Erstmals seit der Privatisierung 1995 steht wieder ein Ostdeutscher an der Spitze des früheren EKO-Stahlwerks in Eisenhüttenstadt. Der 49-jährige Frank Schulz ist neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der heutigen ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH (AMEH), wie ein Unternehmenssprecher am Mittwoch sagte. ...
Neben dieser Personalie des Tages, die uns heute ddp übermittelt, hat die Märkische Oderzeitung heute drei Themen in der Ausgabe die uns Kids vom Blog enorm interessieren.
So gibt es eine Art Replik auf den jüngsten Bericht aus der Fröbelringpassage, der als eine Art Gegenbericht zu dem "Angst vor dem Verlottern"-Artikel vom Samstag darstellt (siehe auch hier). Nun haben wir ein ganz anderes Bild von Armin Harwarth, Berufsoptimist und Manager der Passage, und wissen gar nicht mehr, was wir glauben sollen:
Mittlerweile hat Heike Kupka ihren Mietvertrag drei Monate vorm Auslaufen zum 30. September gekündigt. Auch darauf gebe es bisher keine Antwort. "Keine Ahnung, ob der Centermanager etwas davon weiß", sagt sie. Der sei eh kaum da. Genau genommen ist er montags und donnerstags von 11 bis 14 Uhr oder aber nach Vereinbarung in seinem Büro in der Passage - laut Öffnungszeiten. "Ich habe vielleicht zweimal mit ihm gesprochen", erzählt die Inhaberin des Kosmetikstudios. "Allerdings bin ich zu ihm gegangen, nicht umgekehrt."Vielleicht sollte man von Seiten der Stadt und auch von Seiten der Händlerschaft einfach akzeptieren, dass die TLG wichtigere Objekte in ihrem Portfolio hat, als das einst von Klaus Krzok und Kollegen entworfene Versorgungszentrum aus den frühen 1970ern, welches für immerhin 9000 Einwohner einer sozialistischen Mittelstadt ausreichend sein sollte und nun auf einmal mit der Banalität eines Netto-Marktes gegenüber einer Allwettereinkaufspassage und noch ein paar anderen großflächigen Einkaufsecken auftrumpfen soll.
Der auf "One-Stop-Shopping" fixierte Eisenhüttenstädter findet in Kaufland, Real,- und Marktkauf alles, was er für sein Alltagsleben benötigt und wer etwas Spannenderes möchte, dürfte sicher nicht gleich die Passage ansteuern, sondern wühlt vielleicht im Berliner Flohmarkt oder fährt vielleicht nach Berlin zum Flohmarkt oder auf den Kurfürstendamm.
So richtig Bedarf für die kleine Einkaufszone ist also abgesehen vom obligatorischen Wohngebietsdiscounter und vermutlich dem Dönerlädchen am Eck nicht in Eisenhüttenstadt. Daher tut Armin Harwarth zwar ganz recht, nach einem neuen Magneten zu suchen. Aber dass die Suche erfolgreich ist ... nun ja, man hat Zweifel und wartet gespannt, wie die Lösung aussieht. Es sollte in jedem Fall etwas sein, was man in gleicher Form nicht unbedingt sofort wieder auf der anderen Kanalseite vorfinden kann. Für den WK VI wäre zum Beispiel aktuell noch ein Internetcafé denkbar, dass per Funk-, Sky- oder anderem DSL bzw. Breitbandanschluss in eine Nische stößt, die tatsächlich schon dazu geführt haben soll, dass im Arbeitsleben stehende und damit kaufkräftige Stadtbewohner nicht in die Nähe der Passage zogen.
Nach ihrer "Flucht aus der Fröbelringpassage" hat sich Janet Neiser offensichtlich an einen aktuell ähnlich verlassenen Ort begeben: das Café Olé in der Glashüttenstraße, welches die Stadtverwaltung aus Gründen schließen ließ, die einem Friedrichshain-Kreuzberger als harmonisches Eden erscheinen müssen:
"Gegen 4.25 Uhr soll auf dem Parkplatz neben dem Klub herumgegrölt worden sein", so Lehmann. Die Beamten kontrollierten die Jugendlichen, stellten aber nichts weiter fest.Doch im Rathaus wurden nach dieser Nacht Konsequenzen gezogen.Zuvor gab es im Club im Rahmen eines Konzertes noch ein bisschen Lärm und sicher auch Geschubse, was bei der der dortigen Klientel, die sicher nicht aus von Anstandsdamen großgezogenen Waisenknaben sondern aus trinkfreudigen und mehr oder weniger trinkfesten Punks (not dead) und Punkerinnen besteht, kaum überraschen sollte.
Aber Kleinstadt ist Kleinstadt und Christina Chvosta, Bereichsleiterin für Freizeit, Kultur und Sport im Rathaus, kann man nur wünschen, dass sie niemals nach Berlin zur Kultursteuerung am Boxhagener Platz abgeordnet wird.
