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Hitting the Streets - Skateboarding 1992

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Hitting the Streets - Skateboarding 1992

Geschrieben von
Ben
in Stadtgeschichte
Dienstag, 12. September 2006
2 Kommentare

Was sich all die verwöhnten Skateboard-Kids mit ihren Rollmops- oder Robotron-Skateboards, die heute im Park auf der Insel leider häufig mehr schnöde abhängen als wie blöde shredden, vermutlich nicht vorstellen können, ist, wie sich die Skateboardszene Eisenhüttenstadts vor 15 Jahren darstellte.

Damals war Skateboardfahren in der Stahlstadt nämlich weitgehend unbekannt bzw. etwas sehr Exotisches und die Zahl der (Gelegenheits)Boarder lag nicht höher als schätzungsweise drei. Zwei davon waren mein Basketball-Kumpel Luis und ich und wir waren so ahnungslos, wie man es sich nur vorstellen kann. Als einziger Kontakt nach Außen und damit als Leitmedium galten die damals teilweise noch etwas improvisiert wirkenden, aber nicht minder geherzten und bewahrten Hefte des Monster Skateboard Magazins, die es im frisch eröffneten Kaufland gab. Dort konnten wir auch für 17 D-Mark unser erstes Skateboard-Video erwerben, durch welches wir endgültig der Verderbnis des Rollbrettsport zugeführt wurden: Streets Of Fire von Santa Cruz (gedreht etwa 1989), das mit alternativem Cover in einer Funsportsreihe erschienen war und sich daher irgendwie in die Videoabteilung des Discounters verirrte.
Dank YouTube kann ich mir den uns bis ins Mark erschütternden Part von Natas Kaupas heute wieder ansehen, wobei diese Konfrontation mit den alten Vorbildern schaufelweise Melancholie aufsteigen lässt. Das dort Gezeigte war es, was unseren Lebens-, Skate- und Kleidungsstil prägte, hier fuhren unsere ersten Helden. Entsprechend inspiriert bollerten wir in den Straßen Eisenhüttenstadts herum und zogen uns aufgrund der damit verbundenen Lärmentwicklung einerseits die Aufmerksamkeit der Passanten und andererseits den Unmut der Anwohner zu. Und vielleicht war es genau diese Tatsache die letztlich die Grünanlagenpfleger auf die Idee brachte, etwa 1994 auf der Insel den kleinen Park hinzubetonieren und mit ein paar Rampen auszustatten. Dieser zog recht bald die coolen Jungs aus Frankfurt/Oder an, die uns dann mit allen szenespezifischen Dos and Don'ts ausstatteten, so dass wir statt auf Santa Cruz auf Birdhouse abfuhren und T-Shirts der heute längst vergessenen Marken Color oder Prime zu riesenweiten Bully-Pants trugen. Die Karohemden blieben von da an im Schrank, die Reebok-Schuhe ebenfalls, denn nun trug man Airwalk NTS und später Dukes und Kastel (Ronnie Bertino: Die bequemsten Schuhe, die ich jemals mein Eigen nannte.). Einen schönen Eindruck, wie wir nach der Frankfurter Überarbeitung herumliefen, kann man sich bei diesem Ron Knigge-Video, ebenfalls auf YouTube, holen. Der Ausschnitt stammt aus dem exzellenten Filmchen Whatever von New Deal, welches ich mir 1993 auf einem Klassenausflug nach London im Shop im Skatepark von Harrow als meinen zweiten Skateboardfilm überhaupt zulegen konnte. Wie man sieht, war nun im Gegensatz zu dem schnellen späten 1980ern eher gediegenes Standskateboarding angesagt.

Die untenstehende Fotografie zeigt mich noch vor der Whatever-Phase und versucht einen kleinen Eindruck von den Bedingungen zu vermitteln, die sich uns damals boten.
Aus Sperrholz, Blechen und anderen Bauabfällen versuchten wir uns am Rampenbau und manchmal ging es ins leerstehende Schwimmbecken des Freibads Buchwaldstraße, was zu dieser Zeit noch nicht renaturiert war. Oder vor das Friedrich-Wolf-Theater und später auf's neu verlegte Pflaster des Radwegs in der Straße der Republik in Höhe des Imbiss "Automat".
Andere sehr gut geeignete Spots waren der Schulhof der Erich-Weinert-Schule und das mittlerweile ebenfalls verschütterte Schachbrettbecken (oder was es auch immer sein sollte) vor der Kaufhalle gegenüber der Juri-Gagarin-Oberschule. Dort drönten wir mit den im Vergleich zu heute etwas unförmigen und ziemlich großen Brettern, die uns eine ganze Weile die Welt bedeuteten, herum, ich am Ende, trotz geringerem Talentes, länger als mein Kompagnon Luis, der sich recht bald ganz anderen anderen Beschäftigungen widmete. Heute rollt es sich allerdings auch bei mir nicht mehr so gut und so oft - ein Versuch diesen Sommer zeigte, dass das Skateboard und ich entscheidend auseinandergewachsen sind und uns mittlerweile mehr als Fremde begegnen, die nicht mehr allzuviel mit einander zu tun haben wollen. 
Ich denke, wir beide haben heute einfach ein neues und passenderes Betätigungsfeld gefunden: das Board ist Staubfänger und ich bin Eisenhüttenstadt-Blogger.

Der Versuch, über den eigenen Schatten zu springen.
Skateboardhüpfen im improvisierten Skatepark ca. 1992. Das Brettmodell war ein Powell-Peralta "Frankie Hill" und mächtig schwer.

 


Tags für diesen Artikel: 1992, , Erinnerung, Skateboard, Skateboardgeschichte, Stadtgeschichte
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#1 wieland am 09/12/06 um 11:50 [Antwort]
Kommentar (1)
#2 Alfie am 09/13/06 um 09:12 [Antwort]
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