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Einträge von Ben
Köln-Pulheim, Arbeitersiedlung. Der Wohnblock, in dem Enrico Conchiglia (Aykut Kayacik) mit seinen beiden Töchtern Francesca (Esther Zimmering) und Antonietta (Kim Schnitzer) lebt, könnte glatt als DDR-Platte in Eisenhüttenstadt durchgehen. ... (Quelle)
Als wär's ein Stück von Köln.
Wenn es um das Klischee der Tristesse geht, ist Eisenhüttenstadt halt övverall, sogar im Platten-Veedel von Pulheim.
Wir nehmen diese Einschätzung des Filmrezensenten Pitt Hermann einfach mal zur Kenntnis und warten gespannt auf die nächste Aufführung von Vivere, um uns selbst ein Vergleichsbild zu machen.
Wenn es um das Klischee der Tristesse geht, ist Eisenhüttenstadt halt övverall, sogar im Platten-Veedel von Pulheim.
Wir nehmen diese Einschätzung des Filmrezensenten Pitt Hermann einfach mal zur Kenntnis und warten gespannt auf die nächste Aufführung von Vivere, um uns selbst ein Vergleichsbild zu machen.
Architecturally and ecologically unsustainable, high modernist projects always collapse of their own weight sooner or later. As [James C.] Scott writes,
"the history of Third World development is littered with the debris of huge agricultural schemes and new cities . . . that have failed their residents." Eastern Europe and the former Soviet Union fit that assessment also, as visitors to Germany's Eisenhuettenstadt, begun in the 1950s as Stalinstadt, can attest.
Designated "the first socialist city on German soil" by East Germany'sCommunists, it was plunked down next to an immense steel mill and commanded to thrive. Today, the depressed city is hemorrhaging residents.
Ob das dank Papier- und Solar- und nach wie vor Stahlindustrie gar nicht so abgeschriebene Eisenhüttenstadt tatsächlich so ein idealtypisches Beispiel für das Scheitern modernistischer Projekte darstellt, wie es die Washington Post (Charles Lane: Chávez Vision in the Hills. In: Washington Post, November 29, 2007 A25) sich anscheinend von Besuchern der Stadt bestätigen lassen hat, wäre noch zu diskutieren. Kenner der Stadt sehen das eventuell etwas anders. Andererseits ist natürlich schon während der frühen Projektumsetzungsphase einiges durcheinandergepoltert, was zu einer reizvollen Vielfalt von sozialistischen Wohnungsbauten führte, wobei die Diversität durch den Stadtumbau etwas verkleinert wird. Es bleibt jedoch noch eine Menge Betrachtenswertes zurück.
Dass die Stadt aufgrund ihrer Idee und Struktur an den Bedürfnissen ihrer Einwohner vorbei zielen, sollte man jedenfalls nicht ganz so pauschal annehmen, wie es Charles Lane in seinem Artikel der amerikanischen Hauptstadtzeitung macht. Eine nicht unerhebliche Zahl derer, die die Stadt verließen und verlassen, gingen und gehen nämlich nicht vorrangig, weil ihnen das architektonische Erscheinungsbild und die Stadtökologie das Leben zur Hölle machen, sondern weil sie sich aufgrund des Arbeitsmarktes andernorts bessere Optionen für die Gestaltung ihrer individuellen (Über)Lebensentwürfe erhoffen. Dieses Schicksal teilt die "erste sozialistische Stadt auf deutschem Boden" aber mit beinahe jeder peripher gelegenen Ortschaft Ostdeutschlands. Hier werden also Phänomene zur Stützung einer These vermengt, die nicht unbedingt derart nah beieinander liegen, wie man es gern interpretieren möchte.
Davon, ob man eine im Nachkriegsostdeutschland nach den 16 Grundsätzen und den jeweiligen, schnell wechselnden Rahmenvorgaben des sozialistischen Städtebaus zusammengebastelte Stadtplanung mit der Vision einer venezuelanischen sozialistischen Regenwaldmetropole namens "ciudad socialista" Caribia (sh. auch hier) in einen städtebaulichen Eintopf werfen und verrühren sollte, ganz zu schweigen.
Umbau Ehst. Zwei kleine Hinweise.
