No-go-Area? Langsam wird klar, was damit gemeint ist. Es sind Orte, die engagierte Leute hier nicht einfach aufgeben wollen, obwohl Ausländer sie längst nicht mehr zu betreten wagen. Es sind gefürchtete Stadtteile, die auch den Verfall und die Ratlosigkeit einer ganzen Gesellschaft symbolisieren – und deren Existenz vielleicht auch deshalb so hartnäckig geleugnet wird.
Zum Glück ist Eisenhüttenstadt mittlerweile derart unbedeutend geworden, dass eine solche Negativ-PR, wie sie das tiefstöstliche Cottbus am 01. Juni in der ZEIT hingerotzt bekommt, kaum mehr zu erwarten ist: Wo die Angst regiert. Dass es ein Problem mit perspektivlosen und gewaltbereiten Kids gibt, von denen leider auch nicht jeder das Zeug zum "Gewaltertäter Sport" hat und so mancher daher ganz willenlos und vernunftfrei zu opponieren, boxen und pöbeln versucht, wo er halt kann, wird sicher niemand abstreiten. Nur wird ein solcher Artikel in der leider oft eher nur vom stilisitischen als vom populistischen Niveau von der BILD-Zeitung zu differenzierenden Pseudonachdenkpresse ZEIT, die schon beinahe zu häufig auf SPIEGEL-TV-Niveau abstürzt, wenig mehr bewirken, als den derangierten Kindern mit mehr generellen Sozialdefiziten als wirklicher politischen Gesinnungsdefekten ein kleines Erfolgserlebnis ("Wir sind in der Zeitung, Wow!" - wir erinnern uns an die Freude Zé Pequenos in Cidade de Deus, als er sich waffenstrotzend auf dem Titelblatt entdeckte...) zu verschaffen. So viel einseitiger Kolportagejournalismus, wie die ZEIT Florian Klenk hier schreiben lässt und veröffentlicht, trägt eigentlich nicht viel mehr zur Debatte bei, als das hier hübsch weiter stigmatisiert wird, womit man die Absturztendenzen ins NoGo-Jammertal im ungünstigsten Fall fördert. Und letztlich offenbart sich hier die Hilflosigkeit beim Finden eines sachlich-rationalen Zugangs zu den Problemen. Journalismus muss das sicher nicht - hier sind andere Instanzen gefragt. Journalismus hat aber eine Außenwirkung und damit eine Verantwortung. Die sollte mehr sein, als plump verdächtige Markennamen mit deftigen Stories zu mischen, um zu demonstrieren, wie schlimm es um den Osten steht. Man darf nicht vergessen: für das Gros vieler ZEIT-Leser zwischen Bad Reichenhall und Flensburg ist dies der einzige Zugang, den sie zu Cottbus finden werden. Sich ein eigenes Bild machen - dass wird wohl kaum noch jemand nach der Lektüre dieses Berichts aus der Vorhölle wagen.
Gibt es in Deutschland tatsächlich Regionen oder Stadtviertel, in denen Rechtsextremisten das Gesetz schreiben?
Gibt es in Deutschland tatsächlich Presseerzeugnisse, in denen massiv und unausgewogen ganzen Regionen und Stadtviertel die Schandmaske auf's Gesicht geschrieben wird?