient aber nicht für sich selbst mit einem Fertighaus auf Abzahlung den vorstädtischen Unsinn mitmachen mag, stehen die Chancen irgendwo unterzukommen sehr sehr schlecht. Mit Wohnberechtigungsschein ist man wohl besser bedient, darf sich bei der Jagd nach diesem auch noch einmal so fühlen wie in der DDR, wobei man deren Lösung der Wohnungsfrage momentan recht radikal noch einmal löst. Wer nicht zurück in die Lokalzeit, in der Beziehung alles war, möchte, zieht dann lieber gleich davon. So fragt sich der ahnungslose - und in Berlin vergleichsweise viel billiger wohnende - Beobachter, ob die real praktizierte Stadtumbaupolitik vor Ort wirklich der rechte Pfad zum städtischen Glücke ist oder ob man (ich schieb's es mal auf die mangelnde Koordination von Bedarf und Angebot) momentan nicht auch irgendwo das "Humankapital" der Stadt, d.h. junge Menschen im Arbeitsprozess, nach Frankfurt oder sonst wo hinforttreibt. Es gibt nicht wenige Menschen, die am Morgen zur Arbeit nach Eisenhüttenstadt einpendeln, ansonsten mit dem Ort herzlich wenig zu tun haben wollen. Bald sind es - sofern man Glück hat - noch einige mehr. Im Regelfall bleiben die jungen aufstrebenden Fachleute, Macher, Familiengründer, Enthusiasten (im Ex-EKO /AEH hat man, wie ich hörte, schon auf mancher Position Probleme, qualifizierten Nachwuchs anzulocken) jedoch gleich z.B. dort, wo der Pfeffer wächst. Denn da verdient man als Fachmann mindestens nach deutschem Tarif und bekommt andererseits auch problemlos Wohnraum.