Am Sonntag dem 24.09.06 findet um 14:00 wieder ein Biker-Gottesdienst statt. Ich selbst werd mit einer Kawasaki KLE 500 teilnehmen.
Ort: Evangelisches Gemeindezentrum, Robert-Koch-Straße 37
Zeit: 24.09.06 14:00 Uhr
Ein bisschen flaut es sich wieder hin, hier im Blog, und da mir heute so gar kein berichtenswerter Inhalt auf dem Schreibtisch liegt, gibt es an dieser Stelle einfach mal einen Verweis auf ein gewohnt schönes Bild des so ambitionierten Skateboarders wie Flickr-Fotofreundes Rollvieh.
Weitere aktuelle Stadtthemen sind das eigenartige Fußball-Verbandsligaspiel EFC Stahl gegen Eintracht Ortrand sowie die Niederlage der BSG-Stahl Handballer beim Saisonauftakt gegen Trebbin, ein Interessenkonflikt zwischen Trinkwasserbestimmungen und Ausbauwünschen auf dem Verkehrslandplatz Eisenhüttenstadt-Frankfurt/Oder, Gewalt im Brunnenring und grober Vandalismus in der Erich-Weinert-Allee, eventuell ein Streik im EKO/AEH, die Kontroverse um die Neugestaltung des Aufsichtsrates des Krankenhauses und die Eichelsammlung für den Heimattiergarten. Zudem wurde die Firma Heckmann Stahl- und Metallbau Ost von der Oskar-Patzelt-Stiftung mit dem "Großen Preis des Mittelstandes" ausgezeichnet.
Die Zeit der Idealstädte ist entgegen allem Unkenrufen nicht vorbei und auch nicht weitweg in Chinas Sonderwirtschaftszonen oder am Persischen Golf zu verorten, sondern relativ nah an unseren Gefilden anzutreffen. Auf der 10° Mostra internazionale di Architettura della Biennale di Venezia 2006, die unter dem Motto "Cities, architecture and society" läuft, wurde jetzt die ersten Entwürfe für das italienische Idealstadtprojekt Vema, das irgendwo zwischen Verona und Mantua in die Landschaft direkt auf die Grenze zwischen Venetien und der Lombardei gestampft werden soll, vorgestellt (mehr auch hier: Vema: una nuova città per la Biennale di Venezia (italienisch)).
Das neue Stadtideal heißt Schnittstelle: direkt auf den Grenzverlauf gepackt, was im Gegensatz zu durchgrenzten Stadtgebieten wie Berlin bis 1989 oder auch Nikosia, verbindenden Charakter haben soll, ist der neue Ort gleichzeitig Kreuzungspunkt der Bahnlinien Lissabon-Barcelona-Kiev und Berlin-Parlermo - das Bahnzeitalter ist für die italienischen Planer also auch angesichts des Easyjettens noch nicht perdu.
Die Kerngrundfläche der Stadt ist mit 2,3 mal 3,7 Kilometern - d.h. etwa achteinhalb Quadratkilometern - angegeben. Zum Vergleich: Eisenhüttenstadt kommt auf um die 60 qkm, allerdings dürfte ein großer Teil auf das AEH-(ehemals EKO)Betriebsgelände entfallen. Die Kernstadt Seoul hat etwa die 10fache Größe und dabei die 285fache Einwohnerschaft. Monaco dagegen kommt nicht einmal auf 2 qkm, beherbergt aber etwa soviele Menschen wie Eisenhüttenstadt. Für Vema sollen es auch etwa 30 000 (bis 50 000 )Einwohner werden, was es aufgrund der Merkmale "Größe" und "Planstadt" sogleich als perfekte Partnerstadt für unsern Heimatort qualifizieren würde. Die Architektur der italienischen Neubausiedlung wird dagegen eine ganz andere sein, wenn man dem 5 mal 8 Meter Plastikentwurf glauben kann. Dieter Bartetzko zeigt sich heute im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung jedenfalls sehr beeindruckt - allerdings nicht so richtig positiv:
Öde Wohn-,Arbeits- und Kulturscheiben mit Endlosgeschossen werden vorgeschlagen, mal umkurvt, mal in Reih und Glied, teils von grünen Parks umschlungen, teils von dynamischen Verkehrsachsen durchdrungen. Vemas Uniformität, Brutalität und Anonymität übertrifft den dreidimensionalen Horror von Mestre, dem Märkischen Viertel Berlins oder den Banlieus von Paris. (FAZ Nr. 214, 14.09.2006. S. 42)
Wenn denn gebaut wird, ist das Eröffnungsziel 2026, dem hundersten Jubiläum der Mailänder Gruppo 7, die - praktisch damals mit ein wenig und theoretisch mit recht viel Erfolg - versuchte, die Moderne der Architektur auch in Italien in Form des Razionalismo einzuläuten.