Vielleicht sind es aber auch andere Gründe, als nächtliche Kakofonien aus rauher Punkerkehle, die dem Café einen Riegel vorschieben, denn immerhin kann man bei dem sicher nicht durchgängig beliebten Lokal 6800 Euro und eine organisierte Subkultur einsparen. Dies will natürlich niemand und daher warten wir und die Cafégäste sehr gespannt auf die "mobile Arbeit", die in Form von Sozialprofis nun dort greifen und wieder für Ordnung und Sicherheit sorgen soll. Die andere mobile Truppe, die ähnliche Aufgaben erfüllt, heißt in Brandenburg übrigens MEGA, aber die war bislang trotz zwei zerstochener linker Polizeireifen wohl noch nicht im Einsatzplan.
Das dritte Thema ist uns Herzenssache, denn es geht um das Tiergehege, welches die Stadt Eisenhüttenstadt im letzten Jahr in gewissenhafter Abwägung mit anderen wichtigen Kulturphänomenen im Ort (Stadtfest) zur Disposition stellte und welches nun versucht, durch einen Förderverein am Leben zu bleiben. Dafür ist einerseits nötig, den Tierbestand zu überdenken (10 Hirsche fressen mehr als fünf) und vor allem beim Personal zu sparen, was nur eben geht:
"Künftig, so Dieter Sommer, werden nur zwei entsprechend ausgebildete Arbeitskräfte eine Anstellung beim Förderverein finden können."Der Rest der Truppe kann sich schon mal bei der Solarzulieferei, dem Gaskraftwerk oder der Papierhütte bewerben, die den Wirtschaftsaufschwung ins Land spülen werden und vielleicht lässt sich dann auch Gazprom als Hauptsponsor für den Heimattiergarten gewinnen.
Übrigens darf man bei aller Freude nicht vergessen, dass auch die Neuansiedlungen der neuen Industrien am Rande der Stahlstadt vorwiegend mit Förderzuschlägen aus Bundesmitteln belohnt werden. Bei der First Solar-Anlage in Frankfurt/Oder sind es wohl um die 40% der Investitionssumme, die die Bundesrepublik beisteuert. Wenn's hilft. Den harten Anhängern eines ungehemmten Wettbewerbs (FAZ von gestern) stößt dies zwar ein bisschen als Wermutströpfchen im Champagnerglas auf, aber immerhin fließt ausreichend Geld an die deutsch-polnische Grenze, um die Oderstadt für eine Spielbank attraktiv zu machen. Joker's Place - dafür musste man bislang bis nach Cottbus reisen. Damit dies nicht auch für einen Zoo-Besuch gilt, sei die Empfehlung an die Bürger Eisenhüttenstadts, dem Tiergehege, sofern möglich, wirklich unter die Arme zu greifen, denn in die Spielbank kommt man mit seinen Dreijährigen leider nicht rein, auch wenn die fröhliche Fassadengestaltung der Joker's Place Filialen es etwas anders vermuten lässt.
Dass man zukünftig anders als in der Spielbank, die mehr Zugangsoptionen bietet, im Heimattiergarten nur noch per Münzeinwurf eingelassen wird, ist natürlich nicht begrüßenswert. Dennoch glauben wir, dass das Geld, welches demnächst mit Sonne, Gas und Papier gleich Milch und Honig durch Eisenhüttenstadt fließen wird, hier besser angelegt ist, als beim Blackjack zu Frankfurt/Oder. Also: Förderverein Tiergehege Ehst. e.V., BLZ: 17055050, Kontonummer: 3135082643, Sparkasse Oder-Spree.
Nach der Personalie des Tages und den Nachrichten vom Tage gibt es natürlich ein Bild zur Nacht, dass zwar nicht aus Eisenhüttenstadt stammt, aber beinahe so ausschaut:
Eisenhüttenstadt ist wunderschön, aber andere Städte haben auch schmucke Häuser, wie man so schön sagt...
Alle die denken, der II. Wohnkomplex ist etwas völlig Singuläres, sollten ruhig mal die Berliner Auerstraße hinunter schlendern, denn dort sieht man den Prunk, den man in der Pawlow-Allee gern sehen würde. Der Unterschied zu Eisenhüttenstadt liegt hier hauptsächlich darin, dass zur Nationalen Bautradition auch noch ein paar andere Architekturvorstellungen in die Stadtlandschaft gewürfelt stehen.
Alle die denken, der II. Wohnkomplex ist etwas völlig Singuläres, sollten ruhig mal die Berliner Auerstraße hinunter schlendern, denn dort sieht man den Prunk, den man in der Pawlow-Allee gern sehen würde. Der Unterschied zu Eisenhüttenstadt liegt hier hauptsächlich darin, dass zur Nationalen Bautradition auch noch ein paar andere Architekturvorstellungen in die Stadtlandschaft gewürfelt stehen.