Heute: Tiergedichte
Kängurus
Zwei kluge Zirkuskängurus
die machten mit dem Zirkus Schluss
und hüpften quer durch eine Stadt,
die eine Eisenhütte hat.
Doch beide konnten nicht entkommen,
sie wurden ganz schnell festgenommen.
aus: Peter Kessel: Viechereien Band 3. Katastrophen - Havarien - Skandale. Erhältlich bei BooksOnDemand, wobei dort ein köstlich unpassender Beschreibungstext hinzukopiert wurde.
Das Gedicht steht im Buch auf Seite 62 zwischen einem poetischen Kleinod über eine Kampfkatze in Cardiff und einer kleinen Dichtung über das fatale Ende einer versuchten Kaninchenrettung in China. Anlass der Kesselschen Verswerke sind immer Zeitungsmeldungen zu eigenartigen Ereignissen und Erlebnissen mit Tieren. Die Eisenhüttenstädter Kängurustory verdankt sich einer perfiden nächtlichen Befreiung zweier Beuteltiere beim Gastspiel des Zirkus "Charivari" in Eisenhüttenstadt im Oktober 2003, wobei diese schnell dem Känguruf der Freiheit folgten. Die Meldung ging leider im medialen Wirbel um die zeitgleich geschehene Attacke eines weißen Tigers namens Montacore auf den Zauberkünstler Roy (Uwe Ludwig Horn) im Hotel Mirage zu Las Vegas unter. Entsprechend operierten die Zirkusleute und die Stadtpolizei im großen Team sowie ein beblasrohrter Tierarzt weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit. Es gelang ihnen aber dennoch, die beiden Macropodidae recht schnell wieder in Zirkushaft zurückzuführen.
Und inspiriert, wie ich jetzt gerade bin, hier noch ein kleines Poem zum obenstehenden Bild der blankgewetzten Känguruschnauze:
Ein Känguruh, das hängt in Ruh’
an seiner bronz’nen Kugel
Der Mensch daneben denkt dazu
an Kindheit, Rosen, Hugel
Ans Eselchen, Wildschwein, den Stier,
ans Nashorn auf der Insel
Und weiß: wär’ all das nicht mehr hier
gäb’s heftiglich Gerinsel
regengussgleich die Wange lang,
denn in diesem Falle fehlte,
ein Element im Lebensgang,
welches dem Kind erzählte,
dass neben Stahl und Stock und Stein
auch Tiere Heimat bleiben!
Und weil ich dies ganz allgemein
wichtig find, wollt’ ich’s aufschreiben.