Das Moderne an Vema soll allerdings weniger die Reduktion der Form sondern vor allem die Reduktion der Strukturierung nach Vierteln sein. Hier plant man ein Verschmelzen aller stadtprägenden Elemente, vom Markt über die Wohnanlagen, den sakralen Räumen hin zur Mediathek. Alles schwimmt, und zwar möglichst harmonisch ineinander. Das ist also ein bisschen Gegenentwurf zur durch Wohngebietszentren geprägten Struktur in Eisenhüttenstadt. Ebenfalls ein Gegenprogramm drückt sich in der Standortwahl aus: Dort wurde eine zentrale und logistisch exzellente Lage gewählt, während wir zwar im Herzen der Europäischen Union befindlich sind, aber eigentlich ordentlich am Rand von Allem.
Was man in den europäischen Ballungsregionen massiv beobachten kann, nämlich eine unkontrollierbare Diffusion des Urbanen, findet allerdings im Osten Brandenburgs fast gar nicht bzw. bestenfalls an den Rändern der Landgemeinden statt. In Norditalien schon und zwar besonders an den Rändern der Autobahnen und daher hat man sich vorgenommen, mit Vema als einer kleinen Stadt nach menschlichem Maß eine Art Gegenmodell zu schaffen. Man möchte also mit stadtplanender Hand etwas Ordnung in das ungesteuerte Wuchern von Wohnsiedlungen und Gewerbegebieten, Industrieanlagen und Lagerhallen an den Hauptverkehrsachsen der Region bringen.
Das Urbane soll wieder äußere Grenzen bekommen, während die inneren zugunsten der Lebensqualität schwinden. Inwieweit dieses Konzept in Vema aufgeht, steht natürlich in den Sternen, zumal der Aufbau - wenn überhaupt - erst in 15 bis 20 Jahren losgehen wird. Da staunt man schon, wie schnell und handlungsfähig man in jungen Zentralstaaten u.U. vorgehen kann: 1949 wurde die DDR gegründet, 1950 das erste neue Großkombinat und ab 1951 ging es richtig rund mit der ersten Neubaustadt. Den direkten Vergleich des 50 Jahres-Bewährung werden wir dann um 2076 an dieser Stelle ziehen. (Falls ich es nicht vergesse.)
Mehr - allerdings auf Italienisch - gibt es bei Europaconcorsi, bei L'Espresso und auch mit einem Bild im Blog Piassa.
I spent the other day in Eisenhuttenstadt, a small town near here, the main feature of which is an enormous factory that produces steel sheets.. The town was renamed as Eisenhuttenstadt in the late 50’s, it’s name before that was Stalinstadt. Both my host mother and father work at the complex there, which I had a chance to tour.
Robert aus Iowa verbringt ein Schuljahr in Leipzig. Vorher war er aber ein Weilchen in Wiesenau untergebracht, was einen Ausflug nach Eisenhüttenstadt einschloß. Und über diesen berichtet er in seinem Weblog: Steel Factory
Auch sonst hat man bei Robert in Germany eine nett zu lesende Außenperspektive eines jungen Amerikaners, der (Ost)Deutschland erlebt.
Was sich all die verwöhnten Skateboard-Kids mit ihren Rollmops- oder Robotron-Skateboards, die heute im Park auf der Insel leider häufig mehr schnöde abhängen als wie blöde shredden, vermutlich nicht vorstellen können, ist, wie sich die Skateboardszene Eisenhüttenstadts vor 15 Jahren darstellte.
Damals war Skateboardfahren in der Stahlstadt nämlich weitgehend unbekannt bzw. etwas sehr Exotisches und die Zahl der (Gelegenheits)Boarder lag nicht höher als schätzungsweise drei. Zwei davon waren mein Basketball-Kumpel Luis und ich und wir waren so ahnungslos, wie man es sich nur vorstellen kann. Als einziger Kontakt nach Außen und damit als Leitmedium galten die damals teilweise noch etwas improvisiert wirkenden, aber nicht minder geherzten und bewahrten Hefte des Monster Skateboard Magazins, die es im frisch eröffneten Kaufland gab. Dort konnten wir auch für 17 D-Mark unser erstes Skateboard-Video erwerben, durch welches wir endgültig der Verderbnis des Rollbrettsport zugeführt wurden: Streets Of Fire von Santa Cruz (gedreht etwa 1989), das mit alternativem Cover in einer Funsportsreihe erschienen war und sich daher irgendwie in die Videoabteilung des Discounters verirrte.