Während die Besucherzahlen des Weblogs in bisher ungeahnte Höhen schnellen, rumpelt der Schleppkahn mit Inhalten momentan wieder deutlich zu langsam durch die Untiefen des Internets. Das ist ein bisschen schade, aber zum Teil einer gewissen Distanz geschuldet, die nur das kurze Registrieren relevanter Ereignisse erlaubt.
So wird das offis (="ort für foren und information im sechsten"!!) aus dem WK VI zum Busbahnhof und damit aus der Mitte eines Wohngebiets an einen Transitort ziehen. Eigentlich müsste es nun offiab heißen, was aber klanglich nicht ganz so attraktiv ist. Da es mit Umorientierung im Aufgabenbereich aus das Förderprogramm "Soziale Stadt" seinen Fokus auf alle Wohnkomplexe erweitert hat, ist der Umzug in gewisser Weise nachvollziehbar. Ein besserer Ort wäre allerdings vielleicht die Magistrale (im Volksmund: "Backwerkstraße"). Andererseits tut dem stadträumlichen Stiefkind Busbahnhof eine Belebung ganz gut, wenn sie denn eintritt. Im WK VI verbleibt immerhin ein kleiner offis-Anlaufpunkt im Lilienthalring.
Leider nicht teilnehmen konnte ich an der II. Stadtumbaukonferenz der Bundestagsfraktion Die Linke, die am 7. und 8. Dezember in der Erich-Weinert-Schule statt und noch Stadt fand. Etwas irritierend ist, dass im Programm Thomas Heises Film "Eisenzeit" als "Eisenhüttenstadt" angekündigt wird. Aber immerhin kam er seit längerer Zeit wieder einmal in seinem Ausgangsort zur Aufführung.
Die Märkische Oderzeitung brachte zur Veranstaltung zwei Berichte: "Abriss ist nicht die alleinige Lösung" und Linke für Erlass der Altschulden.
Fenster und Höhlen und das offis so fern. Der Wohnkomplex VI im Um- und Abbruch.
Der Flickr-Fotograf und offensichtlich Exil-Eisenhüttenstädter Tomek72 hat auf der Fotoplattform einige Bilder zum Stadtumbau zusammen getragen. Die in der Stadt verbliebene Bevölkerung bleibt dagegen virtuell bisher eher still, woraufhin natürlich sofort die Frage aufkommt: Was macht eigentlich Madleen?
Der Flickr-Fotograf und offensichtlich Exil-Eisenhüttenstädter Tomek72 hat auf der Fotoplattform einige Bilder zum Stadtumbau zusammen getragen. Die in der Stadt verbliebene Bevölkerung bleibt dagegen virtuell bisher eher still, woraufhin natürlich sofort die Frage aufkommt: Was macht eigentlich Madleen?
Auch wenn sich die Welt-Presse mit der Meldung überschlägt, dass die Wikipedia den Brockhaus schlägt, so nehmen wir doch am Ende dieses langen Tages lieber den Glattledereinband aus dem Leipziger Verlagshaus zur Hand als das kalifornische designte Hardplastik der Apple Mighty "Eintasten"-Mouse und blättern darin herum, bis die Fadenheftung reisst.
Dort zwischen dem Seidenglanz des Satinieren und dem Verweis auf die sowjetische Planstadt Elektrostal (Электросталь), die bekanntlich bis 1928 Satischje (Затишье) hieß, heute von einem Bürgermeister geführt wird, dessen Bartwuchs um Längen hinter dem des unsrigen liegt, einen Amboss im Stadtwappen führt und eine kleine, aber feine Kunstszene sowie wenigstens ein hübsches für die Abbildung auf Postkarten geeignetes Gebäude besitzt, befindet sich der Artikel zum großen Thema Satire. Diesen gilt es einmal kurz zu studieren, um aus gegebenen Anlass zu verstehen, was es eigentlich mit der Satirerubrik "Glasauge" bei WELT-Online auf sich hat.
Ursprünglich, so ist zu erfahren, bezog sich der Wortursprung satura auf eine "mit versch. Früchten gefüllte Schale", aber als literarische Gattung wohl eher auf faules Obst, jedenfalls darauf "durch Spott, Ironie, Übertreibung u.Ä. bestimmte Personen, Anschauungen, Ereignisse oder Zustände [zu] kritisieren oder verächtlich [zu] machen."
Inwieweit dies dem Handy-Fotografen und Glasauge-Betreuer Gideon Böss bei seinem Ausflug nach Eisenhüttenstadt im Sinn stand, ist nicht bekannt, finden sich doch in seinen Zeilen kaum Spott, so gut wie keine Ironie, aber eimerweise Übertreibung in stumpfer Gezwungenheit. Seine Bilder samt witzfreier Textbeigabe sind heute bei WELT Online erschienen und wirklich jedem zur Nachlese empfohlen: Stalinstadt - wo die Mauer noch steht.
Schon der Titel leitet in die Irre, dies sogar doppelt, denn dort wo sich Gideon Böss herumtrieb, nämlich in den Wohnkomplexen VII und VI, werden die Mauern derart niedergerissen, dass das Berliner Spektakel von
1989/1990 - rein physisch gesehen - im Vergleich wie ein müdes Kieselkicken wirkt.
Und zweitens hätte er genauso gut nach Ludwigsfelde fahren können, um dort gemachte Ausnahmen als Stalinstadt auszugeben, denn das wahre Stadtgebiet der einzigen Stalinstadt Deutschlands hat er auf seiner Fototour offensichtlich überhaupt nicht betreten. Dann wäre ihm nämlich nicht entgangen, dass die Hauptattraktion solch eines Desolatrinenspaßes nicht die "circa zwölf Meter hohe Brücke" sein muss, die den "Blick auf eine zweispurige Straße freigibt" ("Vor Jahren fuhr hier sogar mal ein Bus vorbei, indem (angeblich) Schwarze saßen.") sondern ein matschiger Platz, auf dem dereinst das einzige zentrumsnahe Gulag der Deutschen Demokratischen Sowjetrepublik stand, an das heute mit einigen weißen Pfählen erinnert wird, wobei die Wachsoldaten samt Kampfhund noch auf Patrouille gehen - um einmal das Bössdorfer Verbalgeflügelflatter weiterzuspinnen. Das passende Foto haben wir auch auf Lager:
Nachbar Steffen (zu dem Unbekannten):
Wie heißt denn der Platz, Herr, wo wir gelandet sind? Denn wie ich höre, so habt ihr die Reise schon mehrmals gemacht?
Unbekannter:
Es ist Elektropolis, oder die Philosophen- und Sonnenstadt. Man hat uns hierher geführt, weil jeder von uns, mehr oder weniger, an die Sonne ein Anliegen hat!
Wie schön hätte man das 1803er Elektropolis-Spiel aus dem Taschenbuch für Freunde des Scherzes von Johannes Daniel "der Mensch in der Satyre" Falk - Sohn eines Perückenmachers, Schriftsteller, Theologe und Urvater des dieser Tage so passenden Liedes "O du fröhliche.." - für eine Verballhornung Eisenhüttenstadts heranziehen können.
Allerdings fällt nicht jedem immer die Perle des guten Witzes auf's Blatt und dann muss man sich tatsächlich mal etwas anderes einfallen lassen. Dem "Katastrophen-Touristen" Gideon Böss ist dies nach seinem Eisenhüttenstadt-Ausflug leider nicht so recht gelungen. Vielleicht wird es was, wenn er die Reise mehrmals macht.
Also liebe WELT-Online-Redaktion - wenn euch das nächste Mal einer eurer Zonenreporter seine Spesenabrechnung den Tisch legt, überprüft doch einmal, ob dieser sich wirklich in die Gefahrenzone vorwagte oder nach einem kurzen Husch um den Bahnhof gleich wieder in den nächsten Zug zurück ins sichere Berlin flüchtet, um in den ersten drei Minuten der Heimfahrt ein paar mehr trottelige als satirische Blubberblasen ins Notizbuch zu tröpfeln. Denn bei aller Übertreibung lebt Satire doch irgendwo von der Nähe zum Gegenstand. Gideon Böss lässt diese - ebenso wie die Nähe zum Handwerk - wenigstens in diesem Beitrag ganz schön vermissen. So sehr wir Niveaulosigkeiten mögen, so sehr legen wir - gerade bei diesen - Wert auf ein wenig mehr Niveau.