Dank YouTube kann ich mir den uns bis ins Mark erschütternden Part von Natas Kaupas heute wieder ansehen, wobei diese Konfrontation mit den alten Vorbildern schaufelweise Melancholie aufsteigen lässt. Das dort Gezeigte war es, was unseren Lebens-, Skate- und Kleidungsstil prägte, hier fuhren unsere ersten Helden. Entsprechend inspiriert bollerten wir in den Straßen Eisenhüttenstadts herum und zogen uns aufgrund der damit verbundenen Lärmentwicklung einerseits die Aufmerksamkeit der Passanten und andererseits den Unmut der Anwohner zu. Und vielleicht war es genau diese Tatsache die letztlich die Grünanlagenpfleger auf die Idee brachte, etwa 1994 auf der Insel den kleinen Park hinzubetonieren und mit ein paar Rampen auszustatten. Dieser zog recht bald die coolen Jungs aus Frankfurt/Oder an, die uns dann mit allen szenespezifischen Dos and Don'ts ausstatteten, so dass wir statt auf Santa Cruz auf Birdhouse abfuhren und T-Shirts der heute längst vergessenen Marken Color oder Prime zu riesenweiten Bully-Pants trugen. Die Karohemden blieben von da an im Schrank, die Reebok-Schuhe ebenfalls, denn nun trug man Airwalk NTS und später Dukes und Kastel (Ronnie Bertino: Die bequemsten Schuhe, die ich jemals mein Eigen nannte.). Einen schönen Eindruck, wie wir nach der Frankfurter Überarbeitung herumliefen, kann man sich bei diesem Ron Knigge-Video, ebenfalls auf YouTube, holen. Der Ausschnitt stammt aus dem exzellenten Filmchen Whatever von New Deal, welches ich mir 1993 auf einem Klassenausflug nach London im Shop im Skatepark von Harrow als meinen zweiten Skateboardfilm überhaupt zulegen konnte. Wie man sieht, war nun im Gegensatz zu dem schnellen späten 1980ern eher gediegenes Standskateboarding angesagt.
Die untenstehende Fotografie zeigt mich noch vor der Whatever-Phase und versucht einen kleinen Eindruck von den Bedingungen zu vermitteln, die sich uns damals boten.
Aus Sperrholz, Blechen und anderen Bauabfällen versuchten wir uns am Rampenbau und manchmal ging es ins leerstehende Schwimmbecken des Freibads Buchwaldstraße, was zu dieser Zeit noch nicht renaturiert war. Oder vor das Friedrich-Wolf-Theater und später auf's neu verlegte Pflaster des Radwegs in der Straße der Republik in Höhe des Imbiss "Automat".
Andere sehr gut geeignete Spots waren der Schulhof der Erich-Weinert-Schule und das mittlerweile ebenfalls verschütterte Schachbrettbecken (oder was es auch immer sein sollte) vor der Kaufhalle gegenüber der Juri-Gagarin-Oberschule. Dort drönten wir mit den im Vergleich zu heute etwas unförmigen und ziemlich großen Brettern, die uns eine ganze Weile die Welt bedeuteten, herum, ich am Ende, trotz geringerem Talentes, länger als mein Kompagnon Luis, der sich recht bald ganz anderen anderen Beschäftigungen widmete. Heute rollt es sich allerdings auch bei mir nicht mehr so gut und so oft - ein Versuch diesen Sommer zeigte, dass das Skateboard und ich entscheidend auseinandergewachsen sind und uns mittlerweile mehr als Fremde begegnen, die nicht mehr allzuviel mit einander zu tun haben wollen.
Ich denke, wir beide haben heute einfach ein neues und passenderes Betätigungsfeld gefunden: das Board ist Staubfänger und ich bin Eisenhüttenstadt-Blogger.
Übrigens finde ich es interessant, was Wikipedia so über meine Heimatstadt weiß.
Nett finde ich, dass nur korrekte Spitznamen der Stadt wiedergegeben worden und nicht so Mist wie EiHü. Das sagt hier kein Mensch. Am niedlichsten finde ich ja vor allem Шроттгород (wer das nicht lesen kann, ist entweder Westgermane oder Wendekind...). Den Namen der Stadt sollte man sich merken, den kennen hier ziemlich viele, ich sag das auch manchmal, vor allem, wenn mir was nicht passt. Aber mit der Sache von wegen die unterstellte Nähe zum sozialistischen Staat mag ich nicht mitgehen, immerhin sollteEisenhüttenstadtStalinstadt die erste sozialistische Planstadt im Grünen auf deutschem Boden werden, da wird die Nähe zum Sozialismus wohl durchaus mal exisitiert haben.
Weil wir uns neulich darüber wunderten: Es gibt sie doch, die Bloggerinnen von Eisenhüttenstadt. Sie sind nur nicht bei uns, sondern bei sich, wie z.B. Christin.
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