Ihr Winterlein kommet - der Magistrale Schnee vom letzten Jahr und zwei weitere Dinge
Aus nichtigem Anlass ('gerade im Archiv entdeckt') gibt es heute einfach wieder einmal eine Eisenhüttenstadt-Fotografie und zwar eine, die ein Stückchen Vorweihnachtsstimmung hervorrufen soll:
Aber vor dem Schnee zieht zunächst einmal der "Brötchen-Mogul Dreißig" (Märkische Oderzeitung) in die Eisenhüttenstädter Magistrale und wird als نور الدین جهانگیر (Jahangir, wenn Metaphern, dann bitte konsequent) unter den Backwarenverkäufern womöglich gleich Platzhirsch in der schon überproportional mit entsprechenden Verkaufsräumen besetzten Lindenallee. Da allerdings Peter Dreißig mit seiner jüngsten Filiale in der Stadt einen Café-Betrieb etablieren möchte, sollte sich eventuell das City-Café eher in die Konkurrenz genommen fühlen, als die SB-Backbox und Kollegen. So gibt es nun immerhin einen weiteren Anlaufpunkt zum Kaffetrinken in der gerade jenseits der üblichen Geschäftszeiten mitunter nicht ganz übervollen Straße. Sollte es sich hier also gar um einen شاه جهان (Sha Jahan) der Nachmittagsgastronomie handeln? Bei Gelegenheit schauen wir uns einmal intensiv die Situation vor Ort an und dann gibt es hier sicher weitere Auskunft über das neue Bewirtungsangebot des - etymologisch - Mongolenherrschers der Ostbrandenburger Backszene.
Wer zur Adventszeit lieber in Berlin herumstreunern mag und sich für die Kunst eines Eisenhüttenstädters interessiert, sollte einmal in den "Kulturpalast Wedding" (Freienwalder Straße 20) fahren, wo unter dem Titel "Die Lage ist schwierig" Werke von Michael Krenz zu sehen sind.
Verkauft. Unser Bahnhof goes Private Equity.
Die Bahn AG hat sich das große Los und sich aus der Verantwortung für das Eisenhüttenstädter und 490 weitere Bahnhofsgebäude in Deutschland gezogen. Dies berichtet die Märkische Oderzeitung:
Zu den an ein privates Bieterkonsortium veräußerten Immobilien gehören in Ostbrandenburg die Bahnhöfe Fürstenwalde, Eisenhüttenstadt, Beeskow, Berkenbrück, Müllrose und Wellmitz in Oder-Spree sowie Seelow-Gusow in Märkisch-Oderland und Wilmersdorf bei Angermünde (Uckermark).
Käufer des dicken Paketes ungeliebter Liegenschaften sind die britische Investitionsfirma Patron Capital Limited und die Hamburger Projektentwicklungs- und Investorengesellschaft Procom, die auf ihrer Webpräsenz mit dem Slogan "Investitionen in eine attraktive Stadtgestaltung" wirbt. Wie attraktiv der Bahnhof in Eisenhüttenstadt mit diesem Investitionshintergrund wird, bleibt nun die spannende Frage. Gerettet ist das Objekt jedenfalls bisher eher ganz und gar nicht:
Die Neueigentümer, der britischen Immobilieninvestor Patron Capital und der Hamburger Immobilienentwickler Procom Invest, haben sich zur Nachnutzung verpflichtet. Andernfalls müssen die Gebäude abgerissenExtrapoliert man die bisherige Entwicklungslinie, ist die Perspektive nicht allzu rosig.
werden, so eine Bahnsprecherin.
Was vom Bahnhof übrig bleibt?
Bahnanlage ist gleich Geldanlage? Das mag schon stimmen, aber ob am östlichen Endpunkt der Regionalexpresslinie 1 auch genügend Verkehr aufläuft, um ein im mehr oder weniger Ödland liegenden Bahnhofsbau gewinnbringend aufzufrisieren ist mehr als fraglich. Und damit auch die Zukunft des Gebäudes. Die einzige Chance liegt wohl in einer kräftigen Umfeldumgestaltung und damit in den Händen der Stadt und ihrer diesbezüglichen Möglichkeiten.
Bahnanlage ist gleich Geldanlage? Das mag schon stimmen, aber ob am östlichen Endpunkt der Regionalexpresslinie 1 auch genügend Verkehr aufläuft, um ein im mehr oder weniger Ödland liegenden Bahnhofsbau gewinnbringend aufzufrisieren ist mehr als fraglich. Und damit auch die Zukunft des Gebäudes. Die einzige Chance liegt wohl in einer kräftigen Umfeldumgestaltung und damit in den Händen der Stadt und ihrer diesbezüglichen Möglichkeiten.
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